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# taz.de -- Öffentlicher Suizid einer trans Frau: Keine Ruhe für Ella
> Bereits zweimal wurde das Grab der trans Frau Ella verunstaltet. Sie
> hatte sich auf dem Berliner Alexanderplatz selbst verbrannt.
Bild: Kerzen und Blumen als Erinnerung an Ella im September am Alexanderplatz
BERLIN taz | In Lichtenberg wurde an Neujahr sowie am 4. Januar das Grab
der trans Frau Ella Nik Bayan geschändet. Das teilte der Lesben- und
Schwulenverband Deutschland gemeinsam mit den Landesverbänden
Sachsen-Anhalt und Berlin-Brandenburg am Mittwoch mit. Die Polizei
bestätigte der taz den Eingang einer Anzeige. Auf dem Zentralfriedhof
Friedrichsfelde habe sie einen mit Wasser gefüllten Behälter und einen
Feuerlöscher mit Aufschrift gefunden. Außerdem sei ein Gegenstand auf dem
Grab vermutlich umgetreten worden.
Der Staatsschutz ermittelt wegen Störung der Totenruhe und wegen
Verunglimpfung des Andenken Verstorbener. Da die Polizei einen
queerfeindlichen Hintergrund nicht ausschließt, prüfe das LKA, ob es sich
um ein Hassverbrechen handelt. Der Lesben- und Schwulenverband teilte mit,
man sei „erschrocken und zornig“ darüber, dass die transfeindliche Gewalt
gegen Bayan „selbst nach ihrem Tod weitergeht“. Der Anblick des
geschändeten Grabs sei „unerträglich“.
Bei Bayan handelt es sich um jene trans Frau, die sich am [1][14. September
2021 am Alexanderplatz öffentlich verbrannt] hatte. Wegen ihrer
geschlechtlichen Identität war sie zuvor aus dem Iran geflüchtet. Freunde
von Bayan hatten der taz berichtet, [2][dass sie auch in Deutschland stets
mit Diskriminierung zu kämpfen hatte]. Das zeigen auch die Vorfälle nach
Bayans Tod: So zirkulierten etwa Fotos ihres Leichnams in Chatgruppen, die
Unbekannte offenbar noch im Krankenhaus aufgenommen hatten. Wie die Polizei
der taz am Donnerstagmorgen mitteilte, konnte in der Sache noch kein:e
Tatverdächtige:r ermittelt werden.
Das geschändete Grab entdeckt hat Georg Matzel, langjähriger Begleiter von
Bayan und Vorstandsmitglied des LSVD Sachsen-Anhalt. „Ich wollte Ella nur
einen Neujahrsbesuch abstatten, eben kurz am Grab sein, neue Blumen
hinlegen. Ich dachte, ich sehe nicht richtig, als ich den Feuerlöscher
entdeckt habe“, berichtet er. Drei Tage später sei dann das Blumengesteck,
an dem eine Progress Pride Flag angebracht war, umgetreten worden, das Grab
zertrampelt, die Kerzen zerstört. Auch den Kanister habe Matzel nun
entdeckt. „Da war dann auch klar, dass es sich keineswegs um eine
misslungene Form der Anteilsname handelt“, sagt er.
## Täter:innen haben sich vorbereitet
Für Matzel ist es „an Niedertracht nicht zu überbieten, dass die letzte
Ruhestätte eines Menschen, der so viel Schlimmes erlebt hat, auch noch
vorsätzlich geschändet wurde.“ Es habe es sich nicht um die Tat einiger
betrunkener Jugendlicher gehandelt, die Täter:innen hätten
offensichtlich „Zeit und Geld“ in ihr Vorhaben investiert. „Und das alles
nur, um ihrem Hass gegen queere Menschen Ausdruck zu verleihen. Das macht
einfach fassungslos“, sagt Matzel.
Der LSVD fordert nun Staatsschutz und Staatsanwaltschaft dazu auf, gegen
die Verantwortlichen zu ermitteln. Man habe bereits Anzeige erstattet,
heißt es in der Mitteilung. Es handle sich um ein „Hassverbrechen“, welches
„auch als solches geahndet werden muss“. Auch fordert der Verband mögliche
Zeug:innen auf, sich bei der Polizei zu melden.
Transfeindliche Angriffe seien „immer auch ein Anschlag auf unsere
Grundwerte und das Herz unserer Demokratie“, heißt es in der Mitteilung
weiter. Transgeschlechtliche Menschen seien tagtäglich Anfeindungen und
struktureller Diskriminierung ausgesetzt. Der Verband solidarisiere sich
mit den Freund:innen und Wegbegleiter:innen von Bayan, sowie mit
allen anderen Opfern queerfeindlicher Gewalt.
5 Jan 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Timm Kühn
## TAGS
Trans-Community
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