# taz.de -- Deutsch-griechischer Gipfel in Berlin: Tsipras hält Hof in Mitte | |
> Gespräche, aber kein gemeinsames Statement: An seinem zweiten Tag in | |
> Berlin trifft der griechische Ministerpräsident die Linken, die Grünen | |
> und die SPD. | |
Bild: Gute Stimmung: Tsipras und die Linken-PolitikerInnen Kipping und Gysi | |
BERLIN taz | Zwei kommen, einer geht. So in etwa darf man sich das | |
Besuchermanagement des griechischen Ministerpräsidenten vorstellen. Am | |
zweiten Tag seines Berlinbesuchs hat Alexis Tsipras in der vierten Etage | |
des Marriott Hotels am Potsdamer Platz seine Zentrale aufgeschlagen. Als | |
dort um 11.15 Uhr die Genossen von der Linkspartei in der Lobby eintreffen, | |
verlässt gerade ein Sozialdemokrat das Gebäude. | |
Anders als der Linken-Fraktionschef Gregor Gysi und die Parteivorsitzende | |
Katja Kipping hatte Außenminister Frank-Walter Steinmeier seine Aufwartung | |
beim griechischen Ministerpräsidenten nicht per Pressemitteilung | |
annonciert. Im Gehen erklärt er gegenüber Journalisten, Tsipras’ Besuch | |
habe das Verhältnis zwischen Athen und Berlin verbessert. Dies sei zwar | |
noch nicht die Lösung der finanzpolitischen Probleme des Landes, aber „eine | |
Voraussetzung dafür, dass man sich in den nächsten Tagen in ganz ernsthafte | |
Gespräche miteinander begibt“. | |
Erst tags zuvor hatte sich Alexis Tsipras mit der Kanzlerin getroffen. Sein | |
Staatsbesuch war ein erster, symbolisch maximal aufgeladener Schritt | |
Richtung Normalisierung der Beziehungen zwischen Athen und Berlin. Bei | |
einer gemeinsamen Pressekonferenz hatten Angela Merkel und Alexis Tsipras | |
für verbale Abrüstung gesorgt. Merkel hatte noch einmal bekräftigt, wie | |
wichtig ihr persönlich Griechenlands Mitgliedschaft in allen europäischen | |
Gremien und in der Nato sei. Tsipras hatte um Verständnis für die Arbeit | |
seiner neuen Regierung geworben und Merkel gegen Schmähungen durch die | |
griechische Presse in Schutz genommen. Mehr ging nicht. | |
Damit dieser neue bilaterale Gleichklang in seiner Außenwirkung nicht | |
beeinträchtigt wird, halten sich am Dienstag die Partei- und | |
Fraktionsspitzen zurück. Ja, es gibt Gespräche. Aber keine gemeinsamen | |
Statements. Und die fanden bekanntlich tags zuvor auf höherer Ebene statt. | |
Dieser Dramaturgie hat sich auch die Linkspartei anzupassen. Eine | |
gemeinsame Pressekonferenz hätte Gregor Gysi und Katja Kipping sicher gut | |
gefallen. Aber nach ihrer einstündigen Audienz im vierten Stock des | |
Marriott-Hotels treten nur die beiden Linken-PolitikerInnen vor die Presse. | |
## Tsipras hat Merkel eingeladen | |
Von dem Gespräch berichtet Fraktionschef Gysi, Tsipras habe sich „klipp und | |
klar“ gegen Privatisierungen und höhere Verbrauchssteuern ausgesprochen. | |
Vielmehr wolle die griechische Regierung Reichtum besteuern. Das größte | |
Problem innerhalb der Eurogruppe sei bekanntlich, dass 18 Regierungen den | |
neoliberalen Weg fortsetzen wollten, die griechische Regierung aber nicht. | |
Tsipras habe ihm aber versichert, seine Regierung werde weiter einen | |
„antineoliberalen Kurs“ fahren. Davon könnte sich Angela Merkel demnächst | |
selbst ein Bild machen. Alexis Tsipras hat die Kanzlerin eingeladen. | |
Am Nachmittag trifft Tsipras sich noch mit der Grünen-Parteispitze, zuvor | |
mit Vizekanzler Sigmar Gabriel. Der SPD-Vorsitzende sagt anschließend: „Ich | |
glaube, was wir erleben, ist Gott sei Dank eine Normalisierung des | |
Verhältnisses zwischen Griechenland und Deutschland.“ | |
Von der Unionsfraktion im Bundestag hingegen kam niemand. Der | |
Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion Michael Grosse-Brömer | |
(CDU) sagte am Dienstag vor Journalisten, es habe zwar eine Anfrage an | |
Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) gegeben. Tsipras habe zu der | |
Begegnung aber nur einen Stellvertreter schicken wollen. Daraufhin habe | |
Kauder lieber auf das Treffen verzichtet. Im Übrigen, sagte Grosse-Brömer, | |
habe sich der griechische Ministerpräsident sehr wohl mit der Union | |
getroffen – „mit der Bundesvorsitzenden“. | |
CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt sagte ebenfalls am | |
Dienstagvormittag, sie habe die Absage an Alexis Tsipras „gemeinsam mit | |
Volker Kauder besprochen und entschieden“. Sie selbst habe übrigens keinen | |
Bedarf gehabt: „Ich kann mich auf das, was die Bundeskanzlerin berichtet, | |
voll verlassen.“ | |
24 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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