# taz.de -- Die Streitfrage: Ein Staatsbankrott? Na und? | |
> Der nächste Krisengipfel zur griechischen Schuldenfrage ist gescheitert, | |
> der Staatsbankrott droht. Aber liegt im Scheitern nicht auch eine Chance? | |
Bild: Bank in Athen: Scheitern als Chance? | |
Es ist nicht lange her, da klang der griechische Finanzminister Gianis | |
Varoufakis noch zuversichtlich. Er freue sich auf „fruchtbare | |
Verhandlungen“ mit den europäischen Partnerländern, sagte er in fast jedes | |
Mikro, das ihm unter die Nase gehalten wurde. Inzwischen jedoch wird die | |
Zeit knapp für solche Gespräche – und die Situation für Griechenland immer | |
bedrohlicher. | |
Erst am Montagabend brachen die Eurofinanzminister ihren Krisengipfel in | |
Brüssel vorzeitig ab, nach nur einer halben Stunde. Die Euro-Gruppe hatte | |
Griechenland einen Kompromissvorschlag mit flexiblerem Sparprogramm in | |
Aussicht gestellt. Doch Varoufakis schlug das Angebot nach Rücksprache mit | |
seinem Regierungschef Alexis Tsipras aus. „Ein bisschen Flexibilität reicht | |
nicht“, sagte der griechische Finanzminister. | |
Varoufakis und Tsipras lehnen das Hilfsprogramm aus Brüssel ab. Es sei die | |
Ursache, nicht die Lösung der Probleme seines Landes, sagte Varoufakis. | |
Zugleich brauchen die Griechen dringend Geld, um laufende Kredite bedienen | |
zu können. Ende Februar läuft das aktuelle Hilfsprogramm aus. Ohne weitere | |
Maßnahmen könnte Griechenalnd laut Experten schon bald zahlungsunfähig sein | |
– ein Szenario, gegen das die Politiker in Brüssel und Athen ankämpfen. | |
Die Frage ist nur: Was ist so schlimm an einem Staatsbankrott? | |
Im Grunde könnte eine Pleite viele Vorteile haben: Es gibt nicht wenige | |
Experten, die genau so argumentieren. Taz-Autorin Ulrike Herrmann zum | |
Beispiel [1][schrieb in der taz.am wochenende vom 14. Februar], ein | |
Bankrott könne die griechische Wirtschaft aufpäppeln. Die „neue Armut“, so | |
Herrmann, könne „für die griechische Wirtschaft eine Chance sein“. Zurzeit | |
importiere das Land viele Lebensmittel, weil sie im Ausland billiger | |
hergestellt werden – obwohl Griechenland selbst ein Agrarland ist. „Wenn | |
die Drachme abstürzt, wären Einfuhren so teuer, dass sich die | |
Selbstversorgung wieder lohnen würde“, schreibt Hermann. | |
Scheitern als Chance, dafür spricht auch das Beispiel Argentiniens um die | |
Jahrtausendwende – auch, wenn das Land inzwischen in die nächste Pleite | |
getaumelt ist. Bis 2001 war der Peso an den Dollar gekoppelt, die | |
Schuldenlast für das Land erdrückend. Nach dem Staatsbankrott ging es | |
sofort aufwärts. In den nächsten fünf Jahren wuchs die argentinische | |
Wirtschaft jährlich um rund acht Prozent. | |
Kann ein griechischer Bankrott vielleicht das viel zitierte Ende mit | |
Schrecken sein? Oder würde der Bankrott Griechenland oder gar ganz Europa | |
in einen wirtschaftlichen Abgrund stürzen? | |
Diskutieren Sie mit! Wir wählen unter den interessantesten Kommentaren | |
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21./22. Februar 2015. Ihr prägnantes Statement sollte nicht mehr als 400 | |
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der Autorin oder des Autors versehen sein. Schicken Sie uns bis Mittwoch | |
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17 Feb 2015 | |
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## AUTOREN | |
Mara Bierbach | |
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