# taz.de -- Repression in Iran: Vom Regime unterdrückt und von außen bedroht | |
> Die iranische Zivilgesellschaft, die sich dem Mullahregime widersetzt, | |
> will nicht durch israelische Bomben „befreit“ werden. | |
Bild: Narges Mohammadi, iranische Menschenrechtsaktivistin, während ihres Kran… | |
Berlin taz | Als Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi ihr Zuhause in | |
Teheran verlässt, schreibt sie auf X: „Diese Wohnung ist es gewohnt, | |
verlassen zu werden – manchmal wegen des Gefängnisses, manchmal um | |
auszuwandern, jetzt wegen des Krieges.“ Der Schmerz sei größer als je | |
zuvor. Der Grund diesmal: Flucht vor Luftangriffen. | |
Mohammadi gehört zu den prominenten Stimmen der Zivilgesellschaft Irans, | |
die sich gegen den Krieg stellen – gegen den völkerrechtswidrigen | |
israelischen Angriff, gegen die eigene Regierung und gegen Gewalt als | |
Mittel zur Befreiung. Sie berichten aus einem Land, das vom Regime | |
unterdrückt wird und nun von außen bedroht ist. | |
„Teheran ist Heimat für zehn Millionen Menschen“, schreibt Mohammadi. „Es | |
gibt hier Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Fabriken, Arbeiter*innen, | |
Obdachlose, Frauen, die allein ihre Familie ernähren. Wie sollen wir sie | |
alle auf den Schultern hinaustragen?“ Israels nächtliche Warnung an die | |
Bewohner*innen des Distrikts 18, das Gebiet zu evakuieren, sei zynisch, | |
meinen viele. Mitten in der Nacht, bei eingeschränktem Internet, ohne | |
Sirenen, ohne Bunker, ohne Schutz – wie sollen Millionen Menschen fliehen? | |
Auch der regimekritische [1][Rapper Toomaj Salehi], der während der „Frau, | |
Leben, Freiheit“-Bewegung festgenommen und zum Tode verurteilt wurde, | |
kritisiert das: „‚Evakuiert Teheran‘ ist nichts weiter als ein | |
populistischer Slogan, mit dem man später behaupten will: ‚Wir hatten nicht | |
die Absicht, iranische Zivilist*innen zu töten. Sie haben sich | |
lediglich geweigert, das Kriegsgebiet zu verlassen.‘“ Die Menschen seien | |
keine Kriegspartei, sondern Geiseln – und wer sie töte, solle wenigstens so | |
ehrlich sein, das zuzugeben. Salehi wurde jetzt erneut festgenommen. Sein | |
Schicksal ist ungewiss. | |
## In den Gefängnissen wächst die Angst | |
Der Krieg zwischen Israel und der Islamischen Republik trifft vor allem | |
jene, die zwischen den Fronten stehen: [2][die Zivilgesellschaft, die sich | |
dem Mullahregime widersetzt, aber auch nicht von Bomben „befreit“ werden | |
will]. „Der endgültige Sieg der unabhängigen, zivilen ‚Frau, Leben, | |
Freiheit‘-Bewegung wird niemals durch eine Invasion der israelischen Armee | |
erreicht werden“, schreibt die junge Aktivistin Hasti Amiri. Die Fotografin | |
und ehemalige politische Gefangene Alieh Motalebzadeh erinnert an die | |
letzten Jahre: „Wir alle wurden in diesen Jahren auf dem Weg zu einem | |
freien Iran oft verletzt und haben viel Leid erfahren. | |
Arbeitslosigkeit, Zensur, Verhaftung, Gefängnis, der Kummer, von unseren | |
Lieben getrennt zu sein, von Gefährten, die blutend auf der Straße zu Boden | |
fielen oder die erhängt wurden. Lassen wir nicht zu, dass die Extremisten | |
Iran zerstören.“ | |
In den Gefängnissen wächst die Angst. Das Sicherheitspersonal wurde | |
aufgestockt. Am Freitag nach den israelischen Angriffen durften politische | |
Gefangene des Qezel-Hesar-Gefängnisses nur ein einziges Mal telefonieren, | |
danach waren die Leitungen tot. Erst am Montag gab es wieder ein | |
Lebenszeichen. Die Gefangenen berichten, dass die Trakte nachts | |
abgeschlossen werden, ebenso wie die Gefängnistore von außen. Auch die | |
Wärter sind dann eingesperrt. Wenn eine Bombe trifft, kommt niemand mehr | |
raus. | |
Motahareh Goonei, eine Aktivistin der „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung, | |
wurde am Samstag festgenommen – keine zwei Stunden nachdem sie getwittert | |
hatte, das Regime solle lieber Schutzmaßnahmen für die Bevölkerung | |
schaffen, statt die Menschen einzuschüchtern. | |
20 Jun 2025 | |
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## AUTOREN | |
Daniela Sepehri | |
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