# taz.de -- Wahlergebnisse der AfD in Berlin: Rechtsradikaler holt Direktmandat | |
> Die AfD schneidet besser ab, als die ersten Prognosen erwarten ließen. In | |
> Lichtenberg holt ein Vertreter des äußersten rechten Flügels ein Mandat. | |
Bild: Wurstelt sich so durch zu 14 Prozent: AfD in Berlin | |
So richtige Jubelstimmung will am Anfang noch nicht aufkommen im Ratskeller | |
Charlottenburg, wo die Berliner AfD am Sonntagabend ihre Wahlparty feiert. | |
Zwischen holzvertäfelten Wänden und großen Schnitzel-Portionen prosten sich | |
Männer in Anzügen und Frauen in Kostümen und Abendkleidern zu, doch der | |
Tenor der Gespräche ist klar: Gerade in Berlin ist ein zweistelliges | |
Ergebnis ein Sieg für die AfD, die hier noch im letzten Herbst unter der | |
Fünf-Prozent-Hürde herumdümpelte – zuletzt aber hatte man sich noch mehr | |
erhofft. | |
Bei rund 12 Prozent sehen die ersten Hochrechnungen die Rechtspopulisten. | |
Umfragen hatten ihr zuletzt bis zu 15 Prozent vorausgesagt, der | |
Landesvorsitzende Georg Pazderski hatte öffentlich davon geträumt, seine | |
Partei könne auch hier an der CDU vorbeiziehen und zweitstärkste Kraft | |
werden. Dafür hat es nicht gereicht. Doch im Laufe des Abends kann die AfD | |
ihr Ergebnis noch verbessern und klettert bis auf über 14 Prozent. Die | |
Stimmung im Ratskeller bessert sich merklich. | |
Es ist ein gutes Ergebnis für die Rechtspopulisten, ihr Kurswechsel im | |
Januar, als der Landesverband der Bundespartei in ihrem Rechtsruck folgte | |
und den bisherigen, eher liberalkonservativen Vorsitzenden absetzte, hat | |
sich ausgezahlt. Und gleich setzt man zu neuen Höhenflügen an: „Die CDU | |
wird abgestraft und abgestraft, jetzt stellt sich die Frage, wer das | |
bürgerliche Lager in Deutschland in Zukunft führen kann“, sagt die zweite | |
Landesvorsitzende und EU-Parlamentarierin Beatrix von Storch der taz, und | |
macht keinen Hehl daraus, an welche Partei sie dabei denkt. | |
Beim Blick in die Bezirke kann es einen ebenfalls gruseln. In | |
Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg bekommt die AfD aktuellen | |
Hochrechnungen zufolge bei den Erst- und Zweitstimmenanteilen die | |
zweitbesten Ergebnisse, in Treptow-Köpenick liegt sie bei den Zweitstimmen | |
ebenfalls auf dem zweiten Platz, in all diesen Bezirken knackt sie die | |
20-Prozent-Marke. Auch bei der BVV-Wahl schneidet die Partei in diesen drei | |
Bezirken besonders gut ab und wird dort wohl Stadträte stellen können, doch | |
damit könnte es auch in den West-Bezirken Spandau und Reinickendorf noch | |
etwas werden. | |
Im Lichtenberger Wahlkreis 1, wo die Erststimmen bereits ausgezählt sind, | |
ein schockierendes Ergebnis: Das Direktmandat geht an den AfD-Politiker Kay | |
Nerstheimer, der am äußersten rechten Rand der Partei steht und 2012 als | |
Berliner Chef der rechtsextremen Gruppe German Defence League aufgetreten | |
ist. Mit Gunnar Lindemann aus Marzahn-Hellersdorf erringt ein weiterer | |
AfDler mit nachgewiesenen Verbindungen ins rechtsextreme Spektrum ein | |
Direktmandat. Bis 22 Uhr können außerdem die AfD-KandidatInnen Jessica | |
Bießmann in Marzahn-Hellersdorf, Frank Scholtysek in Treptow-Köpenick und | |
Christian Buchholz in Pankow Direktmandate holen. In Treptow-Köpenick | |
liefert sich Martin Trefzer, Mitglied im Landesvorstand der AfD, ein | |
Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem SPD-Abgeordneten Tom Schreiber. | |
18 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Malene Gürgen | |
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