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# taz.de -- Torte auf AfD-Funktionärin: Der Clown wars!
> Mit einer Sahnetorte geht das Peng-Kollektiv auf Beatrix von Storch los.
> Begründung: Als Ultima Ratio müsse der Einsatz von Sahnetorten erlaubt
> sein.
Bild: Für eine regelkonforme Tortung könnte der hier geschnittene Boden berei…
Berlin taz | Die Frage lautet, natürlich, wie immer: Wo verläuft die
Grenze? Es geht um die Landgrenzen Deutschlands, um die Grenzen der
öffentlichen Debatte und in diesem Fall auch um die Grenze des guten
Geschmacks. Beatrix von Storch, Europaparlamentarierin und
AfD-Landesvorsitzende in Berlin hat am Sonntag eine Torte ins Gesicht
bekommen – bei einer nicht-öffentlichen Parteitagung im Kasseler
Pentahotel.
Dort tagte gerade die Bundesprogrammkommission der sogenannten Alternative
für Deutschland (AfD), um über das künftige Programm der Rechtsaußenpartei
zu entscheiden - als zwei Mitglieder des Peng-Kollektivs den Raum betraten.
Einer kam als Clown verkleidet, sang ein Geburtstagslied und warf
schließlich eine Sahnetorte mitten ins Gesicht der AfD-Politikerin. [1][In
einem Internetvideo] ist die Szene dokumentiert. Er wurde anschließend von
den AfD-Mitgliedern im Hotel festgehalten bis die Polizei eintraf – und ihn
vorläufig festnahm. Inzwischen ist er wieder auf freiem Fuß. Der zweite
Aktivist entkam unerkannt.
Die Kunstaktivisten rund um das Peng-Kollektiv haben in der Vergangenheit
wiederholt mit Aufsehen erregenden Aktionen für Schlagzeilen gesorgt –
zuletzt etwa mit [2][der Geheimdienstkampagne Intelexit] oder 2015 mit
einer Kampagne zur [3][Unterstützung von Fluchthelfern]. In Kassel sollte
es wohl genau um den Umgang mit Flüchtlingen in Deutschland gehen. Zuletzt
war die rechte Politikerin von Storch wegen Äußerungen zum Gebrauch von
Schusswaffen an der deutschen Grenze in die Kritik geraten.
Das Peng-Kollektiv argumentiert nun auf der Linie von Beatrix von Storch
und teils in ihrem Duktus. [4][In einem „Bekennerschreiben“] heißt es, ein
Mitglied des Peng-Kollektivs habe heute „zur Sicherung der moralischen
Außengrenze von einer Sahnetorte Gebrauch gemacht.“ Die Rhetorik spielt auf
die Wortwahl der rechten AfD an, aus deren Reihen zuletzt immer wieder ein
hartes Vorgehen gegen Vertriebene aus arabischen Ländern gefordert wurde.
„Derzeit“, heißt es in dem Schreiben weiter, „ist der Gebrauch von Torten
das moralische Gebot der Stunde. Der Tortenwurf ist letztes Mittel am
Grenzbaum zur Unmenschlichkeit und dringlichster Ausdruck direkter
Demokratie.”
## Tortung kennt Regeln
Derzeit diskutiert die parlamentarische wie außerparlamentarische Linke in
Deutschland erregt darüber, mit welchen Mitteln der öffentliche Rechtsruck
sowie die zunehmenden fremdenfeindlichen Übergriffe in Deutschland bekämpft
werden können. Die Torte als politische Waffe ist dabei in Deutschland
weitestgehend verpönt. In anderen europäischen Ländern kommt die Sahnetorte
dagegen regelmäßiger zum Einsatz.
Als einer der Kultivierer des Tortenwurfs gilt [5][der Belgier Noel Godin],
der eine Internationale der Konditoren ausgerufen hat. Demnach kann
Mitglied der Internationalen Tortenwerfer werden, wer für seine Torten zum
Schutze der Gedemütigten ausschließlich Sahne und lockeren Rührteigboden
nutzt – und kurz vor dem Wurf drei mal „Gloub“ sagt.
Das zumindest behauptet der nun festgenommene Peng-Aktivist auch von sich.
Er sagte nach seiner Freilassung der taz, er habe vor dem Tortenwurf drei
mal leise „Gloub“ gesagt. Den ergänzenden Beweis, dass bei von Storch nur
Materialien genutzt worden, die den internationalen Torterie-Richtlinien
entsprechen, will das [6][Peng-Kollektiv in einem Tweet] antreten. Demnach
habe die Torte einen Gesamtwert von 5,97 Euro gehabt. Nun: Wo also verläuft
sie, die Grenze des guten Geschmacks?
28 Feb 2016
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=-kSJubIsmrg&feature=youtu.be
[2] https://www.intelexit.org/
[3] http://www.fluchthelfer.in/
[4] https://tortenbefehl.wordpress.com/2016/02/28/tortaler-krieg-afd/
[5] http://www.gloupgloup.be/
[6] https://twitter.com/PengBerlin/status/703955305365778432
## AUTOREN
Martin Kaul
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