# taz.de -- Schlacht um Libyens Hauptstadt: Migranten zwischen den Fronten | |
> Bei den Kämpfen um Tripolis sind die dort gestrandeten afrikanischen | |
> Migranten ohne Schutz. Ein Lageraufstand wurde mit Gewalt | |
> niedergeschlagen. | |
Bild: Nicht vor, nicht zurück: Internierung von Migranten in Tripolis | |
TUNIS taz | Während die Kämpfe am südlichen Stadtrand der libyschen | |
Hauptstadt Tripolis unvermindert weitergehen, verlassen immer mehr Menschen | |
ihre Häuser. Über 30.000 Libyer sind seit [1][Beginn der Kämpfe] zwischen | |
der westlibyschen Milizen-Allianz auf Seiten der international anerkannten | |
Einheitsregierung und der mehrheitlich ostlibyschen „Libyschen | |
Nationalarmee“ von Feldmarschall Khalifa Haftar auf der Flucht, berichtete | |
am Donnerstag das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK). | |
Auch wenn die Einheitsregierung am Mittwoch die Eroberung von Soug Alsabit | |
und großen Teilen des Stadtteils Wadi Alrabea vermeldete – viele in der | |
Zwei-Millionen-Metropole rechnen mit einem langen Krieg. | |
Und während einheimische libysche Flüchtlinge meist bei ihren Verwandten | |
oder in Hotels unterkommen, sind viele der 3.600 in Gefängnissen | |
einsitzenden Migranten aus anderen Ländern den Kämpfen schutzlos | |
ausgeliefert. | |
Einige der wegen „illegaler Migration“ von Milizen Eingesperrten berichten | |
der taz am Telefon, von bewaffneten Gruppen dazu gezwungen worden zu sein, | |
Verteidigungsgräben auszuheben oder Munition zu schleppen. | |
## Tote bei Migrantenaufstand | |
600 Gefangene aus Eritrea, Sudan und Nigeria protestierten am Montag gegen | |
die Zustände im Gefängnis von Qasr bin Ghashir, dessen Umgebung lange | |
umkämpft war. Seit dem Beginn des Krieges vor drei Wochen waren immer | |
wieder Querschläger und Granaten neben diesem Lager im Süden von Tripolis | |
eingeschlagen. | |
Soldaten der 9. Brigade von Khalifa Hafters LNA aus der Stadt Tarhouna | |
beendeten die Migranten-Proteste für eine Evakuierung schließlich und | |
feuerten mit Kalaschnikows in die Menge. Nach Augenzeugenberichten gab es | |
12 Verletzte und 2 Tote. | |
Libysche UNHCR Mitarbeiter konnten am Mittwoch schließlich 325 Migranten | |
mit Bussen in die Küstenstadt Zauwia bringen. „Das Risiko für Flüchtlinge | |
und Migranten in Libyen war noch nie größer als zur Zeit“, sagt der | |
stellvertretende UNHCR-Missionschef Matthew Brook. | |
Da der internationale Flughafen von Tripolis für Passagiermaschinen nur | |
nachts geöffnet ist und schon bombardiert wurde, werden jetzt nur wenige | |
Migranten nach Niger ausgeflogen. Aus den völlig überfüllten Camps entlang | |
der libyschen Küste senden die Insassen immer wieder Fotos und Hilferufe an | |
ihre Verwandten zuhause oder organisieren Hilfe über in Tripolis arbeitende | |
Freunde. | |
Da die Helfer des „Roter Halbmonds“ wegen der Kämpfe in der Stadt nur | |
selten Zugang zu den Lagern haben, sammelten Migranten in Tripolis Geld und | |
schickten die Medikamente gegen die dort grassierende Typhuswelle. | |
25 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Mirco Keilberth | |
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