# taz.de -- Krieg in der Ukraine: Rückzug aus Debalzewe | |
> Die Stadt wurde von den ukrainischen Truppen aufgegeben. Die EU wirft den | |
> Separatisten den Bruch der Waffenruhe vor. Es ist ein erneutes | |
> Gipfeltreffen in Minsk geplant. | |
Bild: Eine Explosion nahe der ostukrainischen Stadt Debalzewe. | |
LUGANSK ap/rtr/dpa | Nach der weitgehenden Einnahme der strategisch | |
wichtigen Kleinstadt Debalzewo durch prorussische Separatisten hat das | |
ukrainische Militär den Ort im Donbass aufgegeben. Der Abzug der Soldaten | |
aus dem Verkehrsknotenpunkt in der Ostukraine habe am Morgen begonnen und | |
verlaufe planmäßig, sagte Präsident Petro Poroschenko am Mittwoch in Kiew. | |
Mehr als 80 Prozent der Truppen seien bereits in Sicherheit. Die | |
Separatisten in Donezk bestätigten den Rückzug. Poroschenko reiste am | |
Mittwoch ins Konfliktgebiet Donbass, wie das Präsidialamt in Kiew | |
mitteilte. | |
Die Präsidenten Russlands, Frankreichs und der Ukraine sowie | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel wollen nach Angaben aus Paris am Abend die | |
Lage in der Ukraine erneut beratschlagen. Das teilte der französische | |
Regierungssprecher Stéphane Le Foll am Mittwoch mit. | |
Am Dienstag meldeten die prorussischen Rebellen die Eroberung der Stadt. | |
US-Vizepräsident Joe Biden verurteilte die Verletzung der Waffenruhe und | |
kritisierte Russland scharf. Kremlchef Wladimir Putin warf den USA wiederum | |
vor, der Ukraine bereits Waffen zu liefern. Zudem legte er den ukrainischen | |
Truppen in Debalzewe nahe, die Waffen niederzulegen. | |
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat das Vorgehen der | |
Separatisten in der ostukrainischen Stadt Debalzewo als klaren Verstoß | |
gegen die Waffenruhe gewertet. Russland und die Separatisten hätten | |
unverzüglich die Vereinbarungen von Minsk umzusetzen, forderte Mogherini am | |
Mittwoch in Brüssel. Zudem müssten Beobachter der Organisation für | |
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Zugang zum Stadtgebiet | |
bekommen. Für den Fall, dass die Waffenruhe weiter nicht eingehalten wird, | |
drohte Mogherini eine Ausweitung von Sanktionen an. | |
## Russlands ironische Resolution | |
Eigentlich hätten nach dem vorige Woche ausgehandelten Waffenstillstand | |
beide Seiten ab Dienstag ihre schweren Waffen aus einer Pufferzone an der | |
Front zurückziehen müssen. Die prorussischen Separatisten kündigten | |
zunächst an, dies an jenen Frontabschnitte zu tun, an denen der | |
Waffenstillstand eingehalten werde. Man werde initiativ tätig und sich an | |
einigen Stellen zurückziehen, sagte der Sprecher der Separatisten, Eduard | |
Bassurin. Die Regierung in Kiew beharrte jedoch auf einer umfassenden | |
Feuerpause, ehe die Waffen zurückgezogen würden. | |
Der Weltsicherheitsrat stellte sich am Abend hinter das Minsker | |
Waffenstillstandsabkommen. Das höchste UN-Gremium verabschiedete dazu eine | |
von Russland eingebrachte Resolution, die alle Konfliktparteien zur vollen | |
Umsetzung der Vereinbarungen auffordert und die Unabhängigkeit der Ukraine | |
betont. | |
Letzteres wurde in den russischen Entwurf eingefügt, und die USA und | |
Großbritannien machten deutlich, dass sie Moskau bei der Umsetzung | |
ebenfalls in der Pflicht sehen. Die amerikanische UN-Botschafterin Samantha | |
Powers nannte die russische Initiative für eine Resolution „gelinde gesagt | |
ironisch“, da Russland einen umfassenden Angriff auf die Ukraine | |
unterstütze. | |
18 Feb 2015 | |
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