# taz.de -- Numerus Clausus an Universitäten: Teure Zulassungssoftware | |
> Um das Chaos zu lindern, sollen Studienplätze mit Hilfe einer neuen | |
> Software vergeben werden. Aber wer bezahlt das Ganze? | |
Bild: Erstsemester in einem Hörsaal der Universität Kassel | |
BERLIN taz | Einfacher, schneller, besser soll die Bewerbung um | |
Studienplätze für potenzielle Erstsemester mit der bundesweiten | |
Zulassungssoftware werden. Ob das so hinhaut ist noch unsicher, eins steht | |
aber fest: Es wird auf jeden Fall teurer. | |
Die 16 Länder haben sich vertraglich geeinigt, die Kosten für den Betrieb | |
der Zulassungssoftware, genannt Dialogorientiertes Serviceverfahren (DoSV), | |
den Hochschulen aufzudrücken. Das geht aus einer Antwort der | |
Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, die der taz | |
vorliegt. Darin heißt es: „Der Entwurf des neuen Staatsvertrags sieht vor, | |
dass künftig zur Finanzierung der für die Durchführung des DoSV anfallenden | |
Kosten Beiträge von den Hochschulen erhoben werden.“ | |
Den Betrieb finanzierten bisher die Länder, in diesem Jahr beteiligen sich | |
erstmals auch die Hochschulen mit 15 Prozent. Nehmen alle wie geplant teil, | |
betragen die Gesamtkosten 6,5 Millionen Euro. Die | |
Hochschulrektorenkonferenz hatte zuletzt davor gewarnt, diese Summe auf die | |
Hochschulen abzuwälzen. „Die Länder haben den Hochschulen 2009 die Zusage | |
gegeben, dass sie die Kosten des Verfahrens tragen werden“, erinnerte | |
HRK-Präsident Horst Hippler vor der entscheidenden KMK-Sitzung. „Auf diese | |
Zusage haben wir uns verlassen.“ | |
Der neue Staatsvertrag, den die Kultusminister auf ihrer Sitzung Mitte März | |
aushandelten, soll den seit 2008 geltenden Vertrag ersetzen, in dem die | |
Länder unter anderem die Einrichtung einer Stiftung für Hochschulzulassung | |
verabredeten. Diese Stiftung ist Nachfolgerin der Zentralstelle zur Vergabe | |
von Studienplätzen ZVS. Sie sollte das Vergabeverfahren für Studiengänge, | |
die mit einer Numerus-clausus-Barriere versehen sind, mit einer | |
entsprechenden Software neu regeln. | |
## Hochschulen verloren die Übersicht | |
Nachdem die ZVS abgeschafft war, setzte zunächst Chaos ein, da sich | |
Studierwillige auf die begehrten NC-Studiengänge bundesweit und mehrfach | |
bewarben. Die Hochschulen verloren die Übersicht, wer wo angenommen war, | |
die Nachrückverfahren zogen sich bis in die Semestermitte und Tausende | |
Studienplätze blieben unbesetzt. | |
Doch auch nachdem die Software 2013 lief, beteiligten sich die Hochschulen | |
nur zögernd. Zum Sommersemester nahmen 100 Hochschulen mit 35 | |
Studienangeboten teil. „Die nun seit Jahren anhaltende Diskussion über die | |
Übernahme der Kosten hat nicht zur Akzeptanz des Verfahrens beigetragen“, | |
meint HRK-Präsident Hippler. | |
„Es ist schon ein starkes Stück, dass die KMK hinter verschlossenen Türen | |
die Kosten für das Dialogorientierte Serviceverfahren einseitig auf die | |
Hochschulen abwälzt“, urteilt die Hochschulexpertin der Linksfraktion, | |
Nicole Gohlke, und meint: So würden sich immer weniger Hochschulen am DoSV | |
beteiligen. „Oder die Kosten werden zukünftig den Bewerberinnen und | |
Bewerbern aufgedrückt.“ | |
31 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Anna Lehmann | |
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