# taz.de -- Vegetarische Wurst: Veggie-Boom bei Fleischfabriken | |
> Rügenwalder und Wiesenhof gelten vielen Aktivisten als böse | |
> Tierausbeuter. Doch nun bieten diese Unternehmen vegetarische | |
> Alternativen an – mit Erfolg. | |
Bild: Das schrumpfende Stammgeschäft: Wurst aus Tier | |
BERLIN taz | Der Wursthersteller Rügenwalder Mühle verkauft inzwischen mehr | |
Packungen seines vegetarischen Aufschnitts als des fleischhaltigen | |
Originals. „Bei der vegetarischen Mortadella ist es tatsächlich die vier- | |
bis fünffache Menge“, teilte Firmensprecherin Gabi Soballa der taz mit. | |
Statt wie ursprünglich 2020 geplant sollten jetzt schon vier Jahre früher | |
30 Prozent der Produktion auf vegetarische Artikel entfallen. Wie hoch der | |
Anteil derzeit ist, will Rügenwalder „mit Blick auf die Wettbewerber“ nicht | |
offenlegen. | |
Das niedersächsische Unternehmen setzt nach eigenen Angaben 2,5 Millionen | |
„Veggie“-Packungen pro Monat ab. Verkaufsstart war im Dezember. „Unsere | |
Produktionsanlagen sind ausgelastet, und wir arbeiten aktuell an einer | |
Kapazitätserweiterung“, so Soballa. | |
Dabei seien auch neue vegetarische Artikel geplant. Bisher bestehen sie vor | |
allem aus Eiklar – vegan, also ohne jegliche tierische Produkte, sind sie | |
nicht. Soballa meint jedoch: „Wenn es klappt, richtig leckere vegane | |
Produkte herzustellen, sind auch solche Produkte durchaus denkbar.“ | |
Auch andere Fleischkonzerne versuchen sich – vor allem wegen des | |
schrumpfenden Stammgeschäfts der Branche – in vegetarischen Alternativen. | |
Deutschlands größter Geflügelfleischlieferant, Wiesenhof, verkauft seit | |
Kurzem drei vegetarische, ja sogar vegane Snacks für die Gastronomie: ein | |
„Schnitzel“ und zwei „Sticks“ vor allem aus Gemüse und Weizenprotein. | |
„Weil immer mehr Menschen hin und wieder Appetit auf fleischlose Snacks | |
haben“, schreibt der Konzern in einer Messebroschüre. Um den Zusatz von | |
Aromen kommt allerdings Wiesenhof genauso wenig wie Rügenwalder herum. | |
Vegetarier-Organisationen begrüßen diese neuen Angebote aber. Rügenwalder | |
kann auf seinen Produkten sogar mit dem Logo des Vegetarierbunds werben. | |
Die vegane Albert Schweitzer Stiftung verspricht sich von den | |
Veggie-Offerten der Fleischkonzerne, dass sie Allesesser dazu bringen, mehr | |
vegetarische oder vegane Produkte zu kaufen. | |
Dennoch sagte Stiftungsgeschäftsführer Mahi Klosterhalfen der taz auch: | |
„Wer vegan lebt und diese Idee, so gut es geht, unterstützen will, kauft am | |
besten die Produkte veganer Unternehmen. So kann man sichergehen, nicht | |
ungewollt Tierausbeutung zu unterstützen.“ Denn natürlich nehmen | |
Unternehmen wie Rügenwalder und Wiesenhof immer noch bei Weitem am meisten | |
mit Fleisch ein. | |
6 Apr 2015 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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