| # taz.de -- Beschlüsse des Bundesrates: Frauenquote und Mietpreisbremse | |
| > Der Bundesrat hat Mietpreisbremse und Frauenquote verabschiedet. Die | |
| > Länderchefs fordern außerdem mehr Geld für Flüchtlinge. | |
| Bild: Auf der Bundesratssitzung: mit einer Schweigeminute wird den Opfern des G… | |
| BERLIN/KIEL dpa/afp | Die Mieten in begehrten Wohngegenden sollen in | |
| Zukunft weniger stark steigen. Der Bundesrat stimmte in Berlin der von der | |
| großen Koalition auf den Weg gebrachten Mietpreisbremse zu. Die Neuregelung | |
| sieht vor, dass bei Wiedervermietungen von Wohnungen die Mieten in | |
| Ballungsgebieten nicht mehr als zehn Prozent über der ortsüblichen | |
| Vergleichsmiete liegen dürfen. Den Makler muss zudem in Zukunft derjenige | |
| zahlen, der ihn beauftragt hat - in der Regel also der Vermieter. „Wir | |
| haben in unseren Städten dramatische Veränderungsprozesse“, sagte der | |
| Regierende Bürgermeister Berlins, Michael Müller (SPD). | |
| Die Mietpreisbremse soll in Gebieten mit „angespanntem Wohnungsmarkt“ | |
| gelten. Diese Gegenden werden von den einzelnen Bundesländern bestimmt. | |
| Nicht gelten soll sie für Neubauten und nach umfassenden Sanierungen. Bei | |
| der oft hohen Maklercourtage gilt künftig das Bestellerprinzip. Wer den | |
| Makler beauftragt hat, muss dann auch die Gebühr bezahlen. Dies dürfte in | |
| den meisten Fällen der Vermieter sein. | |
| Die Frauenquote für große Unternehmen kommt: Der Bundesrat verabschiedete | |
| das Gesetz, nach dem in Zukunft knapp ein Drittel der Plätze in den | |
| Aufsichtsräten von Großkonzernen von Frauen besetzt werden müssen. Das neue | |
| Gesetz sei ein „historischer Schritt“, sagte Bundesfamilienministerin | |
| Manuela Schwesig (SPD). „Es geht nicht um eine Bevorzugung für Frauen, oder | |
| um Frauen gegen Männer, sondern es geht darum, dass Frauen keine Nachteile | |
| haben sollen.“ Denn die Lebenswirklichkeit sehe immer noch anders aus, | |
| beklagte Schwesig. | |
| Die Vorgabe betrifft konkret 108 Großunternehmen mit Börsennotierung und | |
| voller Mitbestimmung, die den Frauenanteil in ihren Aufsichtsräten ab 2016 | |
| sukzessive auf 30 Prozent aufstocken müssen. Findet ein solches Unternehmen | |
| keine Frau für einen frei werdenden Posten im Aufsichtsrat, bleibt der | |
| Stuhl zur Strafe leer. Mittelgroße Unternehmen müssen eigene Zielvorgaben | |
| für die Postenvergabe an Frauen in Spitzenpositionen aufstellen und | |
| veröffentlichen. Auch öffentliche Unternehmen müssen ab 2016 eine | |
| Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten einhalten. | |
| „Heute gehen wir einen weiteren wichtigen Schritt zur gleichberechtigten | |
| Teilhabe von Frauen in der Wirtschaft und im öffentlichen Dienst“, sagte | |
| die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). „Frauen | |
| sind heute genauso qualifiziert wie Männer“ - doch ihre Chancen auf dem | |
| Arbeitsmarkt seien nicht so groß wie die ihrer männlichen Konkurrenten. | |
| Dreyer kritisierte, dass Diskussionen über freiwillige Verpflichtungen mit | |
| der Wirtschaft über die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen | |
| nichts gebracht hätten. „Wenn nichts anderes fruchtet, ist die Quote ein | |
| geeignetes, ein angemessenes Instrument“, sagte Dreyer. | |
| Ebenso wie Schwesig betonte auch die saarländische Ministerpräsidentin | |
| Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU), dass Frauen noch immer nicht die gleichen | |
| Löhne wie Männern gezahlt werden. Kramp-Karrenbauer forderte die Wirtschaft | |
| hier zum Handeln auf. „Je mehr freiwillig sich dort bewegt wird, desto | |
| weniger stark sind wir als Gesetzgeber gezwungen, dort tätig zu werden.“ | |
| Schwesig bekräftigte ihre Absicht, die Entgeltgleichheit per Gesetz zu | |
| regeln. | |
| ## Bewältigung der steigenden Flüchtlingszahlen | |
| Die Bundesländer fordern geschlossen mehr Geld vom Bund zur Bewältigung der | |
| steigenden Flüchtlingszahlen, wurde Donnerstag auf der | |
| Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin beschlossen. Alle 16 | |
| Ministerpräsidenten verlangten eine deutlich stärkere Beteiligung des | |
| Bundes bei Unterbringung und gesundheitlicher Versorgung der Asylbewerber. | |
| Das teilte Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) als | |
| Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz nach einem Treffen der | |
| Länderchefs mit. | |
| Wie Woidke forderte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig | |
| (SPD) den Bund auf, seiner gesamtstaatlichen Verantwortung gerecht zu | |
| werden und von realistischen Asylbewerberzahlen auszugehen. Bisher hat der | |
| Bund für dieses Jahr 300.000 prognostiziert. Hochrechnungen der Regierung | |
| in Kiel laufen auf mindestens eine halbe Million hinaus. „Alle Länder sind | |
| der Auffassung, dass die vom Bund vorgelegten Zahlen völlig unzureichend | |
| sind und damit auch die finanzielle Ausstattung und Unterstützung der | |
| Kommunen“, sagte Albig. | |
| Es gehe aber nicht nur und nicht in allererster Linie um Geld. „Wir führen | |
| hier keine Finanzdebatte, sondern eine Verantwortungsdebatte; wir gehen | |
| davon aus, dass sich der Bund nicht aus seiner Verantwortung wegstiehlt und | |
| mit uns keine Spielchen spielt.“ | |
| ## Kritik von Seiten der Union | |
| Innenpolitiker der Union reagieren skeptisch auf die Forderung aller 16 | |
| Länder nach mehr Bundesmitteln zur Unterbringung von Flüchtlingen. Der | |
| Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), | |
| erinnerte in der Passauer Neuen Presse (Freitag) daran, dass der Bund schon | |
| jetzt „ohne rechtliche Verpflichtung“ den Ländern 2015 und 2016 je 500 | |
| Millionen Euro zur Verfügung stelle. Fraglich sei aber, ob das Geld auch | |
| komplett an die Kommunen weitergeleitet werde. Er regte zugleich an, eine | |
| Personalaufstockung beim Bundesamt für Migration zu prüfen. | |
| Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD) sagte | |
| der Rhein-Zeitung, es gebe eine „gerechte“ Aufteilung der Kosten. Ein Teil | |
| der Problem sei es, „dass bei den Kommunen, die ja zuständig für die | |
| Unterbringung sind, das Geld nicht immer ankam“. | |
| 27 Mar 2015 | |
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