# taz.de -- Wenig Zukunft für Lukaschenko: Angezählt | |
> Der ewige Autokrat in Minsk sollte sich mit dem Gedanken anfreunden, dass | |
> es in Belarus eine Zukunft ohne ihn gibt. | |
Bild: Ziemlich deutliche Ansage einer Demonstarantin in Minsk | |
Auch wenn der letzte Diktator Europas seit seinem Machtantritt zahlreiche | |
Todesurteile hat vollstrecken und [1][alle Wahlen unter seiner Ägide hat | |
fälschen lassen], hat es Alexander Lukaschenko doch immer wieder geschafft, | |
sich mit dem Westen gut zu stellen und gleichzeitig mit Wladimir Putin gut | |
Freund zu sein. | |
2016 hat die EU ihre Sanktionen gegen Lukaschenko und Vertreter seiner | |
Regierung aufgehoben. Offensichtlich hatte man ihm das harte Vorgehen von | |
2010 gegen Demonstranten, die gegen Wahlfälschungen protestiert hatten, | |
verziehen. Noch im Februar war der US-Außenminister Pompeo in Minsk zu | |
Gast, wenige Monate später besuchte Lukaschenko Moskau, auf Einladung von | |
Wladimir Putin. Und dass [2][die Gespräche zum Ukraine-Konflikt in Minsk | |
geführt werden], hat auch Lukaschenkos internationales Ansehen gestärkt. | |
[3][Doch das Game, Putin gegen den Westen auszuspielen, ist over]. Die | |
Ukraine will die Gespräche über eine Regelung des Krieges im Donbass nicht | |
mehr in Minsk führen, solange dort Lukaschenko Herr im Hause ist, und der | |
Westen zeigt dem Diktator mit einer Neuauflage der Sanktionen die rote | |
Karte. | |
Der Kreml hat Lukaschenkos Erklärung, Russland würde ihn notfalls auch | |
militärisch unterstützen, mit einer etwas vorsichtiger formulierten | |
Erklärung über Bündnisverpflichtungen zugestimmt. Trotzdem stellt sich die | |
Frage, ob Moskau wirklich seine Streitkräfte in Belarus einsetzen würde – | |
ähnlich wie in Syrien, wo es vor allem aus der Luft in den Krieg eingreift. | |
Und wie soll so ein Einsatz aussehen? | |
Es können ja wohl nicht Luftangriffe auf streikende Fabriken gemeint sein? | |
Ein Einsatz von russischen Bodentruppen wiederum würde jahrelange Kämpfe | |
mit Partisanen und Tausende von Toten bedeuten. Vor allem aber hat | |
Lukaschenko bei sich zu Hause jeglichen Rückhalt verloren. Sogar die | |
orthodoxe Kirche hat ihn scharf angegriffen. Wer nur noch auf die | |
schlagkräftigen Polizisten der verhassten Omon-Einheiten zählen kann, der | |
ist angezählt. | |
Wenige Tage vor der Wahl noch hatte Lukaschenko dem ukrainischen | |
Journalisten Dmitri Gordon anvertraut, er könne sich ein Leben, in dem er | |
nicht Präsident sei, gar nicht vorstellen. Vielleicht sollte sich | |
[4][Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko] doch so langsam mit diesem | |
Gedanken vertraut machen. Der Einzige, der ihn jetzt noch an der Macht | |
halten könnte, wäre Putin. Doch es gibt keinen einzigen logischen Grund, | |
warum dieser dem weißrussischen Diktator noch einmal helfen sollte. | |
16 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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