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# taz.de -- Geschlechtertrennung am Kickertisch: Dem großen Ball nacheifern
> Frauen sollen nicht mehr an der Männerbundesliga teilnehmen dürfen. Damit
> gleicht man sich dem Fußball an – und nimmt sich ein
> Alleinstellungsmerkmal.
Bild: Entscheidend für den Sieg ist die Technik – und nicht, was man in der …
„Asimenia Kiroglou gehört zu den besten Tischfußballerinnen im
Defensivbereich weltweit – und zu den besten Tischfußballern!“, sagt Oke
Harms, selbst Weltmeister und Nationalspieler im Tischfußball.
Doch ab dieser Bundesligasaison darf Kiroglou nicht mehr mitspielen wie
bisher: Der [1][Deutsche Tischfußballbund (DTFB)] hat entschieden, dass
Frauen nur noch in der Damenliga spielen dürfen. Nur ab der Landesliga
abwärts sind weiterhin gemischte Teams möglich. Bei Kiroglou stößt das auf
Unverständnis: „Wenn ich gut genug bin für die Herrenliga, warum werde ich
dann da ausgeschlossen?“
Auch Sandra Ranff, die jahrelang die [2][Damenrangliste der Weltverbandes]
anführte, findet: „Das geht gar nicht! Auf regionaler Ebene kann ich mir
ein Bein ausreißen für mein Team, aber wenn es ans Eingemachte geht, darf
ich nicht mehr mitmachen.“
Deutschland hat im Tischfußball die stärkste Damenliga der Welt. Seit ihrer
Gründung 2010 hat sie für viel weiblichen Zuwachs gesorgt. „Das ist eine
wichtige Plattform für Mädels“, sagt auch Kiroglou. „Wenn es die nicht
gäbe, würden die meisten Frauen früher oder später wieder aufhören zu
spielen.“ Eine offene Bundesliga schwäche jedoch das Image, meint
DTFB-Präsident Klaus Gottesleben: „Es ist wenig konstruktiv, wenn die
Damenliga nur als Sprungbrett für die Herrenliga wahrgenommen wird.“
## Ein ganz anderer Sport als Fußball
Dass es zwischen den beiden Spielklassen deutliche Niveauunterschiede gibt,
ändert aber auch die neue Regelung nicht. Sie sorgt vielmehr dafür, dass
das längerfristig auch so bleibt: „Wenn ich immer nur gegen Frauen gespielt
hätte, wäre ich nie so gut geworden“, sagt Kiroglou. Viele
Tischfußballerinnen ziehen es vor, in offenen Teams zu spielen, weil sie
sich dort besser gefördert sehen. Möglicherweise werden sie sich daher
künftig vermehrt auf die [3][Turniere von „Players4Players“] konzentrieren,
dem wesentlich demokratischer organisierten Konkurrenzverband des DTFB.
Tischfußball ist seit einigen Jahren offiziell als Sportart anerkannt,
kämpft jedoch immer noch um öffentliche Akzeptanz. Derzeit steht der DTFB
in Verhandlungen mit dem TV-Sender Sport1: Tischfußball soll
fernsehtauglich werden. Zu diesem Zweck wurde für die kommende Saison der
Spielmodus geändert. Bei alldem orientiert man sich stark am Fußball: Heißt
es dort DFB, heißt es hier DTFB, aus der DFL wird die DTFL. Dabei wird
offenbar vergessen, dass Fußball, abgesehen vom Namen, nicht viel mit
Tischfußball gemein hat.
Statt den Großen nachzueifern, sollte es darum gehen, die eigene Größe zu
erkennen: Wenn beim Tischfußball in den Topteams auch Frauen mitspielen,
ist das ein Alleinstellungsmerkmal unter anderen Sportarten. Statt die
Gleichberechtigung jedoch als Aushängeschild zu nutzen, erhofft sich der
DTFB mehr Anerkennung durch Anpassung – ein krasser Rückschritt und
womöglich ein Schnitt ins eigene Fleisch. Vor allem aber eine verpasste
Chance, der konservativen Genderauffassung der Sportwelt etwas
entgegenzusetzen.
Eine Trennung der Ligen sorge für mehr Gerechtigkeit, behauptet indessen
Gottesleben: Die Damen würden den Herren, die rein zahlenmäßig ohnehin
weniger Chancen hätten, in die Bundesliga zu kommen, zusätzlich Plätze
wegnehmen. „Das ist doch Quatsch!“, sagt Kiroglou. „Wer sich für die
Bundesliga qualifiziert, sollte auch dort spielen dürfen, egal ob Mann oder
Frau.“
So sieht das auch Oke Harms. Nicht Körperkraft, sondern Technik entscheide,
wer gut spielt, betont er. Aber er kennt auch seine Spielerkollegen: „Ich
denke, da gibt es auch Typen, die haben einfach Angst davor, gegen eine
Frau zu verlieren.“
9 Apr 2015
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[1] http://www.dtfb.de/
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