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# taz.de -- Treffen der Nato-Außenminister: Waffen, Waffen, Waffen
> Die Nato rüstet die Ukraine weiter auf – und scheint sich auf russischen
> Atomschlag vorzubereiten. Über Deeskalation wird nicht gesprochen.
Bild: Der ukrainische Verteidungsminister (Mitte) bei der NATO-Tagung in Brüss…
Brüssel taz | Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) ist
es nicht gewohnt, bei Nato-Treffen im Rampenlicht zu stehen. Die erste
Geige spielen dort unbestritten die USA. Erst recht, wenn es auch noch ein
Treffen der 50 Mitglieder starken Ukraine-Kontaktgruppe gibt, die von den
USA geführt wird.
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin gab denn auch wieder den Ton an.
„Unsere Entschlossenheit, die ukrainischen Verteidiger zu unterstützen,
gilt für alle Jahreszeiten“, erklärte er am Mittwoch in Brüssel. Die
russischen Angriffe würden mit noch mehr Waffenlieferungen beantwortet.
Doch spektakuläre neue Systeme hatte Austin nicht im Gepäck. Ganz anders
Lambrecht: Sie konnte die Lieferung des deutschen
[1][Luftverteidigungssystems Iris-T SLM an die U-kraine bestätigen].
Deutschland werde sich bemühen, drei weitere Systeme so schnell wie möglich
bereitzustellen, sagte sie in Brüssel – und machte damit Furore.
Denn Luftverteidigung ist genau das, was die Ukraine angesichts der
Raketenangriffe derzeit besonders braucht. Und Iris-T gilt als eines der
modernsten Systeme der Welt. Selbst die New York Times ist voll des Lobes:
Bisher verfüge nicht einmal Berlin über dieses „ultramoderne“ Gerät, das
nun Kiew bei der Verteidigung hilft.
## Waffen aus der Sowjetzeit
Das sei eine „wichtige Unterstützung im Kampf gegen Raketenbeschuss, gegen
diesen Terror“, erklärte Lambrecht. Die Lieferung der Geräte sei
ursprünglich erst für November geplant gewesen. Umso glücklicher sei sie,
dass das System jetzt schon vor Ort sei.
Deutschland hat damit sogar die USA übertroffen, die erst in den nächsten
Wochen zwei Exemplare ihres System Nasams liefern wollen. Sechs weitere
müssen jedoch erst noch produziert werden. Nach US-Angaben erwägt
Washington, in der Zwischenzeit Hawk-Systeme aus der Zeit des Kalten
Krieges in die Ukraine zu schicken.
Auch alte russische Panzer und [2][andere Waffen aus der Sowjetzeit] sollen
herangeschafft werden. Denn daran sind die ukrainischen Soldaten
ausgebildet, damit können sie ohne langwierige Ausbildung kämpfen. Die USA
klappern Alliierte und Partner rund um den Globus ab, um Nachschub aus dem
Kalten Krieg zu sichern.
Die hektische Suche nach Waffen zeigt, dass die russische Eskalation des
Krieges die Nato auf dem falschen Fuß erwischt hat. Ursprünglich wollten
sich die Minister in Brüssel auf die Stärkung der Nato-Ostflanke und auf
die [3][nukleare Abschreckung] konzentrieren. Nun ist sogar ein
Nato-Sondergipfel im Video-Format für nächste Woche im Gespräch.
## Konfliktlösung war kein Thema
Nato-Generalsekretär Stoltenberg erklärte, derzeit habe die Luftabwehr
absolute Priorität. Es gehe um die Abwehr russischer Kurz- wie
Langstreckenraketen, ballistischer Raketen, Marschflugkörper und Drohnen.
Die Nato sei entschlossen, der Ukraine „so lang wie nötig“ zu helfen,
betonte er.
Doch wie lange wird der Krieg noch dauern – und wie kann er enden?
Antworten suchte man beim Nato-Treffen vergeblich, [4][Konfliktlösung] war
nicht einmal ein Thema. Vielmehr stellt sich die Militärallianz auf eine
weitere Eskalation ein: Am Donnerstag will die nukleare Planungsgruppe über
die [5][russischen Drohungen mit der Atombombe] beraten. Am Mittwochabend
kommt angesichts der Lage auch die UN-Generalversammlung zu einer
Dringlichkeitssitzung zusammen.
„Wenn Russland Atomwaffen einsetzt, wird das verschiedene Konsequenzen
haben, auch beim Gebrauch kleinerer atomarer Waffen“, warnte Stoltenberg im
ZDF. Details wollte er nicht nennen, doch offenbar bereitet sich die
Allianz auf den Ernstfall vor. In den USA wurde sogar der Ruf nach einem
Nato-Einsatz gegen die russische Armee laut.
12 Oct 2022
## LINKS
[1] /Russische-Angriffe-auf-Kiew/!5886695
[2] /Krieg-in-der-Ukraine/!5861512
[3] /Atomwaffenkonferenz-in-New-York/!5872205
[4] /Perspektiven-im-Ukraine-Krieg/!5882645
[5] /Russische-Drohungen-mit-Atomwaffen/!5884829
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Atomwaffen
Nato
Jens Stoltenberg
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Wladimir Putin
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