# taz.de -- Was ist Freund*innenschaft, lila_bunt?: „Ich kann mich euch zumut… | |
> Im Rheinland betreiben Freund*innen gemeinsam das queerfeministische | |
> Bildungszentrum lila_bunt. Was bedeutet Freund*innenschaft für sie? | |
Bild: Das lila_bunt-Kollektiv quetscht sich aufs Passfoto | |
In Zülpich, einem kleinen Ort im Kreis Euskirchen, gleich weit entfernt von | |
Köln und Bonn, steht das queerfeministische Bildungszentrum lila_bunt. Es | |
ist auf einem alten Fachwerkhof beheimatet, in dem dazugehörigen Garten | |
befinden sich Feuerstelle, Sauna, Werkstatt, Hängematten. Aus der | |
Freund*innenschaft ist hier ein gemeinsames Projekt entstanden, das | |
einen geschützten Raum für FLINTA*-Personen bieten soll. Beim Kochen in der | |
Küche tanzen, nach der Sauna durch den Garten rennen, zusammen am | |
Lagerfeuer sitzen– das alles gehört hier dazu. Und jeden Dienstagabend zum | |
Onlineplenum zu erscheinen, auch wenn der Tag davor schon lang war. | |
taz: Gibt es Momente, in denen ihr euch miteinander besonders geborgen | |
gefühlt habt? | |
Es wird kurz still, alle denken nach. Lotte sagt, sie brauche noch mehr | |
Bedenkzeit, und ist dann doch die Erste, die spricht: | |
Lotte: [1][Während der Coronazeit] hat mir die Verbindung zu euch so viel | |
Sicherheit gegeben. In der ganzen Schrecklichkeit um uns herum war das | |
einfach wahnsinnig schön. | |
Linda: Ja, daran erinnere ich mich. Mir fallen Alltagssituationen ein: Wenn | |
ich morgens um 7 Uhr Hausdienst habe, unausgeschlafen vor der | |
Kaffeemaschine stehe, dann weiß ich, dass wir füreinander sorgen, wenn die | |
Welt da draußen es schon nicht tut. | |
Ricci: Ihr wisst ja, dass ich immer wieder depressive Phasen habe. Ich | |
hatte am Anfang Angst, ob es möglich ist, ein Teil des Kollektivs zu sein. | |
Aber ich habe gemerkt, dass ich mit euch einfach sein darf. Und die | |
Hoffnung, die in unserer Arbeit und in diesem Haus steckt, hilft mir. | |
Lila_bunt hat einen großen Unterstützer*innenkreis. Das Haus liegt im | |
Hochwassergebiet von 2021, das Projekt war von der Flut betroffen. | |
Helfer*innen kamen direkt nach dem Unglück angereist. | |
Sinah: Zusammen sein war [2][nach dem Hochwasser] das Wichtigste. Es waren | |
plötzlich so viele Menschen da, die sich mit dem Ort verbunden fühlten. | |
Menschen, die früher mal im Haus gearbeitet haben, und andere, die ganz neu | |
dazugekommen sind und auch jetzt noch dabeigeblieben sind. Allen war klar, | |
wir müssen diesen Ort erhalten. Wir lassen uns nicht alleine. | |
Philian: Ich habe hier gemerkt: Wenn ich nach Hilfe frage, dann kommt die | |
sofort, und zwar doppelt. Erinnert ihr euch, als ich neu dabei war und auf | |
dem Weg zum Haus eine Autopanne hatte? Ich habe euch angerufen und ihr kamt | |
nicht nur mit einem Auto, sondern direkt mit zwei. | |
Meltem: Ich kann mich euch zumuten, das habe ich gelernt, als mein Vater | |
gestorben ist. Trauer kommt ja in Wellen. Ich konnte mit allem davon bei | |
euch sein. Wir können miteinander nämlich beides teilen, die Schwere und | |
die Freude. | |
taz: In eurem Haus sind immer wieder Gruppen zu Besuch, für Seminare oder | |
Bildungsreisen. Seid Ihr andere Gastgeber*innen, weil ihr Freund*innen | |
seid? | |
Meltem: Auf jeden Fall. Wir sind ein Ort, der Beziehungen politisch denkt. | |
Das, was wir miteinander haben, wollen wir auch mit denen teilen, die zu | |
uns kommen. Und ich glaube, das merken die Gäst*innen: Wir haben so viel | |
Liebe, dass sie quasi überschwappt. | |
Das Projekt Lila_bunt beherbergt bis zu 32 Gäst*innen, die zu Seminaren, | |
Fortbildungen oder Bildungsurlauben kommen. Sie werden vor allem für | |
FLINTA*-Personen angeboten. | |
8 Mar 2025 | |
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## AUTOREN | |
Luisa Faust | |
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