# taz.de -- Sexismus in Social Media: Zu dick für Facebook | |
> Das Bild eines Plus-Size-Models wird gelöscht, weil sich Nutzer_innen | |
> schlechtfühlen könnten. Die Körper dicker Frauen sind auf Facebook | |
> „unerwünscht“. | |
Bild: Auch dieses Bild würde Facebook wohl als „unerwünschte Darstellung“… | |
[1][Tess Holiday ist ein erfolgreiches Model – obwohl oder gerade weil sie | |
Kleidergröße 54 trägt]. Als erste Frau mit einer solchen Konfektionsgröße | |
ist sie seit 2015 bei einer Mainstream-Modelagentur unter Vertrag. Als | |
Feministin und Body-Positive-Aktivistin hat sie sich einen Namen gemacht | |
und unter dem Hashtag [2][#effyourbeautystandards] eine Kampagne auf | |
Instagram losgetreten. Auch auf dem Cover des „People“ Magazin war sie | |
schon zu sehen. Doch für Facebook war die US-Amerikanerin zu dick. | |
Die australische Talkshow „Cherchez la Femme“ hatte mit einem Bild von Tess | |
Holiday im Bikini für ein Event zum Thema „Feminism and Fat“ geworben. | |
Facebook hatte das Bild daraufhin gesperrt. Zunächst verteidigte das | |
Unternehmen sein Handeln: [3][Das Bild würde gegen die „Gesundheit- und | |
Fitness“-Richtlinie für Werbung verstoßen.] | |
„Das Bild zeigt den Körper oder Teile des Körpers auf eine unerwünschte Art | |
und Weise. Werbeanzeigen dürfen keinen Gesundheitszustand bzw. kein | |
Körpergewicht als perfekt oder absolut nicht wünschenswert darstellen“, | |
[4][schrieb Facebook in einem Statement]. So darf laut den Werberichtlinien | |
zum Beispiel kein Bild verwendet werden, auf dem jemand seinen Bauchumfang | |
misst. | |
„Werbeanzeigen wie diese sind nicht erlaubt, weil sich Nutzer beim | |
Betrachten schlecht fühlen“, so das Unternehmen. Facebook sorge sich | |
demnach um seine Nutzer_innen, die sich durch bestimmte Bilder schlecht | |
fühlen und zum Abnehmen getrieben werden könnten. Nur wollte „Cherchez la | |
femme“ mit der beworbenen Veranstaltung genau das Gegenteil erreichen: | |
Frauen sollen ihren Körper positiv wahrnehmen, auch wenn er nicht den | |
Mainstream-Schönheitsideal entspricht. Im konkreten Fall der Veranstaltung | |
„Feminism and Fat“ soll es gerade darum gehen, dass auch dicke Frauen schön | |
sind. | |
## Dicke Frauen unerwünscht | |
Facebook hat sich mittlerweile für die Entfernung des Bildes entschuldigt | |
und es wieder freigeschaltet. Trotzdem zeigt der Vorfall, dass das | |
Unternehmen Bilder von dicken Frauen automatisch als Aufforderung zum | |
Abnehmen versteht. | |
[5][Die Macher_innen von „Cherchez la Femme“ sind immer noch wütend]: „W… | |
Facebook offensichtlich keine Ahnung hat, dass sich Frauen, die sich selbst | |
als dick bezeichnen und Übergröße tragen, großartig fühlen können.“ Wä… | |
Facebook so tut, als würde es sich um unser Körperbild sorgen, reproduziert | |
es ein beschränktes Schönheitsbild. Es zeigt sich, dass dicke Frauen nicht | |
der Norm des sozialen Netzwerkes entsprechen und hier nicht erwünscht sind. | |
Facebook bewertet und zensiert schon länger Frauenkörper. Das wurde zuletzt | |
in der Diskussion rund um die Zensur von weiblichen Brustwarzen deutlich. | |
Erst im Februar wurde eine Nutzerin gesperrt, weil sie historische | |
Aufnahmen indonesischer Frauen mit nacktem Oberkörper veröffentlicht hatte. | |
Das Unternehmen entscheidet, welche Körper gesellschaftlich akzeptiert | |
werden und welche lieber unsichtbar gemacht werden sollen. Ein Problem, das | |
mit dem immer größeren Einfluss des Netzwerkes wächst. | |
24 May 2016 | |
## LINKS | |
[1] https://www.instagram.com/tessholliday/ | |
[2] https://www.instagram.com/explore/tags/effyourbeautystandards/ | |
[3] https://www.facebook.com/business/help/223106797811279 | |
[4] https://www.facebook.com/cherchezlafemmo/photos/pcb.1091521380889905/109151… | |
[5] https://www.facebook.com/cherchezlafemmo/posts/1091521380889905 | |
## AUTOREN | |
Jana Lapper | |
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