| # taz.de -- Zuwanderung in die Schweiz: Nur nach Bedarf | |
| > Nach der Volksinitiative gegen „Masseneinwanderung“ legt die Regierung | |
| > nun ein Gesetz vor. EU-Bürger sind von der Regelung noch nicht betroffen. | |
| Bild: Für mehr Menschen wird die Einwanderung in die Schweiz erschwert. | |
| GENF taz | Die Schweiz will den Zuzug von AusländerInnen ab Februar 2017 | |
| durch Höchstzahlen begrenzen. Einen entsprechenden Gesetzesentwurf legte | |
| der Bundesrat, die siebenköpfige Regierung in Bern, am Mittwoch den beiden | |
| Parlamentskammern National- und Ständerat vor. | |
| Mit dem Gesetz soll die von der rechtspopulistischen Schweizer Volkspartei | |
| (SPV) lancierte Volksinitiative zur „Begrenzung der Masseneinwanderung“ | |
| umgesetzt werden, die bei der Abstimmung am 9. Februar 2014 eine knappe | |
| Mehrheit gefunden hatte. Die Gesetzesvorlage gilt allerdings zunächst nur | |
| für AusländerInnen aus Staaten außerhalb der EU. Denn Zuzugskontingente für | |
| EU-BürgerInnen würden gegen das bilaterale Personenfreizügigkeitsabkommen | |
| zwischen Bern und Brüssel verstoßen und werden von der EU daher strikt | |
| abgelehnt. | |
| Die Hoffnung des Bundesrats, die EU in dieser Frage bis Februar 2017 doch | |
| noch zu einem Entgegenkommen zu bewegen, werden von fast allen Parteien, | |
| Medien und Experten als unrealistisch eingeschätzt. Als wahrscheinlich | |
| gilt, dass es zu einer erneuten Volksinitiative und -abstimmung zum Thema | |
| „Masseneinwanderung“ kommt. | |
| Die Gesetzesvorlage nennt keine konkreten Höchstzahlen für den Zuzug von | |
| AusländerInnen. „Mit Rücksicht auf das gesamtwirtschaftliche Interesse“ | |
| sollen die Höchstzahlen ab 2017 immer nur für ein Jahr und nach Absprache | |
| mit der Wirtschaft und den 26 Kantonen festgelegt werden. Der Entwurf legt | |
| jedoch fest, dass künftig bei der Besetzung von Arbeitsplätzen Schweizer | |
| StaatsbürgerInnen grundsätzlich den Vorrang erhalten müssen. | |
| ## Erleichterungen für Flüchtlinge | |
| Außer in Bereichen, wo es einen allgemeinen Arbeitskräftemangel gibt, muss | |
| in jedem Einzelfall geprüft werden, ob es geeignete Schweizer Arbeitskräfte | |
| gibt, bevor für Ausländer eine Arbeitserlaubnis ausgestellt wird. Um die | |
| Einwanderung zu reduzieren, will die Regierung zudem das inländische | |
| Arbeitskräftepotenzial stärker ausschöpfen. So soll die Integration von im | |
| Land lebenden Ausländern und von Menschen mit einer Behinderung stärker | |
| gefördert werden. Im Medizinbereich sollen die Bildungsangebote ausgebaut | |
| werden, Asylsuchende und Flüchtlinge ohne spezielle Genehmigung eine Arbeit | |
| annehmen dürfen. | |
| Eine einseitige Festlegung von Höchstzahlen bei der Zuwanderung für | |
| EU-BürgerInnen würde laut der EU-Kommission zu einer Kündigung nicht nur | |
| des Personenfreizügigkeitsabkommens, sondern auch der übrigen sechs | |
| bilateralen Abkommen zwischen Brüssel und Bern führen. Sollte es in dieser | |
| Frage bis Februar 2017 keine Einigung geben, sind neue Volksinitiativen zur | |
| Abstimmung über die bilateralen Verträge mit der EU oder auch über einen | |
| Beitritt der Schweiz zur EU wahrscheinlich. | |
| 12 Feb 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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