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# taz.de -- Zwei Wochen vor der WM in Katar: Der normale WM-Wahnsinn
> Der Bundeskanzler lobt Katar und Nancy Faeser schafft es auf die Homepage
> der Fifa. Die will endlich über Fußball reden und ermahnt die
> WM-Teilnehmer.
Bild: Läuft! Fifa-Boss Gianni Infantino und Emir Scheich Tamim bin Hamad Al Th…
Nancy Faeser hat es auf die Website der Fifa geschafft. Die deutsche
Innenministerin ist da [1][Seit an Seit mit dem Präsidenten des
Internationalen Fußballverbands Gianni Infantino] zu sehen. Geimensam
halten sie ein Exemplar des offiziellen Spielballs der Männerfußball-WM,
die in gut zwei Wochen in Katar beginnt, in die Kamera. Faeser war in
dieser Woche ein paar Tage in dem Emirat, um nach dem Rechten zu sehen.
Was sie erreicht hat? Nach einem [2][Treffen mit Katars Premier- und
Innenminister Chalid bin Chalifa Al Thani] hieß es, dieser habe eine
Sicherheitsgarantie auch Angehörige der LGBTIQ-Community gegeben. Was das
auch heißt? Normalerweise sind diese eben nicht sicher in Katar.
Schön für die Fifa ist auch, dass Bundeskanzler Olaf Scholz in dieser Woche
festgestellt hat, dass Katar vorankommt beim Thema Menschenrechte und
Arbeitsbedingungen. Das ist vielleicht gar nicht so schwer, wenn man in
Betracht zieht, wo die zarten Bemühungen Katars in diesen Bereichen
angefangen haben.
Einen Entschädigungsfonds für die Familien auf den WM-Baustellen ums Leben
gekommenr Arbeiter einzurichten, hat Katar in dieser Woche noch einmal
abgelehnt. Da genießt man lieber das Lob des Bundeskanzlers und mag sich
denken, dass es sich wohl gelohnt hat [3][den deutschen Botschafter in Doha
einzubestellen], nachdem Nancy Faeser vor ihrer Reise nach Katar ein paar
kritische Worte rausgerutscht sind.
Am Ende der Woche lässt sich nun feststellen, dass der Papst härter mit den
Golfmonarchien ins Gericht gegangen ist als der Bundeskanzler. Bei seinem
Besuch in Bahrein, wohin Franziskus als „Christ, Mensch und Pilger“ gereist
ist, hat er die Einhaltung der Menschrenrechte und die Abschaffung der
Todesstrafe gefordert. Auf die Fifa-Website hätte er es mit einer solch
schier unverschämten Forderungen wohl nicht geschafft.
## Bezahlte Fans
Dort werden bald Bilder von bunt gekleideten Fans aus aller Welt zu sehen
sein. Ein paar von ihnen werden wahrscheinlich besonders frech in die
Kamera grinsen, weil sie sich ihren Tripp zur WM von Katar haben
finanzieren lassen und im Gegenzug nicht mehr versprechen mussten, als ein
paar hübsche Bilder in sozialen Medien zu teilen. Das hätten sie
wahrscheinlich sowieso getan. Und doch ist auffällig, was das Emirat so
alles [4][für die Imagepflege] unternimmt.
Da wird auch schon mal ein ehemaliger Sicherheitsexperte aus den USA
angeheuert, um die Granden der Fifa auszuspionieren. Daran hat das
Schweizer Fernsehen in dieser Woche noch einmal erinnert. Betroffen davon
waren der ehemalige Fifa-Präsident Sepp Blatter und Theo Zwanziger, der um
die Zeit der WM-Vergabe im Jahr 2010 DFB-Präsident war und von 2011 bis
2014 Mitglied der Fifa-Exekutive gewesen ist.
Sonst noch was? Timo Werner hat sich am Knöchel verletzt und steht der
DFB-Elf bei der WM nicht zur Verfügung. Fifa-Präsident Infantino tut das
sicher Leid und doch dürfte er sich gefreut haben über die Meldung. Denn so
stellt er sich die Berichterstattung über die WM schließlich vor. In einem
Schreiben an alle 32 WM-Teilnehmer hat er noch einmal klargemacht, dass man
sich auf den Fußball konzentireren solle bei der WM.
Es gebe so viele Probleme auf der Welt, die der Fußball nun wahrlich nicht
lösen könne. Deshalb solle man gefälligst einfach das beste Fußballfest der
Welt feiern. Nancy Faeser wird mitfeiern dürfen. Sie kommt zum ersten Spiel
der Deutschen am 23. Novenber gegen Japan nochmal nach Katar. Wir wünschen
viel Vergnügen.
4 Nov 2022
## LINKS
[1] https://www.fifa.com/social-impact/human-rights/news/fifa-officials-meet-de…
[2] /Menschenrechte-und-Maenner-WM-in-Katar/!5891519
[3] /Katar-bestellt-deutschen-Botschafter-ein/!5891361
[4] /Kritik-an-Sponsoring-aus-Katar/!5885705
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
## TAGS
Fußball
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