# taz.de -- Volksabstimmung in der Schweiz: Keine Meiler, aber mehr Jobs | |
> Am Sonntag stimmen die Eidgenossen über die schrittweise Abschaltung | |
> ihrer AKWs bis zum Jahr 2029 ab. Die Regierung hat es nicht so eilig. | |
Bild: Schon lange protestieren Menschen in der Schweiz gegen den Atommeiler Bez… | |
GENF taz | Die Umfragen sehen die Ausstiegsbefürworter nur ganz knapp vorn. | |
Dabei würde ein Ausstieg aus der Atomenergie bis Ende 2019 allein in der | |
Stromproduktion durch erneuerbare Energien kurzfristig 5.000 bis 6.000 neue | |
Jobs schaffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Zürcher Hochschule | |
für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) im Auftrag der Schweizer | |
Energiestiftung (SES). | |
Am kommenden Sonntag stimmen die Eidgenossen über eine Volksinitiative ab, | |
die die schrittweise Abschaltung der fünf Schweizer AKWs in den nächsten 13 | |
Jahren und sowie ein Bau- und Betriebsverbot für neue Meiler vorsieht. | |
Darüber hinaus fordert die Initiative eine Energiewende, die auf mehr | |
Energieeffizienz und mehr Erneuerbaren basiert. Diese sollen den Bedarf bis | |
spätestens 2030 zu 100 Prozent decken. | |
Bislang plant die Schweizer Regierung, erst Mitte des Jahrhunderts ohne | |
Atomkraft auszukommen – und sich zunächst „weitgehend“ mit erneuerbaren | |
Energien zu versorgen. Selbst das würde laut der ZHAW-Studie knapp 2.000 | |
neue Arbeitsplätze schaffen. | |
Der vollständige Ersatz des AKW-Stroms durch Erneuerbare bis 2030 ist | |
machbar, halten die Autoren der Studie fest. Den größten | |
Beschäftigungseffekt sehen sie im Ausbau der Photovoltaik. Dies ist die | |
Technologie, die am raschesten genutzt werden kann. Beim vollständigen | |
Ersatz des Atomstroms würden laut der Studie rund zwei Drittel des | |
bestehenden Potenzials an geeigneten Dachflächen in der Schweiz ausgenutzt. | |
## AKWs nach 45 Jahren im Betrieb abschalten | |
Die Studie untersuchte einzig den Zuwachs an Arbeitsplätzen durch Ausbau | |
der Stromproduktion mit erneuerbaren Energien. Die in der Atombranche für | |
die Stilllegung von AKWs und die Entsorgung des Atommülls neu zu | |
schaffenden Arbeitsplätze wurden in der Untersuchung nicht berücksichtigt. | |
Eine Studie der ZHAW aus dem Jahr 2012 zeigt, dass die Energiewende als | |
Gesamtprojekt in der Schweiz 85.000 neue Arbeitsplätze bringen würde. Die | |
am 27. November zur Abstimmung stehende Initiative fordert, dass AKWs in | |
der Schweiz maximal 45 Jahre betrieben werden dürfen. | |
Eine Annahme der Initiative würde die endgültige Abschaltung von Beznau 1 | |
bedeuten. Mit 47 Jahren Laufzeit ist das AKW im Kanton Aargau das älteste | |
und am längsten in Betrieb befindliche der Welt. | |
Bereits seit über einem Jahr steht Beznau 1 still – wegen gravierender | |
Sicherheitsmängel, die auch durch Reparaturen oder Nachrüstungen nicht | |
behoben werden können. 2017 müssten die beiden AKWs Beznau II und Mühleberg | |
nach dann 45 Jahren Betriebsdauer vom Netz genommen werden, 2024 Gösgen und | |
2029 Leibstadt. | |
## Schon zwei Drittel Erneuerbare in der Schweiz | |
Die 151 bis Ende 2015 weltweit bereits stillgelegten Atomreaktoren wurden | |
schon viel früher abgeschaltet, als es die Initiative nun für die Schweizer | |
Meiler verlangt: Laut Internationaler Atomenergieagentur hatten sie im | |
Schnitt eine Betriebsdauer von 25,6 Jahren. | |
Für die Initiative ist „kaum ein anderes Land besser positioniert für die | |
Energiewende als die Schweiz“. Bereits heute stammen zwei Drittel der | |
Stromproduktion aus erneuerbaren Energien – davon 60 Prozent aus | |
Wasserkraft. | |
Für eine 100-prozentige einheimische Versorgung mit Strom aus Erneuerbaren | |
bis 2029 müsste die Schweiz pro Jahr und EinwohnerIn die Stromproduktion um | |
nur rund 210 Kilowattstunden ausbauen. Das ist weniger als die Produktion | |
eines Solarpanels. | |
26 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Andreas Zumach | |
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