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# taz.de -- Studie zu rechten Einstellungen: Erschreckend autoritär
> Rechte Einstellungen sind in Deutschland weit verbreitet, zeigt eine
> Studie der Uni Leipzig. Sie enthält zum ersten Mal auch Zahlen zu
> Antifeminismus.
Bild: Aluhut-Bürger: Anhänger von Verschwörungsmythen bei einer sogenannten …
Berlin taz | Antidemokratische Einstellungen sind in Deutschland weit
verbreitet, und während die Ausländerfeindlichkeit zurückgeht, steigt die
Zahl der Anhänger:innen von Verschwörungsmythen. Zu diesem Ergebnis kommt
die zehnte Leipziger Autoritarismus-Studie, deren Autor:innen untersucht
haben, wie autoritär und rechtsextrem die Einstellungen in der Bevölkerung
sind. Zum ersten Mal wurden in der Studie, die seit 2002 alle zwei Jahre
erhoben wird, auch [1][antifeministische Einstellungen in der Bevölkerung]
gemessen.
Die Studie, bei der 2.503 Menschen zwischen 14 und 93 Jahren befragt worden
sind, zeigt, dass Antifeminismus in Deutschland weit verbreitet ist. Jede
dritte Person hat bei der Abfrage mindestens einer antifeministischen
Einstellung zugestimmt. Zwar wollen 73,5 Prozent der Bevölkerung die
Diskriminierung von Frauen beenden, dennoch zeigt jeder vierte Mann und
jede zehnte Frau antifeministische Einstellungen. Unter Antifeminismus
verstehen die Forscher:innen aus Leipzig die „organisierte Gegnerschaft zu
feministischen Emanzipationsbestrebungen“.
In der Studie verweisen die Forscher:innen auch auf die
„Mobilisierungskraft des Themas“ Antifeminismus für die Politik der AfD –
und auch darauf, dass antifeministische Motive in Manifesten rechtsextremer
Attentäter:innen immer wieder präsent sind.
Gesine Agena von der Amadeu Antonio Stiftung sagt: „Profeministische
Einstellungen sind zwar weit verbreitet – aber das heißt nicht, dass daraus
eine Praxis folgt.“ Sie fährt fort: „Antifeminismus ist sehr anschlussfäh…
für die Mitte der Gesellschaft und hat deshalb eine Scharnierfunktion.“
## Kaum Grund für Optimismus
Laut der Studie ist die Ausländerfeindlichkeit im Vergleich zur letzten
Erhebung 2018 zurückgegangen. Damals war 23,4 Prozent der Befragten
explizit Ausländerfeindlichkeit attestiert worden, nun sind es nur noch
16,5 Prozent. Ausländerfeindliche Einstellungen sind in Ostdeutschland
doppelt so häufig vertreten sind wie in Westdeutschland – im den neuen
Bundesländern liegt die Quote ausländerfeindlicher Einstellungen bei 28
Prozent.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit insgesamt zieht sich quer durch die
Bevölkerung: 43 Prozent der Befragten etwa fühlen sich von Muslim:innen
bedroht. Diese Einstellung sei „fundamental für antimuslimischen
Rassismus“, schreiben die Leipziger Forscher:innen.
Aus der Studie geht auch hervor, dass sich Rechtsextreme in ihren
Einstellungen zunehmend radikalisieren und enthemmen. Die Forscher:innen
weisen darauf hin, dass die Zahl der Rechtsextremen im Westen Deutschlands
zurückgegangen sei, während sie im Osten zugenommen habe.
Die Zahl der Anhänger:innen von Verschwörungsmythen hat bundesweit
zugenommen. 38,4 Prozent der Befragten lassen eine Affinität dazu erkennen.
Die Autor:innen der Studie weisen darauf hin, dass die sogenannten
[2][Hygienedemos gegen die Coronamaßnahmen] zeigen würden, wie weit
verbreitet antidemokratische Einstellungen in der Gesellschaft seien.
Oliver Decker und Elmar Brähler, zwei der Forscher aus Leipzig, bezeichnen
Ausländerfeindlichkeit als „Einstiegsdroge“ in den Rechtsextremismus – n…
würden Verschwörungstheorien dazukommen.
Engagement gegen Verschwörungsmythen
„Gerade jetzt, wo viele Menschen bei Querdenken auf die Straße gehen, ist
es wichtig, diese Entwicklung quantitativ zu messen“, sagt Agena von der
Amadeu Antonio Stiftung. Denn das zeige auch, wie wichtig Engagement gegen
Verschwörungserzählungen sei.
Auch die positiven Entwicklung bei expliziter Ausländerfeindlichkeit stimmt
Agena nicht allzu optimistisch: „Die Zahl ist zwar runtergegangen, aber sie
darf nicht falsch gedeutet werden. Jede:r Zweite teilt diese Einstellung –
das ist erschreckend hoch.“ Problematisch wertet Agena auch die immer noch
hohen Zahlen antiziganistischer Einstellungen in der Gesellschaft. 41,9
Prozentgaben an, dass sie es nicht gut fänden, „wenn sich Sinti und Roma in
[ihrer] Gegend aufhalten“.
Agena fordert Unterstützung für die vielen zivilgesellschaftlichen
Projekte, die dazu beitragen würden, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
und Diskriminierung abzubauen. „Wichtig ist, dass die langfristige
Förderung zivilgesellschaftlicher Prozesse garantiert wird – etwa durch ein
Demokratiefördergesetz.“ Das sei wichtig für die Träger politischer
Bildungsarbeit, die sich für die Stärkung demokratischer Strukturen und
Prozesse einsetzten.
20 Nov 2020
## LINKS
[1] /Europas-Antifeministisches-Netzwerk/!5498934
[2] /Verschwoerungsmythen-und-Corona/!t5015225
## AUTOREN
Christina Gutsmiedl
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Schwerpunkt Rassismus
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