# taz.de -- Kämpfe in der Ostukraine: Separatisten rücken in Debalzewe ein | |
> Der Termin zum Abzug schwerer Waffen ist verstrichen. Beide Seiten warten | |
> darauf, dass der Gegner beginnt. Nun wird erstmals in den Straßen von | |
> Debalzewe gekämpft. | |
Bild: Bewaffnete Separatisten in der Region um Debalzewo. | |
BERLIN/KIEW rtr/dpa/afp/ap | Die ukrainische Armee und die prorussischen | |
Rebellen haben am Dienstag nicht wie vereinbart mit dem Abzug ihrer | |
schweren Waffen von der Front begonnen. Der vergangene Woche dafür | |
festgeschriebene Termin verstrich am Morgen. | |
Beide Seiten hatten bereits am Montag erklärt, sie würden mit dem Abzug | |
erst beginnen, wenn dies auch die andere Seite tue. Währendessen wird aus | |
der Region um Debalzewe weiterhin über heftige Kämpfe berichtet. | |
Nach Angaben der Separatisten werde jetzt auch erstmals in den Straßen von | |
Debalzewe gekämpft. Nach tagelangem Stellungskrieg um Debalzewe seien die | |
Separatisten in die strategisch wichtige Stadt in der Ostukraine | |
eingerückt, heißt es. | |
„Der Vormarsch verläuft sehr aktiv. Ein großer Teil der Stadt befindet sich | |
unter unserer Kontrolle“, sagte ein Sprecher der Aufständischen am Dienstag | |
der Agentur Interfax. Es gebe "viele Opfer" bei den Regierungseinheiten, | |
Dutzende andere Soldaten würden kapitulieren. | |
Der Polizeichef des Gebietes Donezk, Wjatscheslaw Abroskin, sagte, der | |
Verkehrsknotenpunkt Debalzewe werde von prorussischen Separatisten | |
beschossen. Die Armeeführung in Kiew prüft die Angaben. | |
Am Dienstagmorgen schon hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel in einer | |
Telefonkonferenz mit den Präsidenten Russlands und der Ukraine, Wladimir | |
Putin und Petro Poroschenko, auf eine Umsetzung der Vereinbarungen von | |
Minsk gedrungen. Anlass waren unter anderem die Kämpfe in der Region | |
Debalzewe. | |
Die Gesprächspartner hätten konkrete Schritte vereinbart, um eine | |
Beobachtung der Lage durch die Organisation für Sicherheit und | |
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu ermöglichen, teilte Regierungssprecher | |
Steffen Seibert mit. | |
Merkel und Poroschenko appellierten den Angaben nach zudem in dem Telefonat | |
am Montag an Putin, seinen Einfluss auf die Separatisten geltend zu machen, | |
damit diese das Feuer einstellten. Ferner solle ab Dienstag wie vereinbart | |
mit dem Rückzug schwerer Waffen begonnen werden. | |
Die OSZE hatte am Sonntag erklärt, ihren Beobachtern werde der Zugang zu | |
Debalzewe von prorussischen Separatisten verwehrt. Die Organisation soll | |
überwachen, ob Rebellen und ukrainische Soldaten tatsächlich wie im Minsker | |
Abkommen vereinbart ihre Waffen schweigen lassen und ab Dienstag schwere | |
Waffen abziehen. Der in der weißrussischen Hauptstadt vereinbarte | |
Waffenstillstand stand am Montag auf der Kippe. | |
## Separatisten wollen weiterkämpfen | |
Die prorussischen Separatisten wollen den Kampf um die Kontrolle der | |
ostukrainischen Stadt Debalzewe trotz des vereinbarten Waffenstillstands | |
nicht beenden. „Dazu haben wir nicht das Recht“, sagte der | |
Rebellenvertreter Denis Puschilin am Dienstag der Nachrichtenagentur | |
Reuters in Donezk. „Das ist auch eine moralische Angelegenheit.“ | |
Puschilin fügte hinzu: “Wir müssen auf das Feuer reagieren und an der | |
Zerstörung der feindlichen Kampfstellungen arbeiten.“ In der Region um | |
Debalzewe toben noch heftige Kämpfe. Dort sind rund 8.000 ukrainische | |
Soldaten eingekesselt. | |
Auch die USA haben sich angesichts der brüchigen Waffenruhe in der | |
Ostukraine besorgt gezeigt und ein sofortiges Ende der Kämpfe gefordert. | |
„Russland und die Separatisten, die es unterstützt“, müssten sämtliche | |
Angriffe umgehend einstellen, erklärte die US-Außenamtssprecherin Jen | |
Psaki. | |
Die USA seien „zutiefst beunruhigt“ angesichts der Lage vor allem in und um | |
die Stadt Debalzewe. Das US-Außenministerium forderte die Konfliktparteien | |
auf, mit der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa | |
(OSZE) zu kooperieren und die Vereinbarungen der Verhandlungen in Minsk | |
„vollständig umzusetzen“. | |
17 Feb 2015 | |
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