# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Frauenmangel im Frauenfußball | |
> Die Fifa stellt fest, dass bei den Kickerinnen zu viele Männer abseits | |
> des Platzes unterwegs sind – und reagiert. Her mit der Quote! | |
Bild: Frauen wie Katja Kraus, Ex-Managerin des HSV, sind im Fußballgeschäft d… | |
Die Frauenquote kommt. Und zwar im Frauenfußball. Da mag sich nun zu Recht | |
der ein oder andere fragen, ob nicht, wie der Name es nahelegt, im | |
Frauenfußball die Frauenquote naturgemäß ziemlich hoch sei, ergo: keine | |
künstliche geschaffen werden muss. Ja, doch. Aber auch: nein. | |
Denn die Rede ist von den Trainern und dem Betreuerstab der Teams, beides | |
eben nicht selbstverständlich Bereiche, die frauendominiert sind. Im | |
Gegenteil, da ist kürzlich aufgefallen, dass nur acht von 24 Teams bei der | |
Frauenfußball-Weltmeisterschaft im Sommer in Kanada von Frauen trainiert | |
werden. Tendenz: fallend. Die Fifa will nun reagieren. | |
Und zwar, indem sie bei der U17-WM der Frauen in Jordanien im Folgejahr für | |
jedes Team mindestens eine Trainerin und eine Medizinerin pro antretender | |
Nation vorschreibt. Moya Dodd, Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees, sprach | |
gegenüber dem britischen Guardian davon, dieses Turnier sei erst der | |
Anfang. Die Vorgabe für die U17-WM dürfte in der Tat nur ein Tropfen auf | |
dem heißen jordanischen Wüstenstein sein. | |
Die Diskussion um den Frauenmangel bei den Frauen zeigt: Fußball ist und | |
bleibt Männersache; alle bisherigen Versuche, daran etwas zu ändern, sind | |
Makulatur, Beschönigung, warme Worte. Die Chefs sind auch im Frauenfußball | |
Männer. Dass sich etwa mit Kanada, England und Australien in jüngster Zeit | |
wichtige Frauenfußballnationen dazu entschlossen haben, Männer zu Coaches | |
zu machen, weist darauf hin, dass der Trend in die falsche Richtung geht. | |
## Trainerinnen! | |
Aber die Diskussion berührt auch das Milliardengeschäft Männerfußball. „Es | |
gibt viele hochqualifizierte Trainerinnen“, sagte Dodd, die Vizepräsidentin | |
der Asiatischen Fußball-Konföderation ist, „sie sind überdurchschnittlich | |
erfolgreich, wenn man ihnen Topjobs gibt, aber der Großteil des Jobmarkts | |
ist ihnen verschlossen, weil nicht in Betracht gezogen wird, dass sie | |
Männerteams trainieren.“ | |
Und damit partizipieren Frauen auch nicht an spannenden Jobs in einer | |
wachsenden Branche– zumindest nicht in den Entscheider-Positionen. Karten | |
verkaufen, Fanshop betreuen okay, aber bitte nicht die Fuß(ball)- | |
volk-Ebene verlassen. Der börsennotierte Bundesligist Borussia Dortmund | |
bleibt übrigens nach derzeitigem Stand von der gesetzlich beschlossenen | |
Frauenquote verschont (derzeit im Aufsichtsrat: neun Männer). | |
Der französische Zweitligist Clermont Foot, der den Trainerposten im | |
vergangenen Jahr mit Corinne Diacre besetzte, bleibt eine riesengroße | |
Ausnahme. Hierzulande gab es noch keine Frauen, die in der Ersten oder | |
Zweiten Liga der Männer trainiert hätten. Figuren wie Schiedsrichterin | |
Bibiana Steinhaus oder Katja Kraus, Exmanagerin des HSV, bleiben Exotinnen. | |
Und in der Ersten Frauenfußball-Bundesliga? Sind elf von zwölf Cheftrainern | |
Männer. Das genau zeigt sich, wenn man sich die Frauen-Nationalteams | |
anschaut. Hier fährt der DFB eine vorbildliche Verbandspolitik – alle | |
Juniorinnenteams sowie das A-Team werden von Frauen trainiert. | |
## Wenn es nicht anders geht: Quote! | |
Und sicher, Quoten sind nicht immer die Lösung. Der DFB etwa, in dessen | |
Präsidium immerhin die Aber-wir-haben-doch-eine-Vorzeigefrau Hannelore | |
Ratzeburg sitzt, wird sich nicht durch Quoten ändern, sondern dadurch, dass | |
es selbstverständlich wird, dass Frauen – von der Basis an – Verantwortung | |
übernehmen (eine Jugendquote im DFB-Präsidium wäre dagegen schön – bei | |
einem kurzen Blick durch die Reihen ermitteltes Durchschnittsalter: 67,3). | |
Aber wenn sich in manchen Bereichen herausstellt, dass es nicht anders geht | |
als über eine Quote: her damit. Genug qualifizierte Trainerinnen sind da. | |
Dann aber bitte nicht nur bei den U17-Meisterschaften in Jordanien. | |
Vielleicht aber reicht es ja auch aus, wenn Fifa-Oberfeminist Sepp Blatter | |
sich der Sache annimmt. Okay, der hat mal diesen nicht ganz so zuträglichen | |
Vorschlag gemacht, die Kickerinnen sollten sich doch etwas sexyer kleiden, | |
dann werde alles gut, aber eigentlich ist der Mann doch ein Freund der | |
Frauen. Seit Mitte der Neunziger predigt er: „Die Zukunft des Fußballs ist | |
weiblich!“ Na denn. | |
31 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Jens Uthoff | |
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