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# taz.de -- Deutsche Frauen-Nationalmannschaft: Riesinnen in Spiellaune
> Trotz vieler Ausfälle siegt Deutschland mit 4:0 gegen Brasilien. Die
> Präzision im Passspiel macht Hoffnung für die WM in zwei Monaten.
Bild: Rebecca Knaak, Madeline Gier und Felicitas Rauch bejubeln das dritte Tor …
Es war das letzte Testspiel der deutschen Nationalmannschaft, bevor Mitte
Mai die Vorbereitungsphase für die Weltmeisterschaft in Kanada beginnt. Mit
4:0 (2:0) haben die Deutschen am Mittwochabend in ihren nagelneuen, sehr
weißen Turniertrikots gegen Brasilien gewonnen. Das Spiel macht das
deutsche Team vielleicht noch nicht zum absoluten Titelfavoriten – dafür
waren die Brasilianerinnen zu schwach – und doch hat es sich in einer Laune
präsentiert, die gezeigt hat: Die Lust am Spiel hat Einzug gehalten ins
deutsche Team, für die Celia Sasic (26.), Simone Laudehr (35.), Melanie
Leupolz (60.) und Dzsenifer Marozsan (86.) trafen.
Denn da war etwas zu beobachten, was trotz aller Erfolge des
Dauereuropameisterteams bisweilen zu selten zu sehen war: Präzision im
Passspiel. Bis zum Ende versuchten die Brasilianerinnen den Spielaufbau der
DFB-Elf früh zu stören, und immer wieder gelang es den Deutschen, sich
spielerisch aus der Bedrängnis zu befreien. Wo waren sie, diese
unkontrollierten Befreiungsschläge, an die wir uns beinahe schon gewöhnt
hatten? Es war eine Spielkultur zu beobachten, mit der vielleicht selbst
Bundestrainerin Silvia Neid nicht gerechnet hatte.
Acht Spielerinnen, mit denen sie geplant hatte, meldeten sich kurz vor dem
Spiel wegen diverser Verletzungen ab. Mit den schon länger Verletzten Luisa
Wensing, Lena Lotzen und Nadine Keßler fehlte ihr also eine komplette
Mannschaft. Und dann das! Ein Spiel, das nach nervösem Beginn zum absoluten
Hingucker wurde, das ganz einfach die Mannschaft gewonnen hat, die besser
Fußball spielte.
Die Ätzereien, die Marta Vieira da Silva, Brasiliens immer noch beste
Spielerin, vor dem Spiel abgeladen hatte und mit denen sie es zumindest
ganz unten in die Meldungsspalten diverser Publikationen geschafft hatte,
waren da schnell vergessen. „Manchmal ist es so, dass wir wie ein kleines
Mädchen im Gegensatz zur zwei Meter großen Frau dastehen, sie simuliert,
und die Fans stellen sich gegen uns“, hatte Marta Kryptisches von sich
gegeben: „Das sind eben die negativen Methoden, um eine Partie für sich zu
entscheiden.“
Wahrscheinlich hat die 29-Jährige nicht schlecht gestaunt an diesem Abend
vor gut 15.000 Zuschauern in Fürth. Die deutschen Riesinnen können kicken.
Natürlich haben sie auch ihre körperliche Überlegenheit ausgespielt. Die an
diesem Tag herausragende Simone Laudehr vom 1. FFC Frankfurt darf da
getrost als beispielhaft bezeichnet werden. Dass sie es schafft, im arg
unregelmäßigen Spielbetrieb der Bundesliga, zu dem die Einsätze in der
Champions League und die Termine mit der Nationalmannschaft nicht wirklich
gut passen, ihre Fitness zu erhalten, kommt wohl nicht von ungefähr. Die
Spielerinnen sind angehalten, ein eigenes Fitnessprogramm zu absolvieren,
das die Bundestrainerin mit den Klubtrainern abgesprochen hat.
Bis zum 18. Mai müssen die Auswahlspielerinnen sich noch neben dem
Klubtraining selbständig fithalten. Dann trifft sich die Mannschaft zum
Vorbereitungstrainingslager in der Schweiz, wo am 24. Mai das nächste
Testspiel ansteht. Gegen die Schweiz wird dann auf Kunstrasen gespielt,
jenem ungeliebten Belag, der auch in Kanadas WM-Stadien ausgelegt wird.
Abschreckende Bilder von Abschürfungen und Verbrennungen werden von vielen
Weltklassespielerinnen über die sozialen Netzwerke verbreitet, und ein
naheliegender Verdacht liegt in der Luft: Den Männern würde die Fifa so
einen Belag wohl nie und nimmer zumuten. Womit wir wieder bei einem
Frauenfußballmeckerthema wären. Aber meckern wollen wir heute ja nicht.
9 Apr 2015
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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