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# taz.de -- Arbeitsbedingungen bei Apple-Zulieferern: Hohe Vermittlungsgebühr …
> Um bei einem Zulieferer des US-Konzerns zu arbeiten, zahlten viele
> Arbeiter einen hohen Betrag. Vier Millionen Dollar hat Apple nun
> zurückgezahlt.
Bild: Hier auch? Das weiß nur Apple – im besten Fall.
CUPERTINO dpa | Arbeiter von Apple-Zulieferbetrieben haben überhöhte
Gebühren zurückbekommen, die lokale Agenturen für die Vermittlung eines
Jobs bei Zulieferern des iPhone-Herstellers verlangt hatten. „Insgesamt
wurden 3,96 Millionen Dollar an Beschäftigte in Drittfirmen zurückgezahlt,
denen Arbeitsvermittlungsfirmen diese maßlosen Gebühren abgenommen hatten“,
sagte Jeff Williams, der bei Apple als Senior Vice President für die
Produktion verantwortlich ist. Weltweit wurden laut dem aktuell
vorgestellten Bericht über Zulieferbetriebe 633 Unternehmen im vergangenen
Jahr überprüft, bei denen insgesamt 1,6 Millionen Beschäftigte arbeiten.
In 210 Betrieben sei im vergangenen Jahr erstmals eine Überprüfung dieser
Art vorgenommen worden. In manchen Firmen habe man festgestellt, dass
Beschäftigte unbezahlte Überstunden in einem erheblichen Umfang leisten
mussten. Auch hier habe man die Mängel abstellen lassen und die Zulieferer
mussten den Betroffenen insgesamt 900 000 Dollar an Entschädigung zahlen.
„Und die zu jungen Arbeiter, die wir entdeckt haben, wurden bei
fortlaufenden Lohnzahlungen in die Schulen zurückgeschickt.“
Insgesamt wurden dem Bericht zufolge von den Prüfern zwölf zu junge
Arbeiter entdeckt. In vier weiteren Fällen wurden die Beschäftigten zu jung
eingestellt, hatten aber zum Zeitpunkt der Kontrollen das Mindestalter
erreicht. In 73 Betrieben hätten Beschäftigte im Alter unter 18 Jahren
entgegen Apples Vorgaben Überstunden oder Nachtschichten arbeiten müssen.
Bei Apple-Zulieferern dürfen Mitarbeiter ab einem Alter von 15 Jahren
beschäftigt werden, auch wenn lokale Mindestgrenzen tiefer liegen.
Die Arbeitsverhältnisse in den Zulieferfirmen von Apple werden immer wieder
kritisch beobachtet, auch weil es vor Jahren mehrere Selbsttötungen von
Arbeitern beim Apple-Partner Foxconn in China gab.
## Verschiedene Standards
Williams verwies auf ein breit angelegtes Schulungsprogramm, mit dem
bislang 2,3 Millionen Arbeitnehmer auf die Standards von Apple und auf ihre
Rechte als Beschäftigte hingewiesen worden seien. Über 600 Fabrik-Manager
seien in einem 18-monatigen Trainingsprogramm zu den Themen Sicherheit,
Umwelt und Gesundheit am Arbeitsplatz geschult worden. Rund 30.000 Arbeiter
seien nach Inspektionen angerufen worden, um sicherzugehen, dass sie für
ihre Kooperation mit den Prüfern nicht bestraft wurden.
In der Vorbereitung des Marktstarts des neuen iPhone 6 habe allerdings fast
jeder Vierte der untersuchten Betriebe im September 2014 Probleme gehabt,
die vorgeschriebene Zahl von maximal 60 Arbeitsstunden pro Woche
einzuhalten. Im Dezember lag der Anteil der Arbeiter mit 60 und mehr
Wochenstunden wieder unter zehn Prozent. Im Schnitt sei bei Zulieferern
unter 49 Stunden pro Woche gearbeitet worden. Apple beobachtete für die
Auswertung die Arbeitsstunden von 1,1 Millionen Beschäftigten pro Woche.
Die für westliche Verhältnisse langen, in China aber durchaus üblichen
Arbeitszeiten waren in der Vergangenheit immer wieder von westlichen
Gewerkschaften kritisiert worden.
## Kontrollen ausgeweitet
Apple hatte die Inspektionen bei Zulieferern in den vergangenen Jahren
massiv ausgeweitet. 2013 waren es noch 451 Kontrollen gewesen, im Vergleich
zu 2012 wurde die Zahl im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Im Jahr des
iPhone-Starts 2007 hatte es nur 39 Inspektionen gegeben. Jetzt erschienen
die Prüfer allein 40 Mal unangemeldet. Irgendwelche Verstöße würden bei
jeder einzelnen Überprüfung festgestellt. Die Zusammenarbeit mit bisher 18
Zulieferern sei wegen wiederholter Vergehen beendet worden.
In 18 Betrieben seien Mitarbeiter unter dem lokal vorgeschriebenen
Mindestgehalt bezahlt worden, den Betroffenen seien 24 000 Dollar erstattet
worden.
Die zurückgezahlten knapp vier Millionen Dollar Vermittlungsgebühren gingen
an rund 4500 Arbeiter, hieß es. Insgesamt seien auf diese Weise seit Beginn
des Programms 2008 mehr als 30 000 Arbeitern knapp 21 Millionen Dollar
erstattet worden.
In dem Bericht nimmt Apple auch Stellung dazu, woher der Konzern seine
Rohstoffe bezieht. Ziel eines im Jahr 2011 gestarteten Programms ist es,
komplett auf Mineralien zu verzichten, die in Konfliktregionen gefördert
oder verarbeitet werden. Zu vier Erzhütten habe man die
Geschäftsbeziehungen aufgeben müssen, weil sie sich einer unabhängigen
Überprüfung der Standards verweigert hätten, sagte Williams. Tantal-Erze
wie Tantalit und Coltan werden teilweise als sogenannte Konfliktmineralien
eingestuft, da die Förderminen in bestimmten Teilen der Demokratischen
Republik Kongo von Rebellen kontrolliert werden. Diese Betriebe stehen im
Verdacht, Menschenrechtsverletzungen mitzufinanzieren.
In 134 Betrieben seien die Luftemissionen in der Produktion nicht
ausreichend überwacht worden, hieß es in dem Bericht außerdem. An sieben
Standorten sei Wasser ungereinigt abgleitet worden.
12 Feb 2015
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