# taz.de -- Palästinaausstellung und Antisemitismus: BaWü streitet über die … | |
> Der Antisemitismusbeauftragte Michael Blume fordert die Überarbeitung der | |
> umstrittenen Ausstellung „Die Nakba“. Er greift deren Kuratorin scharf | |
> an. | |
Bild: Zum Protestsymbol geworden: Schlüssel der einst von Palästinensern bewo… | |
BERLIN taz | Mit harten Bandagen geht Baden-Württemberg gegen eine | |
Palästina-Schau vor. Die Ausstellung [1][„Die Nakba – Flucht und | |
Vertreibung der Palästinenser“] fördere Judenhass, argumentiert Michael | |
Blume, Antisemitismusbeauftragter des Landes. Die Ausstellungsmacher | |
bedienten eine „breite Querfront des israelbezogenen Antisemitismus“. Mit | |
dem Begriff Nakba (Katastrophe) bezeichnen Palästinenser die mit der | |
Staatsgründung Israels verbundene Flucht und Vertreibung von Teilen der | |
arabischen Bevölkerung. | |
Entzündet hat sich die Kontroverse am ersten baden-württembergischen | |
[2][Antisemitismusbericht], der Mitte Oktober von den Fraktionen im Landtag | |
beraten werden soll. Darin empfiehlt Blume unter der Überschrift „Was tun | |
im Kampf gegen Antisemitismus?“ eine „Überarbeitung oder Erneuerung der | |
‚Nakba-Ausstellung‘“, die als Wanderausstellung seit Jahren vor allem dur… | |
Deutschland tourt. | |
Die Krux an dem Streit: Die Ausstellung selbst betrachtet Blume gar nicht | |
als antisemitisch. Dass er ihr trotzdem den Kampf angesagt hat, begründet | |
er mit ihrem – laut Kuratorin Ingrid Rumpf: bewussten – Fokus auf die | |
Sichtweise der PalästinenserInnen. Blume argumentiert: Aufgrund der | |
einseitigen Darstellung der palästinensischen Perspektive sei die Schau | |
„geeignet, antisemitische Stereotype zu verstärken“ – für Rumpf eine ni… | |
belegbare „Vermutung“. | |
Die Kuratorin befürchtet eine „schwerwiegende Rufschädigung“ der | |
Ausstellungsmacher sowie ihrer Förderer, zu denen der Evangelische | |
Entwicklungsdienst (EED), heute Brot für die Welt, und die Stiftung | |
Entwicklungs-Zusammenarbeit Baden-Württemberg gehören. Sie fordert die | |
vollständige Streichung der Passage aus dem Bericht oder zumindest die | |
Klarstellung, dass Blume die Ausstellung selbst nicht für antisemitisch | |
hält. | |
## Blume führt „Zion-Protokolle“ ins Feld | |
Der taz nennt Blume zwei Hauptkritikpunkte an der Ausstellung: Sowohl die | |
„Hunderttausendfache Vertreibung von Jüdinnen und Juden aus der arabischen | |
Welt“ als auch die „mörderische Geschichte des „arabisch-deutschen | |
Antisemitismus“ würden ausgeblendet. Jerusalems Großmufti hatte mit dem | |
NS-Regime kooperiert, was vielfach als Beweis für einen tief verwurzelten | |
Judenhass von Palästinensern angeführt wird. Historiker sehen darin | |
allerdings eine Überbewertung der Rolle des Muftis. | |
Um seine inhaltliche Kritik zu unterfüttern, fährt Blume schweres Geschütz | |
auf: Gegenüber der taz bringt er die Ausstellungsmacher mit den | |
„Protokollen der Weisen von Zion“ in Verbindung, einer alten, auf | |
Fälschungen beruhenden antisemitischen Hetzschrift. Rumpf, schreibt er, | |
habe sich mit ihrer Kritik an dem Antisemitismusbericht unter anderem an | |
den rechten Landtagsabgeordneten Wolfgang Gedeon gewandt, der die Echtheit | |
der „Protokolle“ vertrete. | |
Eine „Frechheit“ nennt Rumpf diese Assoziierung ihrer Person mit den | |
„Protokollen“. Gedeon sei einer von über hundert Abgeordneten gewesen, der | |
ein Schreiben von ihr erhalten habe. Von dem Brief abgesehen stehe sie in | |
keinerlei Kontakt mit Gedeon. Alle Abgeordneten außer der AfD-Fraktion | |
seien angeschrieben worden. Gedeon ist Mitglied der AfD, wurde aber aus der | |
Fraktion ausgeschlossen und sitzt nun als Fraktionsloser im Landtag. | |
Der Nakba-Streit findet vor dem Hintergrund einer hitzig geführten Debatte | |
über die Deutungshoheit im Nahostkonflikt statt, in dem die | |
palästinensische Perspektive zunehmend unter Rechtfertigungsdruck gerät. | |
Auch in Deutschland, wo das Thema meist im Zusammenhang mit Antisemitismus | |
diskutiert wird, sehen sich Palästinenser in der Defensive. Mehrere | |
Künstler und Aktivisten wurden in den vergangenen Monaten unter Verweis auf | |
israelbezogenen Antisemitismus an der Einreise nach Deutschland, | |
öffentlichen Auftritten oder der Teilnahme an Preisverleihungen gehindert. | |
6 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] http://www.lib-hilfe.de/mat/ausstellung/Ausstellung_Nakba.pdf | |
[2] https://stm.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/dateien/PDF/190701_St… | |
## AUTOREN | |
Jannis Hagmann | |
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