Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Silvia Neids WM-Analyse: Die Rumpelfußballerinnen
> Bundestrainerin Neid stellt ihren Spielerinnen kein gutes Zeugnis aus.
> Auch in der Bundesliga klagt man über die mangelnde Qualität.
Bild: Silvia Neid und Steffi Jones beim EM-Qualifikationspiel gegen Ungarn im S…
Frankfurt/M. taz | Kurzfristig gesehen muss dem deutschen Frauenfußball
nicht bange sein. Die anstehenden EM-Qualifikationsspiele in dieser Woche
gegen Russland (Donnerstag, 16 Uhr in Wiesbaden/ZDF) und Türkei (Sonntag,
14.15 Uhr in Sandhausen/ARD) dürften das Team von Bundestrainerin Silvia
Neid vor nicht zu große Herausforderungen stellen. Die Gegnerinnen gehören
eher zur unterklassigen Kategorie. Blickt man jedoch etwas weiter, sieht
die Lage völlig anders aus.
Denn mittlerweile ist klar, dass der deutsche Frauenfußball seit dem kaum
befriedigenden vierten Platz bei der WM in Kanada in eine tiefe Sinnkrise
geschlittert ist. Meister FC Bayern hat es in der Women’s Champions League
fertig gebracht, gegen Twente Enschede gleich am Anfang auszuscheiden.
In der Frauen-Bundesliga lassen die Favoriten mit den meisten
Nationalspielerinnen Dominanz vermissen: Pokalsieger VfL Wolfsburg
kassierte am Sonntag ein peinliches 0:1 gegen den SC Sand, der
Champions-League-Sieger 1. FFC Frankfurt quälte sich zu einem
unansehnlichen 1:1 bei Aufsteiger Werder Bremen. Turbine Potsdam ist
derzeit sogar nur Tabellenvorletzter. „Die Top-Teams tun sich generell
schwer bei defensiv eingestellten Mannschaften“, hat Frankfurts Manager
Siegfried Dietrich festgestellt. Es rumpelt an allen Ecken und Enden.
Nach dem jüngsten 1:0-Gewürge beim EM-Qualifikationsspiel in Kroatien sagte
Bundestrainerin Neid: „Es kommt noch mehr auf individuelle Stärke an. Da
haben wir Nachholbedarf. Unsere Spielerinnen brauchen eine bessere Technik,
auch mehr Spielintelligenz.“ Ihr schärfster WM-Kritiker, Frankfurts Trainer
Colin Bell, schlägt auf Anfrage in dieselbe Kerbe: „Wir brauchen bessere
Lösungen in der Offensive.“ Zudem macht Bell „Wahrnehmung und
Handlungsschnelligkeit in Stresssituationen“ als Betätigungsfeld aus, denn:
„Fast alle Gegner sind taktisch gut geschult.“
## Bessere Voraussetzungen schaffen
Der Engländer regt sogar an, hauptamtliche Jugendtrainer und -koordinatoren
in der Frauen-Bundesliga verpflichtend zu machen, um bessere
Voraussetzungen zu schaffen. Alle müssten sich fragen, meint zudem
Nationalmannschaftsmanagerin Doris Fitschen, „was wir bei der Ausbildung
der Spielerinnen verbessern können.“ Das Nonplusultra sei in dieser
Hinsicht Frankreich.
Die vor Saisonbeginn aus Potsdam zu Olympique Lyon gewechselte Pauline
Bremer, die binnen weniger Woche erkennbare Fortschritte gemacht hat,
stellt fest: „Das technische Niveau ist dort viel höher.“ Dummerweise hat
die 19-Jährige wegen eines Muskelfaserrisses ihre Anreise zur DFB-Auswahl
absagen müssen. Deren Trainerstab hat derweil die WM-Analyse abgeschlossen;
darin steht unter der Rubrik „Teamanalyse Deutschland“: „Beim Herausspiel…
von Torchancen fehlte es teils an Kombinationssicherheit und Präzision im
Passspiel. … Der Ball wurde nach Ballgewinn teils zu schnell wieder
verloren.“
Neid hält fest, die Präzision im Angriffsdrittel müsse verbessert werden:
„Eine Weiterentwicklung ist erforderlich, um auch künftig bei WM oder EM um
Titel mitspielen zu können“. Von dem Fehlen eines taktischen Plans B oder
den unglücklichen Personalentscheidungen im Halbfinale gegen die USA ist in
dem Werk indes nichts zu lesen. Angeblich sind Termingründe schuld, dass
alle Beteiligten nun endgültig erst am 1. Dezember bei einer Trainertagung
zusammenkommen. Fünf Monate nach der WM. Immerhin: Seitdem gibt es noch
mehr Mängel zu besprechen.
20 Oct 2015
## AUTOREN
Frank Hellmann
## TAGS
Fußball
Silvia Neid
Frauen-Fußball-WM 2023
Frauen-Bundesliga
Deutscher Fußballbund (DFB)
Frauenfußball
Football Leaks
Fußball
Fußball
Frauenfußball
Fußball
Meisterschaft
Emanzipation
Homosexualität im Profisport
Homophobie
WM 2011 – Mixed Zone
## ARTIKEL ZUM THEMA
Fast-Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga: Frankfurterinnen setzen sich durch
Potsdam und Frankfurt, früher eine Klasse für sich, dominieren den
Frauenfußball nicht mehr. Ein schönes Spiel haben sie dennoch geliefert.
Enthüllungsblog „Football Leaks“: Legalisierung der Leibeigenschaft
Jeder kennt Wikileaks. Aber was haben die Enthüllungen von „Football Leaks“
gebracht? Über die Machenschaften der Kapitalgeber von Doyen Sports.
Frauennationalelf vor Länderspiel: Stille Wandlung
Mit dem letzten Länderspiel des Jahres beginnt für die Frauen-Auswahl
bereits der Neustart. Das Olympia-Jahr 2016 wird Änderungen bringen.
Fußball-WM in Kanada: Ausgeträumt
Das deutsche Team hat im Halbfinale gegen die USA verloren. Celia Sasic
trauert um einen Elfmeter und Barack Obama freut sich aufs Finale.
Frauenfußball in Kanada: Es kann nur besser werden
Frauenfußball ist im Kommen, aber eine Profiliga fehlt noch. Es gibt starke
Talente, aber Medien, Sponsoren und Zuschauer sind zurückhaltend.
Geschlechtertests vor Frauenfußball-WM: „Eine Idee des 19. Jahrhunderts“
Die Genderforscherin Eva Boesenberg hält die Tests für anachronistisch.
Sportlerinnen, beklagt sie, müssen einem bestimmten Bild von Weiblichkeit
entsprechen.
Fußball-Bundesliga der Frauen: Bayern feiert
Die Fußballerinnen vom FC Bayern München sind Meister. Der zweite Titel
nach 1976. Der entthronte Meister aus Wolfsburg sichert sich das
Champions-League-Ticket.
Kolumne Press-Schlag: Frauenmangel im Frauenfußball
Die Fifa stellt fest, dass bei den Kickerinnen zu viele Männer abseits des
Platzes unterwegs sind – und reagiert. Her mit der Quote!
Homosexualität im Frauenfußball: „Ich war doppelt unerwünscht“
Ex-Bundesligaspielerin Tanja Walther-Ahrens engagiert sich seit Jahren
gegen Homophobie und Sexismus im Fußball. Genauso lange wartet sie schon
auf Besserung.
Diskriminierung im Frauenfußball: Schwule Mädchen
Homophobie ist im Frauenfußball kein Problem, dafür aber Sexismus. Die
Spielerinnen sind noch immer Eindringlinge in eine Männerdomäne.
Gewalt im Frauenfußball: „Kein männliches Privileg“
Gunter A. Pilz gilt als Deutschlands renommiertester Fan-Forscher. Ein
Gespräch über weibliche Hooligans, lange Fingernägel und enthemmte Gewalt
außerhalb der Fußballstadien.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.