# taz.de -- Stromleitung Nordlink nimmt Betrieb auf: Grüne Kabel gegen die Dun… | |
> Die Stromleitung Nordlink zwischen Deutschland und Norwegen ist nun in | |
> Betrieb. Profitieren sollen Umwelt und Verbraucher*innen zugleich. | |
Bild: Konverteranlage in Wilster: Norwegischer Gleichstrom wird in Wechselstrom… | |
RENDSBURG taz | Strom aus Windrädern fließt nach Norwegen, Energie aus | |
Wasserkraft nach Deutschland: Über 620 Kilometer, darunter 516 unter der | |
Nordsee, befördert das [1][Kabel Nordlink] Ökostrom zwischen den beiden | |
Ländern. Anders als bei vielen anderen Energie-Großprojekten gab es an dem | |
Bau kaum Kritik. Das „grüne Kabel“ wird nicht nur die Stromversorgung, | |
sondern auch die Strommärkte verändern. | |
In Wilster an der schleswig-holsteinischen Westküste endet die | |
Direktleitung, die im norwegischen Tonstad am Vollesfjord beginnt. Seit | |
Ende 2020 fließt Strom im Probebetrieb durch eines der längsten Seekabel | |
der Welt, am Donnerstag wurde die Leitung offiziell eröffnet. | |
Das Betreiber-Konsortium, hinter dem die Netzunternehmen Statnett und | |
Tennet sowie auf deutscher Seite die KfW-Bank stehen, feierte den | |
„historischen Tag für die Energiewende“ und hatte Polit-Prominenz aus | |
beiden Ländern zum Gratulieren eingeladen: „Großartig, ein wichtiger | |
Schritt“, freute sich Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Die | |
norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg mahnte mit Blick auf die | |
[2][europäischen Klimaziele]: „Es ist nicht mehr lange bis 2030, wir müssen | |
die Transformation in kurzer Zeit schaffen.“ | |
Ihre deutsche Amtskollegin Angela Merkel (CDU) wies auf die europäische | |
Bedeutung des Projekts hin und nannte einen Vorteil für die | |
Verbraucher*innen: „Die direkte Strombrücke trägt zur Stabilisierung der | |
Preise für erneuerbare Energie bei.“ Allerdings könne Nordlink „seine gan… | |
Kraft erst entfalten, wenn es auch nach Süden verbunden ist“, betonte | |
Merkel. | |
Doch da hapert es – gegen den Ausbau der Energieautobahn Südlink, aber auch | |
gegen regionale Leitungen gibt [3][es seit Jahren Proteste]. Das war bei | |
Nordlink in der rund fünfjährigen Bauphase nicht der Fall: Selbst | |
Umweltschutzverbände hatten keine Einwände, dass das Kabel durch das Watt | |
und den Nationalpark Nordsee führt. Bei der Einweihungsfeier lobte | |
Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne): „Nordlink | |
ist ein Beispiel dafür, dass man Klimaschutz und Naturschutz zusammendenken | |
kann.“ | |
## Netzbetreiber planen weitere Projekte | |
Die Leitung kann 1.400 Megawatt transportieren, das entspricht laut Tennet | |
einem großen Kraftwerk oder dem Energieverbrauch von 3,6 Millionen | |
Haushalten in einem Jahr. Mithilfe des technisch aufwendigen Projekts, | |
dessen Bau 1,8 Milliarden Euro kostete, soll Strom dorthin gelangen, wo er | |
gebraucht wird und wo er den besseren Preis erzielt. Künftig sollen Rotoren | |
bei Windüberschuss nicht mehr zwangsabgeregelt werden. | |
Wenn in Deutschland „Dunkelflaute“ herrscht, also kein Wind weht und keine | |
Sonne scheint, springen norwegische Wasserkraftwerke an. Das schaffe | |
Sicherheit, etwa für Betriebe, die auf stetige Energiezufuhr angewiesen | |
sind, so Altmaier. Sein Kieler Kollege Albrecht hofft nun, „dass auch | |
andere Bundesländer motiviert rangehen und politische Verantwortung | |
übernehmen.“ | |
Die Netzbetreiber planen schon die nächsten Projekte: Statt | |
Punkt-zu-Punkt-Verbindungen könnte es künstliche „Energieinseln“ in der | |
Nordsee geben, über die Strom zwischen mehreren Ländern hin- und | |
hertransportiert wird. | |
27 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Nordlink-erreicht-Buesum/!5601735 | |
[2] /Klimagesetz-der-EU/!5762348 | |
[3] /Bundesweiter-Netzausbau/!5525527 | |
## AUTOREN | |
Esther Geißlinger | |
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