| # taz.de -- Sanierungsplan der Deutschen Bahn: Umstrittene Schienen-Strategie | |
| > Weniger Personal, aber mehr pünktliche Züge – so will der Vorstand die | |
| > Bahn fit machen. Jetzt fordert der Aufsichtsrat konkretere Pläne. | |
| Bild: Hier wird schon saniert: auf einer Teilstrecke der Riedbahn, die von Mann… | |
| Berlin taz | In der Debatte über ein Sanierungskonzept der Deutschen Bahn | |
| AG (DB) fordert der Aufsichtsrat des Unternehmens einen konkreteren Plan. | |
| Der Bahnvorstand will den gesamten Konzern innerhalb von drei Jahren zurück | |
| in die schwarzen Zahlen bringen und pünktlicher werden. | |
| „Die Sanierung von Infrastruktur und Betrieb sowie die wirtschaftliche | |
| Erholung des Unternehmens sind klar formulierte Ziele, um den Konzern | |
| wieder auf Kurs zu bringen“, sagte Werner Gatzer, der Vorsitzende des | |
| Aufsichtsrates. Bis zur nächsten Ratssitzung im Dezember müsse der Vorstand | |
| jedoch eine „Konkretisierung des Gesamtprogramms“ vorlegen, vor allem im | |
| Bezug auf die Budget- und Zeitplanung. | |
| Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte vor zwei Wochen | |
| öffentlich gemacht, [1][dass die DB ein Sanierungskonzept ausarbeiten | |
| muss]. Dieses Konzept legte der Bahnvorstand nun am Mittwoch dem | |
| Aufsichtsrat vor. „S3“ heißt es, denn es soll den Konzern in drei Jahren | |
| auf zentralen Feldern fit machen: im Betrieb, in der Infrastruktur und der | |
| Wirtschaftlichkeit. | |
| Laut der Süddeutschen Zeitung steht auf den insgesamt 110 Seiten unter | |
| anderem, dass die Deutsche Bahn 2027 bei 2 Milliarden Euro Gewinn landen | |
| soll. 75 bis 80 Prozent der Züge sollen dann pünktlich kommen (im Juni 2024 | |
| waren es 62 Prozent). Um Personalkosten zu sparen, wolle Bahnchef Richard | |
| Lutz bis 2027 10.000 bis 15.000 Vollzeitstellen streichen, mehr als 15.000 | |
| weitere Stellen sollen bis 2030 wegfallen. Und: Lutz plane, weniger ICEs in | |
| Reserve zu halten, um auch hier Kosten zu sparen. | |
| ## Sanierungskonzept „S3“ stößt auf Kritik | |
| Kritiker warnen, dass das Sanierungskonzept so nicht aufgehen könne. „Dass | |
| Verkehrsminister Volker Wissing sich hinter die Pläne des Bahnmanagements | |
| zur Kürzung von 30.000 Stellen stellt, ist ein verheerendes Signal an die | |
| Beschäftigten der Bahn, die den Laden noch irgendwie am Laufen halten“, | |
| sagte Bernd Riexinger, der verkehrspolitische Sprecher der Linken im | |
| Bundestag, der taz. Mit weniger Personal eine bessere Bahn zu erreichen, | |
| werde nicht funktionieren. | |
| Der ökologische Verkehrsclub VCD machte deutlich, dass jeder Sanierungsplan | |
| zum Scheitern verurteilt sei, wenn die Bundesregierung nicht mehr Geld in | |
| die Schiene steckt. „Der Bund muss das Sanierungsprogramm finanzieren, | |
| sonst sind die schon lange aufgestellten Ziele nicht erreichbar“, sagte der | |
| VCD-Bundesvorsitzende Matthias Kurzeck. Sein Vorschlag: eine dauerhafte | |
| zuverlässige Finanzierung [2][in Form eines mehrjährigen Fonds] für die | |
| Bahninfrastruktur. An Reservezügen zu sparen hält der VCD-Vorsitzende | |
| Kurzeck für falsch: „Das würde die Pünktlichkeit nicht steigern, sondern im | |
| Gegenteil zu mehr Verspätungen und Zugausfällen führen.“ | |
| Viele der Punkte, die die SZ aus dem Sanierungskonzept zitiert, sind schon | |
| aus dem fünf Jahre alten Vorgänger von „S3“, der Strategie „Starke Schi… | |
| bekannt. Die darin gesetzten Ziele verfehlte die Bahn dieses Jahr krachend. | |
| Bundesverkehrsminister Wissing zeigte sich am Mittwoch trotzdem | |
| optimistisch, dass es diesmal, mit dem neuen Konzept, klappt. Im | |
| ZDF-„Morgenmagazin“ sagte er, der DB stehe für die nächsten Jahre genug | |
| Geld zur Verfügung. „Die Bahn hat jeden Cent, den sie braucht, um die Dinge | |
| zu verbessern.“ Weitere finanzielle Unterstützung stehe erst nach 2027 | |
| wieder zur Debatte. | |
| ## 49-, 59- oder 64-Euro-Ticket | |
| Unsicherheit herrschte am Mittwoch noch bei einem weiteren Thema unter | |
| Wissings Ägide. Wie viel das Deutschlandticket ab Januar 2025 kostet und ob | |
| es überhaupt teurer werden muss, steht immer noch nicht fest. Das | |
| [3][bayerische Verkehrsministerium stellte vor Kurzem 64 Euro in den Raum], | |
| der Fahrgastverband Pro Bahn hält mittelfristig 59 Euro für wahrscheinlich. | |
| Jetzt haben sich Verbände erneut dafür ausgesprochen, dass der Preis des | |
| Nahverkehrsabos stabil bei 49 Euro im Monat bleibt. | |
| „Ein attraktiver ÖPNV – und dazu zählt auch das Flatrate-49-Euro-Ticket �… | |
| ist Bestandteil der Daseinsvorsorge“, teilte die Initiative Bürgerbahn mit. | |
| Diese Vorsorge müsse aus den öffentlichen Haushalten finanziert werden, | |
| weder der Bund noch die Länder dürften sich aus der Verantwortung stehlen. | |
| „Das Deutschlandticket preislich unattraktiv zu machen, bedeutet nichts | |
| anderes, als ein super erfolgreiches Produkt wie das Ticket langsam auf das | |
| Abstellgleis zu schieben“, sagte Heiner Monheim, der Sprecher der | |
| Initiative. | |
| Die Bundesregierung und die Verkehrsminister:innen der Länder hatten | |
| sich im Frühjahr nach langem Ringen darauf geeinigt, den Preis von 49 Euro | |
| bis Ende 2024 zu sichern. | |
| 18 Sep 2024 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Wissings-Plaene-zur-Bahn-Sanierung/!6031212 | |
| [2] /Wissing-schlaegt-Investitionsfonds-vor/!5999082 | |
| [3] /Was-darf-Mobilitaet-kosten/!6034014 | |
| ## AUTOREN | |
| Nanja Boenisch | |
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