# taz.de -- Wagenknecht-Allianz: Diether Dehm im Compact-Magazin | |
> Der Politiker der Linken schimpft im Interview über Political | |
> Correctness, wittert Manipulation durch Geheimdienste und wirbt für die | |
> Querfront. | |
Bild: Der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Linken Dieter Dehm (Archiv) | |
„Von der [1][‚Sicherheit‘-Konferenz] zur ‚Sahra-Demo‘“. Mit dem Mot… | |
bewirbt Diether Dehm eine Diskussionsveranstaltung. Die Friedensbewegung | |
ist zurück, verkündet der ehemalige Bundestagsabgeordnete der Linken längst | |
erfreut. Mit wem er für Russland gegen die Ukraine auf die Straße geht, | |
scheint nicht bedeutend. Die Verantwortung für den Krieg muss aber der Nato | |
zugeschrieben sein und die Forderung „Ami go home“ mitgetragen werden. | |
Allianzen mit Rechtsextremen stören den früheren Musikproduzenten wenig. In | |
der aktuellen Compact – Magazin für Souveränität findet sich ein Interview | |
mit dem Putin-Freund. | |
Als „gesichert rechtsextrem“ stufte der Bundesverfassungsschutz [2][das | |
Magazin um den Chefredakteur Jürgen Elsässer] ein. Dehm stört die Bewertung | |
wohl nicht. Er gab auch jüngst dem rechten Medienportal Auf1 ein Interview. | |
In der Compact sind es drei Seiten, in denen Dehm, der in der Linkspartei | |
als Sahra-Wagenknecht-Vertrauter gilt, kaum direkt über den Angriffskrieg | |
Russlands gegen die Ukraine spricht. Der 72-Jährige schimpft stattdessen | |
über die Political Correctness und wirbt für eine breite Friedensfront. Das | |
Interview beginnt so auch mit der Anzeige, die Dehm, der Songwriter von | |
Klaus Lages „1000 und 1 Nacht“, [3][gegen den Showmaster Florian | |
Silbereisen] gestellt hatte, nachdem dieser das Lied ohne das Wort | |
„Indianer“ gesungen hatte. Eine „paternalistische Sprachverhunzung“ fin… | |
der Ex-Bundestagsabgeordnete von 2005 bis 2021. Und er meint, „wer mit | |
Indianern“ solidarisch sein wolle, könne mehr tun „als 'gratismutig’ ein | |
Wort zu ändern“. Das sei ähnlich „wie beim Gendern – was Eliten lieber … | |
als Frauen gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu zahlen“. | |
Ein Gespräch mit dem Management sei nun vereinbart, bei dem er aufweisen | |
will, „dass viele Unterhaltungskünstler“, mit denen er „als Autor oder a… | |
Sprecher von Künstlern für den Frieden gegen die US-Atom-Raketen damals | |
gearbeitet habe, genau durch Widerborstigkeit größere Wirkmacht erlangt“ | |
hätten. Dass er nicht Künstler*innen sagt, ist nur konsequent. | |
Konsequent auch, dass er gleich erzählt, dass er mit [4][Uwe Steimle] eine | |
Strophe für Silbereinsen gesungen hat: „Nur angepasst überlebt keine Kunst | |
lange. / Die Sprach-Sheriffs wollen, dass aus dir nix mehr wird. / Mensch, | |
Florian, sei nicht die silberne Spange / die nur die Perücken von | |
Hofschranzen ziert“. Steimle hat sich auch längst nach rechts gewendet. | |
In der Compact führt Dehm weiter aus, dass „bestimmte Kritik an Selenski | |
und den Nazi-Milizen in der Ukraine strafbar“ sei. Bei Youtube und Facebook | |
würden Kritiker*innen blockiert, und „Geheimdienste“ würden bei | |
populären Oppositionellen die Wikipedia-Einträge „manipulieren“. Außerdem | |
ließen sich „die Anti-Deutschen“ als „brutale Rufmord- und | |
Shit-Sturm-Abteilung instrumentalisieren“. Mit dem Verweis, dass Adolf | |
Hitler „weder national noch sozialistisch“ war, betont er, dass „Künstle… | |
gegen den Imperialismus „oft sozialistisch, aber meist | |
demokratisch-national“ seien. | |
Den Vorwurf von Spiegel und taz eine Querfront anzustreben, versucht er | |
wegzuwischen, denn „die meisten, die mit diesem Vorwurf herumfuchteln, | |
wissen nicht – oder verschweigen wissentlich –, dass es nie einen | |
wirkmächtigen Ansatz gab, wo Hitler-Anhänger und Linke zusammengehen | |
sollten oder konnten“. Für ihn kein Widerspruch, sich dennoch dafür | |
einzusetzen, dass demokratische Linken und Rechte sich annähern sollten. | |
Compact-Chef Elsässer teilt die Intention wie die Parole „Ami go home“. F�… | |
eine Querfront von Björn Höcke bis Sahra Wagenknecht trommelt der ehemalige | |
Linke immer wieder und beklagt auch die „political correctness“. | |
Am Ende des Interviews wirbt Dehm mit einer Songpassage für eine Querfront: | |
„Im wesentlichen Falle,/ Da brauchen wir uns alle / Auf diesem Erdenballe, | |
/ Damit er nicht zerknalle. / Schiebt alle Streitigkeiten / Für eine Weil' | |
beiseiten, / Und lasst uns drüber streiten / Dereinst in Friedenszeiten. / | |
Oli, oli, ola, wir sind miteinander da…“. | |
Seit November 2022 liegt ein Antrag zum [5][Parteiausschluss gegen Dehm] | |
vor. Auf Twitter schreibt die Linken-Bundestagsabgeordnete Martina Renner | |
zu dem Interview: „Es ist unerträglich“ und fragt: „Wann endlichen | |
Ausschluss?“. | |
25 Feb 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Muenchner-Sicherheitskonferenz/!5913965 | |
[2] /MDR-Kommentatorin-Rommy-Arndt/!5908047 | |
[3] /Panzer-Maassen-und-Diether-Dehm/!5909134 | |
[4] /MDR-schmeisst-Uwe-Steimle-raus/!5647787 | |
[5] /Zoff-in-der-Linkspartei/!5879197 | |
## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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