# taz.de -- Vietnamesischer Journalist in Berlin: Gehackt und bedroht | |
> Trung Khoa Lê bekommt seit Jahren Morddrohungen. Stecken dahinter | |
> Handlanger*innen der vietnamesischen Regierung in Hanoi? | |
Bild: Trung Khoa Lê betreibt eines der erfolgreichsten vietnamesischen Exilmed… | |
Dieser Typ redet viel, muss getötet werden“, lautet eine auf Vietnamesisch | |
an den Journalisten Trung Khoa Lê in Berlin verschickte Drohung. Eine | |
andere: „Dieser Typ muss sterben.“ Auch per Facebook bekommt Lê Drohungen: | |
„Für zwei Millionen Dollar wird dieser Kerl entführt, denke nicht, dass es | |
in Ordnung ist, dass Du in Deutschland alles sagen darfst.“ Längst hat Lê | |
deshalb das Berliner Landeskriminalamt (LKA) eingeschaltet. | |
Ende November habe das Berliner LKA-Dezernat 52 ihn gewarnt, dass seine | |
Gefährdung zugenommen habe, berichtet er. Das Dezernat ist zuständig für | |
links motivierte politische Kriminalität und ausländische Ideologien ohne | |
Islamismus. Bestätigen mag man dort nur, dass man mit Lê in Kontakt stehe. | |
Aus Vertraulichkeits- und Sicherheitsgründen würden keine Details genannt. | |
Seit 2007 betreibt der 50-Jährige das vietnamesischsprachige | |
Nachrichtenportal Thoibao („Die Zeit“) inklusive Auftritten auf Facebook | |
und Youtube. Die Abstellkammer seines Büros hat er zu einem Aufnahmestudio | |
umfunktioniert: Vor einem Greenscreen zeichnet er wöchentlich mehrere | |
Videos auf. | |
Seine journalistische Tätigkeit hatte Lê als Uniprojekt in Folge seines | |
Studiums der Mediengestaltung an der Universität Weimar begonnen. | |
Inzwischen haben seine Seiten seinen Angaben nach 20 Millionen Zugriffe im | |
Monat, davon 80 Prozent aus Vietnam. Das macht Thoibao zu einem der | |
erfolgreichsten vietnamesischen Exilmedien. | |
## Das Staatsfernsehen nennt ihn „Verleumder“ | |
Zu Beginn fasste Lê Beiträge deutscher Medien als Presseschau zusammen für | |
vietnamesische Staatsmedien wie für vietnamesische Migrant*innen im Raum | |
Erfurt und [1][Leipzig]: „Ich wollte Vietnamesen einen Zugang zu deutschen | |
Nachrichten bereitstellen, damit sie das Leben in Deutschland besser | |
verstehen.“ Doch heute ist er für das autoritäre Regime in Hanoi ein | |
Staatsfeind. | |
Zwar rufen die Staatssender VTV1 und [2][VTV4] in ihren Berichten über Lê | |
nicht zum Mord auf. Doch wird er im Stil der früheren DDR-Propagandasendung | |
„Der schwarze Kanal“ als „Verleumder“, „Schwarzmaler“ und „reakti… | |
Auslandsvietnamese“ bezeichnet, der Vietnam schlecht mache. Sein Bild wird | |
durchgestrichen eingeblendet, und es wird gefordert, seine Berichte zu | |
stoppen. | |
Lê nimmt seine Sicherheit auch selbst in die Hand. Sein Büro im | |
Lichtenberger [3][Dong-Xuan-Center] wirkt harmlos. In Deutschlands größtem | |
Asienmarkt betreibt er eine kleine Firma für visuelle elektronische | |
Sicherheitssysteme. An einer Wand hängen sechs Monitore, die das Gefühl | |
einer Schaltzentrale geben. Darüber zeigen drei große Uhren die Ortszeiten | |
von Berlin, New York und Hanoi an. | |
Auf einem der Bildschirme verfolgt Lê die Bilder mehrerer | |
Überwachungskameras: Sie decken jeden Winkel seines Arbeitsplatzes ab. Aber | |
auch vor dem Fenster und im Flur zu seinem Büro registrieren Kameras jede | |
Bewegung, jede Person. Abends blickt Lê prüfend darauf, bevor er sein Büro | |
verlässt; variiert jeden Tag die Zeiten, an denen er nach Hause fährt, und | |
seine Route dahin. | |
Die anderen Bildschirme zeigen Lê die Aktivitäten auf Thoibao und die | |
Social-Media-Auftritte samt Zugriffszahlen. In Vietnam ist Facebook die | |
Nachrichtenquelle schlechthin. Das liegt an der geringen Glaubwürdigkeit | |
zensierter Staatsmedien und daran, dass fast 40 Prozent der Bevölkerung | |
unter 40 Jahre alt ist und gerade junge Menschen sich vor allem online | |
informieren. Drei Viertel der Bevölkerung von 100 Millionen nutzt das | |
Internet und fast so viele auch Facebook. | |
Seine Arbeit finanziert Lê vor allem durch Anzeigen, die automatisch durch | |
Google oder Facebook platziert werden. Wer auf seinen Seiten wirbt, kann | |
Lê so wenig beeinflussen wie die Werbenden. So kann es passieren, dass | |
vietnamesische Staatsbetriebe auf Lês Seiten werben und dort für Einnahmen | |
sorgen, während Hanois Staatssicherheitsorgane gleichzeitig versuchen, | |
genau diese Seiten mundtot zu machen. | |
Die vielen Klicks verschaffen Lê nach eigenen Angaben Werbeeinnahmen von | |
10.000 Euro im Monat. Davon zahlt er zehn freie Mitarbeiter*innen auf | |
drei Kontinenten. Bald möchte er mit Thoibao noch zu Tiktok und dem | |
russischen Netzwerk Vkontakte (vk). | |
In den letzten Jahren hat die taz immer wieder berichtet, wie mutmaßliche | |
Hacker*innen von Vietnams Staatssicherheit oder der sogenannten | |
Cyberarmee Thoibaos [4][Seiten attackierten] und dabei Sicherheitssysteme | |
von Facebook und Youtube austricksten. So verkündeten etwa im letzten | |
Oktober Hacker*innen [5][auf Lês Facebook-Seite] seinen Tod. Darauf | |
deaktivierte Facebook automatisch seinen Zugang zu all seinen Seiten | |
inklusive Thoibao. Zuvor wurde er einmal ohne sein Wissen zum | |
[6][Administrator einer Facebook-Seite] gemacht, die massiv | |
Community-Standards verletzte. Darauf sperrte Facebook alle Seiten, bei | |
denen Lê als Administrator registriert war, also auch Thoibao. Bei | |
[7][Youtube] wurden ihm angebliche Rechtsverstöße vorgeworfen, worauf Filme | |
von ihm geblockt wurden. Es dauerte oft Wochen, bis Lê seine Seiten wieder | |
nutzen konnte und ihre Inhalte zugänglich waren. | |
In den letzten Jahren hat er stark in die IT-Sicherheit investiert. Die Art | |
der Angriffe deuten auf eine Gruppe professioneller Hacker hin, wie sie die | |
Regierung des Einparteienstaats inzwischen unterhält. Am 28. Dezember | |
stürzte die Webseite mal wieder ab. Innerhalb von 12 Stunden erfolgten über | |
eine Milliarde DDoS-Angriffe, wie Lês Sicherheitsfirma ermittelte. Bei | |
diesen Distributed-Denial-of-Service-Attacks (DDoS, Deutsch: verteilte | |
Dienstverweigerungsangriffe) greift eine hohe Zahl von Rechnern | |
gleichzeitig auf die Webseite zu. Das System wird überlastet. Die vielen | |
verschiedenen Angreifer können nicht blockiert werden, ohne die Verbindung | |
der Seite mit dem Netzwerk einzustellen. Trotz der Sicherheitssysteme, | |
welche die Angriffe von Bots verhindern sollen, ist Thoibaos Webseite im | |
Gegensatz zu seinen Social-Media-Kanälen tagelang nicht erreichbar. | |
Zum Redaktionsschluss ist das Portal immer noch nicht stabil online. Sein | |
IT-Dienstleister hat die Firma Visualviet im zentralvietnamesischen Danang | |
als eine Angreiferin ausgemacht und als eine Quelle der Angriffe den | |
Telekomkonzern Viettel. Die [8][Webseite von Visualviet] wirkt teilweise | |
wie ein Dummy. Und Viettel ist Vietnams größter Telekomkonzern und gehört | |
dem Verteidigungsministerium. Das sind starke Indizien. Ob sie als Beweis | |
reichen? Laut Lê interessiert sich jetzt das LKA für die entsprechenden | |
Protokolle. | |
„Wir können einfach keine Millionen investieren, um uns zu verteidigen“, | |
sagt er. Die Ironie dabei: Je erfolgreicher das Regime Thoibao online | |
verstummen lassen kann, desto weniger ist es nötig, Lê selbst zum Schweigen | |
zu bringen. Oder umgekehrt: Je erfolgreicher er digitale Angriffe abwehren | |
kann, desto stärker ist er selbst in Gefahr. Der längste Angriff dauerte | |
über 15 Tage. Attackiert werde vor allem dann massiv, wenn Thoibao sensible | |
Informationen veröffentliche, meint Lê, wie gerade über einen | |
Korruptionsskandal bei der Coronabekämpfung. | |
Man mag digitale Angriffe, Droh- und Hassmails als bedauerliche | |
Erscheinungen der heutigen Zeit sehen und Vietnams Propaganda unangenehm | |
und lästig finden. Doch Verharmlosung wäre ein Fehler. Denn Vietnams Regime | |
hat im Juli 2017 mit der [9][Entführung des in Ungnade gefallenen | |
Geschäftsmanns und Ex-Kaders Trinh Xuân Thanh] von Berlin nach Hanoi | |
gezeigt, wozu es bereit und fähig ist. Beim staatlichen Kidnapping war auch | |
Vietnams Botschaft in Berlin-Treptow involviert. | |
Der Entführte wurde – trotz Protesten der Bundesregierung, die vielleicht | |
sein Todesurteil verhinderten – in Hanoi [10][zu zweimal lebenslänglicher | |
Haft verurteilt]. In Folge wies Deutschland zwei vietnamesische | |
Diplomaten aus, welche die Entführung mitorganisiert hatten, darunter den | |
zuvor [11][in Deutschland geschulten Vertreter der Nachrichtendienste]. Das | |
Auswärtige Amt wollte sich nicht zu taz-Informationen äußern, wonach die | |
Bundesregierung sich seitdem weigert, einen Nachfolger zu akkreditieren. In | |
Hanoi wurden die an der Entführung Beteiligten inzwischen mit hohen | |
Verdienstorden ausgezeichnet. | |
## Berliner Polizei nahm Drohungen zunächst nicht ernst | |
Schon vor Bekanntwerden der Entführung hatte Lê erste Drohungen bekommen. | |
Die nahm die Berliner Polizei nach seinen Angaben zunächst nicht ernst. Das | |
änderte sich schlagartig: Lê war der erste Journalist, der über das | |
staatliche Kidnapping berichtete – bei Thoibao und der britischen BBC. Das | |
machte ihn und Thoibao bekannter. Für die Regierung in Hanoi war er fortan | |
ein Feind. Für Lê war die Entführung ein Schock. „Vorher hatte die | |
Botschaft den Vietnamesen in Deutschland immer gesagt, wir sollten uns an | |
die deutschen Gesetze halten. Aber dann machte die Botschaft selbst das | |
genaue Gegenteil davon“, sagt er. „Viele hier haben ihr Vertrauen in die | |
Regierung in Hanoi verloren.“ | |
Lê eckte nach eigenen Worten schon kurz vorher an: Er berichtete | |
wahrheitsgemäß über den Besuch von Vietnams damaligem Premier Nguyen Xuân | |
Phúc beim G-20-Gipfel in Hamburg. Anders als von Hanoi dargestellt, war | |
Phúc nicht von Bundeskanzlerin Merkel als Premier mit allen Ehren empfangen | |
worden, sondern nur als damaliger Vorsitzender der Apec-Staatengruppe zu | |
einem Treffen in größerer Runde geladen. Bei seiner Presseschau für die | |
Staatsmedien gab Lê dies so weiter. Doch Vietnams Botschaft drängte ihn, | |
entsprechend der Propaganda zu berichten. Lê veröffentlichte stattdessen | |
das deutsche Besuchsprogramm, denn: „Ich möchte nicht, dass 100 Millionen | |
Vietnamesen Lügen aufgetischt bekommen.“ Prompt wurde er vom | |
Botschaftsempfang mit Phúc ausgeladen. | |
Sein Leben ist seitdem komplizierter geworden: 2018 ist Lês Pass | |
abgelaufen. Aus Furcht, womöglich das gleiche Schicksal wie der saudische | |
Journalist [12][Jamal Khashoggi] zu teilen, der 2018 im saudischen Konsulat | |
in Istanbul ermordet wurde, als er seine Papiere abholen wollte, möchte Lê | |
Vietnams Botschaft nicht für eine Passverlängerung betreten. Er beantragt | |
jetzt die deutsche Staatsbürgerschaft. Manche Vietnames*innen hier, die | |
früher gern Selfies mit ihm machten, meiden ihn inzwischen, sagt er. Und | |
KP-nahe Personen sprechen immer wieder [13][offene oder versteckte | |
Drohungen] aus. | |
So auch ein in München lebender Mann, der ihm riet, [14][„Entenfleisch mit | |
frischem Blut“] zu essen. Eine verklausulierte vietnamesische Morddrohung. | |
Auf Fotos posiert der Mann, dem Verbindungen zu vietnamesischen | |
Zigarettenschmugglern nachgesagt werden und dessen Bruder beim Bandenkrieg | |
getötet wurde, mit dem damaligen Botschafter. Eine Razzia der Polizei | |
schüchterte den Mann aber wohl ein, Lê hat von ihm nichts mehr gehört. Doch | |
im Jahr 2018 wurde dem Staatsschutz anonym ein Brief zugespielt: Lê solle | |
ermordet werden, bei einem „Unfall“ oder durch eine | |
„Lebensmittelvergiftung“. Seitdem steht er unter Polizeischutz. | |
Lê glaubt, dass potenzielle Attentäter*innen mit hohen Belohnungen, | |
etwa einem Haus oder Grundstück in Vietnam gelockt werden könnten. | |
Angeworben werden könnten etwa hiesige Personen aus dem Umfeld des | |
[15][Verbandes der vietnamesischen Kriegsveteranen]. Der zählt zu den | |
offiziellen Massenorganisationen im Verbund der Kommunistischen Partei. | |
Zwar erfüllt der Verband auch wichtige soziale Funktionen, viele | |
Veteran*innen und ihre Familien leiden etwa an den Spätfolgen durch den | |
Einsatz von Agent Orange durch die USA im Vietnamkrieg. Viele Mitglieder | |
sind außerdem recht betagt. Aber: Vietnams Militärintervention in | |
Kambodscha endete erst 1989. Wer damals 20 Jahre alt war, ist heute Anfang | |
50. Die meisten Mitglieder des Verbands, der auch einen Ableger in Berlin | |
hat, sind sicher rechtschaffen. Aber sie alle können mit einer Waffe | |
umgehen. In Berlin treffen sie sich regelmäßig in einem Hotel – in Uniform. | |
Oft ist der Botschafter dabei. | |
Die Frage der taz, wie der Staatsschutz den hiesigen Ableger des Verbands | |
einschätze, blieb unbeantwortet. Auch, ob im Rahmen einer sogenannten | |
Gefährderansprache die Botschaft kontaktiert wurde. Dies müsste über das | |
Auswärtige Amt (AA) erfolgen. Dort wollte man sich zu Lês Bedrohung nicht | |
konkret äußern. Das AA teilte der taz auf Anfrage mit: „Dem Auswärtigen Amt | |
sind die Berichte zu dem Fall bekannt. Wir thematisieren diesen Fall auch | |
in unseren bilateralen Gesprächen mit der vietnamesischen Regierung.“ Wie | |
das geschieht und wie Hanoi darauf reagiert, ließ das AA offen. Vietnams | |
Botschaft ließ eine Anfrage der taz unbeantwortet. | |
Anfragen von Bundestagsabgeordneten der Grünen und der FDP seit 2018 lassen | |
bei der Bundesregierung inzwischen eine stärkere Wahrnehmung der Gefährdung | |
in Deutschland lebender vietnamesischer Regimekritiker*innen | |
erkennen. Erklärte die Bundesregierung am 6. Dezember 2018 noch, „keine | |
Erkenntnisse zu einer etwaigen konkreten Gefährdung“ zu haben“ | |
([16][BT-Drucksache 19/6321]), klang das am 23. September 2021 schon | |
anders: Für Vietnam sei spätestens seit der Entführung Trinh Xuan Thanhs | |
2017 „zumindest von einer abstrakten nachrichtendienstlichen | |
Gefährdungslage“ auszugehen. ([17][BT-Drs. 19/32565]) | |
Die FDP-Abgeordnete Gyde Jensen, die in der letzten Legislatur dem | |
Menschenrechtsausschuss vorsaß, wollte von der Bundesregierung wissen, | |
welche Informationen sie über die jüngsten Cyberangriffe auf Thoibao und | |
über „die Identität der Angreifer und deren Nähe zum vietnamesischen Staat… | |
habe. Der damalige Innenstaatssekretär Markus Richter (CDU), auch zuständig | |
für IT-Sicherheit, antwortete am 23. November 2021: „Der Bundesregierung | |
liegen keine Erkenntnisse im Sinne der Fragestellung vor.“ ([18][BT-Drs. | |
20/132]) | |
Jensen fordert eine engere Kooperation zwischen AA, Innenministerium, | |
Geheimdiensten und Sicherheitsbehörden. „Um die Expertise zu bündeln, | |
könnte eine zentrale Anlaufstelle für Betroffene, aber auch die | |
Sicherheitsbehörden der Länder hilfreich sein“, sagte sie der taz. „Fälle | |
wie die von Trung Khoa Lê zeigen uns, wie notwendig es ist, dass solche | |
Stellen Fachwissen im IT-Bereich haben. Denn bei vielen Betroffenen nehmen | |
die Bedrohungen im Netz ihren Anfang.“ | |
Auch dem Vizevorsitzenden der grünen Bundestagsfraktion, Konstantin von | |
Notz, reichen die bisherigen Maßnahmen nicht. Die Entführung unter | |
Beteiligung von Botschaftsangehörigen zeige „eine erschreckende | |
Kaltschnäuzigkeit und Unverfrorenheit“, sagte er der taz. Von Notz sitzt im | |
Parlamentarischen Kontrollgremium der deutschen Nachrichtendienste, im | |
Innenausschuss und stellvertretend im Rechtsausschuss. „Die bewusste | |
Einschüchterung und akute Gefährdung ausländischer Oppositioneller in | |
Deutschland“ durch einen ausländischen Staat sei „nicht hinnehmbar“. | |
Deutschland brauche „als Rechtsstaat und wehrhafte Demokratie einen in der | |
Spionageabwehr gut aufgestellten Verfassungsschutz, der aktuelle | |
Bedrohungen frühzeitig erkennt“. Gefährdete Personen müssten effektiv | |
geschützt werden. | |
„Ich kann mich nicht mehr frei bewegen, nicht mehr mit Freunden treffen | |
oder an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen“, klagt Lê. Ständig habe er | |
das Gefühl der Gefahr zu begegnen, die auf ihn warte. Aber: „Wenn man den | |
Weg gewählt hat, für Pressefreiheit einzustehen und diese in Deutschland | |
auch nutzen kann – im Gegensatz zu einem Land, wo sie eingeschränkt ist –, | |
dann gibt es auch eine Pflicht, das für die Menschen in Vietnam zu tun“, | |
sagt Lê. In Vietnam gehören unabhängige Journalist*innen und | |
Blogger*innen zu den am stärksten unterdrückten Stimmen. In der | |
Rangliste der Pressefreiheit von Reporter ohne Grenzen liegt Vietnam nur | |
auf Rang 175 von 180 Staaten. Mindestens 43 Medienschaffende sitzen derzeit | |
wegen ihrer Arbeit im Gefängnis. | |
Der Entführungsfall 2017 löste in den deutsch-vietnamesischen Beziehungen | |
vorübergehend eine Eiszeit aus. Inzwischen scheint wieder die Sonne. So | |
besuchte vergangene Woche die [19][Fregatte „Bayern“] im Rahmen ihrer | |
Indopazifik-Tour die südvietnamesische Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt | |
(Saigon). Im Schulterschluss mit Vietnam sollte Flagge gegen Chinas | |
ausufernde Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer gezeigt werden. Wird | |
Hanoi die Freundschaftsgeste als Zeichen werten, dass Berlin der Schutz | |
eines Journalisten vielleicht doch nicht so wichtig ist? | |
Lê hat mit dem Marinebesuch eigentlich kein Problem. Die Zusammenarbeit | |
zwischen beiden Ländern sei multidimensional und müsse weitergehen, findet | |
er. „Aber unter einer Bedingung: Vietnam muss sich an die mit Deutschland | |
vereinbarten Regeln und Verträge halten.“ Dazu gehöre die Achtung der | |
Presse- und Meinungsfreiheit. „Nur dann trägt die Zusammenarbeit Früchte | |
für die Bevölkerungen beider Länder.“ | |
14 Jan 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Vietnamesische-ArbeiterInnen-in-Leipzig/!542856 | |
[2] https://www.youtube.com/watch?v=wJ-G8LCJkp0 | |
[3] https://www.dong-xuan-berlin.de/ | |
[4] /Hackerattacken-auf-vietnamesische-Journalisten/!5504389 | |
[5] /Manipulation-aus-Vietnam/!5811158 | |
[6] /Vietnamesische-Regimekritiker/!5556745 | |
[7] /Videoportal-laesst-sich-missbrauchen/!5713023 | |
[8] https://visualviet.com/ | |
[9] /Entfuehrter-Vietnamese-Trinh-Xuan-Thanh/!5518571 | |
[10] /Vietnamesischer-Ex-Politiker-vor-Gericht/!5482123 | |
[11] /Entfuehrter-Vietnamese-Trinh-Xuan-Thanh/!5522925 | |
[12] /Nach-Tod-Jamal-Khashoggis/!5698117 | |
[13] /Journalist-aus-Vietnam-in-Berlin-verfolgt/!5452396 | |
[14] /Journalist-bekommt-Morddrohungen/!5430108 | |
[15] http://www.vietnambotschaft.org/gedenkfeier-anlasslich-des-72-jahrestages-… | |
[16] https://dserver.bundestag.de/btd/19/063/1906321.pdf | |
[17] https://dserver.bundestag.de/btd/19/325/1932565.pdf | |
[18] https://dserver.bundestag.de/btd/20/001/2000132.pdf | |
[19] https://twitter.com/FregatteBayern | |
## AUTOREN | |
Alexandra Wagner | |
Fabio Schuster | |
Kiều-Anh Nguyễn | |
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