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# taz.de -- Schau zum Robeson-Archiv an Berliner AdK: Eine mächtige Stimme und…
> Die Schau „Every Artist Must Take Sides“ an der Berliner Akademie der
> Künste verbindet das Archiv von Paul und Eslanda Robeson mit
> zeitgenössischer Kunst.
Bild: Paul Robeson (1898–1976) hält eine Rede an der Humboldt-Universität i…
„Wir beweisen, (…) dass weder die Erinnerung an die Sklaverei noch
ausgeprägte Vorurteile, Selbstachtung und Willenskraft in uns auslöschen
werden.“ Schon bei seiner Abschlussrede nach einem prämierten Juraexamen an
der Rutgers-Universität trat der Student Paul Robeson 1919 als moralische
Instanz des Schwarzen Amerika auf.
Geboren 1898 als Sohn eines Sklaven, [1][der durch die Underground Railroad
via Detroit] in die Freiheit geschleust wurde, absolvierte er als dritter
Schwarzer überhaupt jene Hochschule in New Jersey. Bevor Robeson in den
1920ern als Sänger und Schauspieler Weltruhm erlangte, war er bereits als
Anwalt tätig, verließ seine Kanzlei aber aufgrund von Diskriminierung und
erhob seine Stimme fortan auf der Bühne.
Sein mächtiger Bariton ist nun in der Ausstellung „Every Artist Must Take
Sides“ an der Berliner Akademie der Künste zu hören. Historisches Material
an sechs Archivstationen wird dort mit der Gegenwart von zwölf
zeitgenössischen künstlerischen Positionen verflochten. Flankiert von
Fotos, Schallplatten und Zeitungsartikeln wird ein Mensch in Erinnerung
gerufen, der weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Obwohl das Archiv von
Paul Robeson und seiner Ehefrau, der Anthropologin Eslanda Robeson, bereits
1965 an der Ostberliner Akademie der Künste landete.
## Acht Jahre ohne Pass
[2][In der DDR, die Schwarze Menschen ansonsten meist exotisierte], wurden
beide für ihr antifaschistisches Engagement im Spanischen Bürgerkrieg
geehrt und [3][für ihre unbeugsame Haltung im Kalten Krieg
instrumentalisiert.] Denn die US-Behörden entzogen in der
antikommunistischen Paranoia der McCarthy-Ära Paul Robeson ab 1950 für acht
Jahre den Pass. Deshalb sang er durch eine Telefonleitung, um bei einem
Konzert in England präsent zu sein. Er ließ weder nach in seinen
Überzeugungen und noch ließ er sich von Gängelungen und Repression bremsen.
Jenes große künstlerische und politische Charisma taucht auch in der
Videoarbeit „We Are“ der US-Künstlerin Sonya Clark wieder auf. Neben einer
Stoffbahn, mit einem Gedicht von Gwendolyn Brooks über Paul Robeson ist
eine Tanzperformance der Choreografin Jennifer Harge platziert. Diese tanzt
Brooks’ Lyrik auf der Insel Belle Isle nach. Heute ein Detroiter Park,
liegt Belle Isle am Detroit River auf der Fluchtroute der entflohenen
Sklaven zwischen den USA und Kanada. Sie intensiviere dadurch „die
Kommunikation mit den Vorfahren“, sagt Clark über ihr Werk.
Mit dem zeitlebens unkritischen Bekenntnis der Robesons zur stalinistischen
Sowjetunion setzt sich wiederum die Arbeit „Nobody Knows the Trouble“ von
Lia Dostlieva und Andrii Dostliev auseinander. Während auf der Bild- und
Tonebene Proben einer russischen Schulklasse für ihre Inszenierung von
William Shakespeares „Othello“ zu sehen sind, (eine Paraderolle von Paul
Robeson), werden auf der Textspur Aussagen von Robesons Sohn Paul Jr. über
die Reisen der Familie in die Sowjetunion eingeblendet: Freunde von ihnen
verschwanden im Terror der 1930er.
„Every Artist Must Take Sides“ gelingt eine Gratwanderung, ideologische
Vereinnahmung wird nicht ausgeklammert, das progressive Element wird
zugleich betont. Reizvoller und widersprüchlicher kann eine Bewahrung vor
dem Vergessen kaum sein.
13 Nov 2025
## LINKS
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[3] /Angela-Davis-Ausstellung-in-Dresden/!5753608
## AUTOREN
Julian Weber
## TAGS
Antirassismus
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Segregation
Politische Musik
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Schwerpunkt Rassismus
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