# taz.de -- Studie zu Meerestemperaturen: Tiefe Wasser sind heiß | |
> Erstmals wurden Daten zur Wassertemperatur auch in den Tiefen der Ozeane | |
> erhoben. Die Ergebnisse sind überraschend. | |
Bild: Ein Südlicher Glattwal beim Abtauchen vor Argentinien im Atlantik | |
Als Folge der Klimakrise steigt nicht nur die Temperatur der Luft, sondern | |
auch die Meere werden wärmer. In diesem Sommer erreichte die Oberfläche der | |
Ozeane global [1][neue Rekordtemperaturen]. Im August lag die | |
Oberflächentemperatur im Nordatlantik mit durchschnittlich 24,8 Grad | |
Celsius 0,94 Grad über dem langjährigen Mittelwert. | |
Die Temperatur der Wasseroberfläche erfasst allerdings nur einen Teil der | |
Ozeane, denn die Temperatur der tieferen Wasserschichten wurde bisher nicht | |
flächendeckend erfasst und ausgewertet. Anhand von Daten aus dem | |
Copernicus-Marine-Service-Programm der EU haben Forscher:innen nun | |
Temperaturdaten der Ozeane aus 50 unterschiedlichen Ebenen ausgewertet und | |
damit ein deutlich umfassenderes Bild der Temperatur in den Meeren | |
geschaffen. | |
Als Grundlage der [2][Studie, die in Nature Climate Change erschienen ist], | |
dienen Temperaturdaten von 1993 bis 2021. Gemessen wurde in bis zu 2.000 | |
Metern Tiefe. Damit zeigt die Arbeit von Eliza Fragkopoulou und | |
Kolleg:innen erstmals, wie sich der Klimawandel auf Lebewesen in | |
tieferen Wasserschichten auswirkt. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass | |
Hitzewellen in den Meeren die tieferen Wasserschichten nicht nur genauso | |
stark betreffen wie die Oberfläche, sondern die Temperaturen dort oft noch | |
stärker von normalen Werten abweichen und eine Hitzewelle länger anhält. | |
Die [3][Meere haben eine große Kapazität, um Wärme zu speichern]. Hat sich | |
das Wasser einmal erwärmt, braucht es deutlich länger als Luft, um wieder | |
abzukühlen.Laut den Forschenden sind die oberen 250 Meter des Meeres | |
besonders von marinen Hitzewellen betroffen. Gerade in diesem Bereich | |
bestehe durch die Hitze große Gefahr für die biologische Vielfalt im Meer. | |
Pflanzen und Tiere seien durch die ungewöhnlichen Temperaturen zusätzlichem | |
Stress ausgesetzt, was unter anderem Reproduktion und Wachstum stark | |
einschränken und im schlimmsten Fall zum Absterben führen könne. | |
Ein weiterer Aspekt der Studie ist interessant: Meeresströmungen können | |
dazu führen, dass sich in tieferen Wasserebenen Hitzewellen bilden, ohne | |
dass es an der Wasseroberfläche eine auffällig erhöhte Temperatur gibt. Da | |
bisherige Studien sich oft auf die Oberflächentemperatur der Meere | |
konzentriert haben, wurde dieser Aspekt womöglich vernachlässigt. | |
Durch den großen Datensatz wird die Entwicklung der Wassertemperatur der | |
Ozeane erstmals deutlich, auch unter der Wasseroberfläche. | |
Forscher:innen können so nachvollziehen, welche | |
[4][Unterwasser-Ökosysteme] von marinen Hitzewellen betroffen sind, die | |
bisher aufgrund ihrer Wassertiefe nicht als explizit gefährdet betrachtet | |
wurden. Möglichkeiten, die Erwärmung der Ozeane zu begrenzen, bietet die | |
Studie allerdings nicht, sie überlässt die Suche nach Lösungen anderen | |
Forschenden. | |
Korrekturhinweis: In einer ersten Version dieses Textes hieß es | |
fälschlicherweise, dass die Daten der Studie auf Satellitendaten basieren. | |
Richtig ist, dass die Daten zwar von Messsonden per Satellit übermittelt | |
werden, sie stammen allerdings aus dem Copernicus-Marine-Service-Programm | |
der EU. Wir haben die Formulierung korrigiert. | |
13 Oct 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Globale-Durchschnittstemperatur/!5964813 | |
[2] https://doi.org/10.1038/s41558-023-01790-6 | |
[3] /Meeresoekologe-ueber-Korallenriffe/!5951172 | |
[4] /Umweltverschmutzung-von-Fluessen/!5924145 | |
## AUTOREN | |
Yannik Achternbosch | |
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