# taz.de -- Tipps zu „Bild“ und anderen Quälereien: Döpfner enteignen | |
> Nach der „Bild“ könnte sich die US-Presse als Nächstes der katholischen | |
> Kirche widmen. Diese und andere Ideen in der Wochenkolumne. | |
Bild: Mathias Döpfner, Springer-Vorstandsvorsitzender | |
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? | |
Friedrich Küppersbusch: Alles bis MHD 25.10. | |
Und was wird besser in dieser? | |
EU sieht das nicht mehr so eng. | |
SPD, FDP und Grüne haben mit den Koalitionsverhandlungen begonnen und | |
versprechen eine Regierungsbildung bis Nikolaus. Was wird im Stiefel | |
stecken? | |
Der Rekord für Merkel. Adenauer übertraf sie bereits, am 17. Dezember hätte | |
sie Kohls 5.869 Tage im Amt eingeholt. Da [1][die Ampelnden] noch | |
Mitglieder oder Parteitage befragen werden, kann’s klappen. Sonst: | |
Neujahrsansprache erstmals in Doppelmoderation. | |
Julian Reichelts „Fördern, Vögeln, Feuern“-Herrschaft bei der Bild ist | |
vorbei. Dank der Recherchen eines Investigativ-Teams – deren | |
Veröffentlichung zunächst vom Verleger Dirk Ippen gekippt wurde. Wie steht | |
es denn nun um die Pressefreiheit in Deutschland? | |
Ein Geniestreich des hippen Ippen. Hätte er’s in seiner | |
Leine-Deister-Zeitung oder auch Frankfurter Rundschau veröffentlicht: | |
schön, aber – who cares? Erst durch die Omerta unter Paten irrlichterte die | |
Story weiter in die New York Times. Dort droht maximaler Radau etwa auch | |
bei US-Investoren und Politico-Publikum. Offenbar wusste Chef Ippen ein | |
halbes Jahr lang nicht, was seine Rechercheurinnen da trieben – so geht | |
Pressefreiheit. Apropos Helden: Jürgen Habermas antwortete auf die Frage, | |
was „68“ denn gebracht habe: „Rita Süßmuth“. Heute wissen wir: Der Ei… | |
der je „Springer enteignet“ hat, ist Matthias Döpfner. Bisher 22 Prozent | |
und die Stimmrechte von Friede Springer obendrauf. Enkeltrick oder: | |
Dutschke, nimm dies! Und bei Bild geht’s zu, wie sich kleine | |
Bild-Redakteure die Kommune1 immer zusammenfantasiert haben. An der Spitze | |
all dessen vertritt Döpfner Auffassungen, die aus anderem Munde als extrem | |
bis extremistisch gälten. Die Antwort: „Pressefreiheit existiert, ab 1 Mrd. | |
€ Privatvermögen“ ist unbefriedigend. | |
Welchen deutschen Problemen sollte in den USA noch nachgegangen werden, | |
damit sich hierzulande was ändert? | |
Springer reagiert ja nicht auf das Thema Machtmissbrauch, sonst wäre alles | |
schon im März passiert. Sie reagieren auf die Bedrohung von | |
wirtschaftlichen Interessen. Dafür ist „Dieselgate“ ein schönes Beispiel, | |
die Nummer begann schließlich in den USA. Und „Diözese Köln“ ein | |
abschreckendes, das interessiert drüben kein Schwein. | |
Zwei ehemalige Bundeswehrsoldaten wurden wegen Terrorverdachts | |
festgenommen. Mutmaßlich wollten sie eine Söldnertruppe aufbauen, um in den | |
Krieg im Jemen einzugreifen. Was geht in solchen Menschen vor? | |
Was geht in Menschen vor, die die Wehrpflicht schleifen? Die ganze Idee von | |
„Innere Führung“ und „Bürger in Uniform“ war, ein Gegengewicht zu sol… | |
unvermeidlichen Krankheitserscheinungen von Armeen zu bilden. Bürger, die | |
bei kriminellen Befehlen bocken und bei sinnlosen Einsätzen davonlaufen. | |
Diesen Legionärsirren ist mit aller kriminalistischen Härte zu begegnen. | |
Nur – die innere Balance einer demokratisch gebundenen Armee wächst nicht, | |
indem man ein paar Spinner stigmatisiert. Gerade entsteht eine | |
Bundesregierung aus drei Parteien, die die Aussetzung der Wehrpflicht | |
gewollt haben: Ranschmeiße an Jungwähler. Die Union richtig zu schockieren | |
hieße: Wehrpflicht wieder einsetzen. | |
Die Autorin Jasmina Kuhnke sagte ihren Auftritt bei der Frankfurter | |
Buchmesse ab. Sie befürchtete Übergriffe durch Nazis, die der Stand des | |
rechtsextremen Verlags Jungeuropa anziehen könnte. Der steht direkt neben | |
der Bühne, auf der sie auftreten sollte. Hat die Buchbranche darauf eine | |
angemessene Antwort gefunden? | |
Kuhnke ist als [2][„quattromilf“] führende Alarmvirtuosin bei Twitter, und | |
so brachte auch diese Kampagne wieder viel Ehre und viel Beifang. Die FAZ | |
etwa moniert, nun sei der rechtsextreme Verlag dank Kuhnke auch mal | |
ordentlich bekannt geworden. Schwer zu lösen. Nachdem die Buchmesse statt | |
früher 7.000 diesmal nur coronöse 1.700 Verlage zuließ, fragte man sich | |
jedoch schon: Wie können durch ein so enges Raster ausgerechnet die | |
Beklopptomaten von Rechtestens durchschlüpfen? | |
Erstmals wurde eine Schweineniere erfolgreich mit dem menschlichen | |
Organismus verbunden. Gruselig oder bewundernswert? | |
Finde immer gruselig, wie genetisch eng beieinander Schwein und Mensch | |
sind. | |
Und was machen die Borussen? | |
Meine Mahnung hier vorige Woche, der BVB brauche ein Konzept für Tage ohne | |
Haaland, wurde umgesetzt. Zahlt die Geschäftsstelle eigentlich ihr taz-Abo? | |
Fragen: David Muschenich, Nele Sophie Karsten, Ambros Waibel | |
24 Oct 2021 | |
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