| # taz.de -- Netzkampagne gegen die Bundeswehr: Mach, was zählt | |
| > Mit einer hippen Kampagne im Wert von 10,6 Millionen Euro wollte die | |
| > Bundeswehr ihr Image aufbessern. Jetzt gibt es einen kleinen Aufstand im | |
| > Netz. | |
| Bild: Ein mancher wird das wohl mit einem Ja beantworten. | |
| BERLIN taz | „Wir kämpfen auch dafür, dass Du gegen uns sein kannst. Mach, | |
| was wirklich zählt!“ Das ist nur einer der Sprüche, mit denen die Deutsche | |
| Bundeswehr seit kurzem offensiv im Rahmen einer 10,6 Millionen Euro teuren | |
| Werbekampagne für sich wirbt. Für die Karrierechancen beim Militär. Für die | |
| Friedensarbeit Deutschlands. Für den Einsatz in Kriegsgebieten. | |
| Schön gemacht, oder? | |
| Im Netz wird diese Kampagne seit Montagmorgen nun scharf attackiert – und | |
| mit einer Camouflage aufs Korn genommen. Denn während die bereits auf | |
| Irritation angelegte Kampagne der Bundeswehr auf eine [1][Webseite] führte, | |
| von wo aus interessierte Nachwuchsmilitärs sich gleich einen Termin für ein | |
| Bewerbungsgespräch organisieren konnten, lädt die Camouflage der | |
| Bundeswehr-GegnerInnen auf folgende [2][Homepage] ein. Auf den ersten Blick | |
| sind die beiden Seiten schwer auseinanderzuhalten. Wie wurde das nur | |
| möglich? | |
| ## Die Schwachstelle war ein Ä | |
| Zwar hatten sich die Urheber der umstrittenen Bundeswehr-Kampagne | |
| zahlreiche Webseiten, die einen möglichen Kampagnenbezug haben könnten, | |
| vorsichtshalber registrieren lassen (zum Beispiel machwaszählt.de) – aber | |
| eben nicht alle. Das Berliner „Peng-Kollektiv“, ein Netzwerk von | |
| AktionskünstlerInnen und AktivistInnen, hatte eine Homepage gefunden, die | |
| noch frei war: machwaszaehlt.de. | |
| Dort ist nun auf einer der Bundeswehr-Kampagnenseite in der Anmutung eben | |
| sehr ähnlichen Webseite zu erfahren, was aus Sicht der Kritiker bei der | |
| Armee passiert. Die Homepage empfängt ihre Besucher mit der Frage „Du | |
| glaubst, es ist cool Soldat/in zu sein?“ Dann listen die Bundeswehrkritiker | |
| etwa auf, in wie vielen Auslandseinsätzen das deutsche Militär sich derzeit | |
| befindet und wie viele Soldaten in den letzten Jahren ihr Leben verloren. | |
| „Wir haben zur Kenntnis genommen, dass die Bundeswehr in Ihrer gesamten | |
| Kampagne nie Wörter wie ‚Tod‘, ‚Töten‘, ‚Sterben‘ oder ‚Krieg�… | |
| sagt ein Sprecher des Peng-Kollektivs, der sich Phillip Fisch nennt. „Das | |
| wollen wir mit unserer Kampagne ausgleichen.“ | |
| Im Netz hat das Erfolg. Der Hashtag [3][#machwaszaehlt] schaffte es am | |
| Montag in die Top-Twitter Rankings in Deutschland gleich hinter | |
| #HelmutSchmidt – und hat sich seitdem verselbständigt. Inzwischen twittern | |
| Menschen unter dem Hashtag verschiedenste Formen der politischen und | |
| ästhetischen Kritik in Richtung Bundeswehr. Besonders beliebt sind Fotos | |
| von Hintern, die in die Kamera gehalten werden. Es kursieren im Netz | |
| zahlreiche weitere Abwandlungen von Plakaten der Bundeswehr-Kampagne. Einer | |
| der Sprüche: „Willst Du auch mal Zivilisten töten? Mach was zählt!“ | |
| ## Eine ordentliche Abrechnung lohnt sich nicht | |
| Im Hintergrund der Aktion des Peng-Kollektivs steht übrigens eine | |
| sogenannte Agentur für die Zivilgesellschaft namens „Die Populistinnen“. | |
| Dahinter verbirgt sich eine auf zwei Jahre angelegte Kooperation zwischen | |
| dem Peng-Kollektiv und dem Schauspiel Dortmund, die wiederum mit 150.000 | |
| Euro von der Kulturstiftung des Bundes finanziert wird, um das | |
| Zusammenwirken von Stadttheatern und der freien Künstlerszene | |
| voranzubringen. Das Schauspiel Dortmund wirbt gerade offensiv in | |
| AktivistInnenkreisen für verstärkte Kooperationen. So hatten auch die | |
| AktionskünstlerInnen vom [4][Zentrum für Politische Schönheit] bereits eine | |
| Inszenierung in Dortmund realisiert. | |
| Damit wird also die Anti-Bundeswehr-Kampagne direkt aus Staatsgeldern | |
| finanziert? Schön wäre es. Denn der Aufwand einer ordentliche Abrechnung | |
| lohnt sich hier nicht. Die ganze Anti-Bundeswehr-Kampagne, heißt es bei | |
| Peng, habe gerade mal rund 100 Euro gekostet. | |
| Wenn das wahr ist, lässt sich zumindest eines sagen: Im Verhältnis zu den | |
| 10,6 Millionen Euro, die das Bundesverteidigungsministerium investierte, | |
| war dieses Geld wohl äußerst effektiv angelegt. Und alles nur wegen dem Ä. | |
| 23 Nov 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.machwaswirklichzaehlt.de/ | |
| [2] http://www.machwaszaehlt.de | |
| [3] https://twitter.com/search?q=%23machwaszaehlt&src=tyah | |
| [4] http://www.politicalbeauty.de/ | |
| ## AUTOREN | |
| Martin Kaul | |
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