| # taz.de -- Regierung in Wien ohne FPÖ: Österreich wird plötzlich ein Positi… | |
| > ÖVP, SPÖ und Neos verhindern nun doch gemeinsam eine FPÖ-Regierung. Das | |
| > zeigt, dass sich Dialog und Kompromissbereitschaft bis zum Schluss | |
| > lohnen. | |
| Mehr als fünf Monate und zwei [1][gescheiterte Anläufe]: Die | |
| Regierungsbildung in Österreich war die bisher längste und komplizierteste | |
| überhaupt. Weil erstmals die rechtsradikale FPÖ auf Platz eins landete, | |
| [2][aber anfänglich keiner mit ihr regieren wollte]. Und weil die | |
| gemäßigten Parteien nicht zu einem Kompromiss fähig waren. [3][Spät, aber | |
| nun gibt es doch eine Einigung]. Konservative, Sozialdemokraten und | |
| Liberale werden gemeinsam regieren. Damit ersparen sie dem Land weiteren | |
| Stillstand und Notlösungen wie Neuwahlen, aus denen die FPÖ wohl noch | |
| gestärkt hervorgehen würde. Eine Regierungsbildung würde damit um nichts | |
| einfacher. | |
| Am Donnerstag präsentierten ÖVP, SPÖ und Neos ihr gemeinsames Programm; | |
| schon am Montag soll die neue Regierung vereidigt werden. Große Würfe sind | |
| keine geplant, aber die überfällige Sanierung des Budgets auf behutsame | |
| Art, die eine oder andere sinnvolle Reform, das uneingeschränkte Bekenntnis | |
| zur EU. Das ist in Zeiten wie diesen schon viel. Das Wichtigste: Die | |
| Ultrarechten bleiben außen vor. Das sind gute Nachrichten, denn FPÖ-Chef | |
| Herbert Kickl macht kein Geheimnis aus seinen Plänen. Er will den Umbau | |
| Österreichs nach dem Vorbild Viktor Orbáns – mit geschlossenen Grenzen, | |
| gegängelten Medien, einer Abkehr von der EU und einem prorussischen Kurs. | |
| Die konservative ÖVP wäre bei vielen, zu vielen dieser Pläne mitgegangen, | |
| um nur ja in der Regierung zu bleiben – dies ging aus den durchgesickerten | |
| Verhandlungspapieren hervor. Weil die FPÖ aber ihre Hand überspielte und zu | |
| viel von ihrem Juniorpartner einforderte, bleibt Österreich – aber auch der | |
| EU – eine illiberale Rechtsaußenregierung gerade noch erspart. | |
| ## Leicht wird die Koalition nicht | |
| Nach monatelanger Blockade ist Österreich nun ein Positivbeispiel dafür, | |
| dass sich Dialog und Kompromissbereitschaft bis zum Schluss lohnen. Leicht | |
| wird es nicht, denn die drei Parteien liegen inhaltlich weit auseinander. | |
| Sie bekennen sich jedoch zur Demokratie und ihren Institutionen, auch zum | |
| traditionell starken österreichischen Sozialstaat. Durch inhaltliche | |
| Zugeständnisse, auch mangels Alternativen, fanden sie doch noch zueinander. | |
| Nun gilt es, den Hickhack und Stillstand früherer großer Koalitionen zu | |
| vermeiden. Das Hinzuziehen der liberalen Partei Neos als dritte Kraft | |
| könnte dabei helfen. Sie ist die jüngste Partei im Parlament und fordert | |
| glaubhaft ambitionierte Reformen ein. Zu hoffen bleibt nun, dass der neuen | |
| Dreierkoalition ein Schicksal wie das der deutschen Ampel erspart bleibt. | |
| Gewiss ist das keineswegs. Fürs Erste ist die Gefahr einer ultrarechten | |
| FPÖ-Regierung aber abgewehrt. | |
| 27 Feb 2025 | |
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| Florian Bayer | |
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