| # taz.de -- Nachruf auf Regisseur Klaus Lemke: Ein lässig Aufrechter | |
| > Klaus Lemke mischte mit unabhängigen Produktionen den Film in Deutschland | |
| > auf. Jetzt ist der krawallfreudige Regisseur mit 81 Jahren gestorben. | |
| Bild: Sein letzter öffentlicher Auftritt: Klaus Lemke am 24.6.2022 beim Filmfe… | |
| Sein größter Feind war das „Staatskino“. Bis zuletzt polemisierte der | |
| Regisseur Klaus Lemke gegen die hiesige Filmförderung, die für ihn | |
| gleichbedeutend war mit institutionalisierter Ödnis. Was für einen Gutteil | |
| der auf diesem Weg entstandenen Kinofilme auch zutreffen dürfte. Lemke | |
| hingegen produzierte lieber für das Fernsehen oder gleich komplett | |
| unabhängig. „Non-Government-Movies“, hieß das bei ihm. | |
| Doch sein liebster und gern variierter Kampfspruch lautete: „Papas | |
| Staatskino ist tot.“ Damit setzte er sich unermüdlich ab vom Slogan „Papas | |
| Kino ist tot“ der Vertreter des Neuen Deutschen Films wie Wim Wenders, | |
| Alexander Kluge oder Volker Schlöndorff. Diese hatten sich ihrerseits im | |
| Anschluss an das „Oberhausener Manifest“ von 1962 als Autorenfilmer vom | |
| muffigen Nachkriegsheimatfilm verabschiedet. | |
| Besonders Alexander Kluge hatte sich zudem, um das Kino in Deutschland als | |
| Kunstform zu etablieren, für die staatliche Filmförderung eingesetzt. 1974 | |
| wurde diese gesetzlich verankert. Für Lemke lief dieser Anerkennungserfolg | |
| allerdings auf staatliche Kontrolle hinaus. Wobei er keinesfalls der | |
| einzige Kritiker der Praxis der Filmförderung war. | |
| ## Lieber schnell und schmuddelig | |
| Lemkes eigenes Kino jedenfalls war entschieden kontrollaversiv, bevorzugte | |
| das Schnelle und mitunter Schmuddelige gegenüber dem handwerklich Perfekten | |
| und Laien gegenüber Profis. Als sein Klassiker gilt der für das Fernsehen | |
| produzierte [1][„Rocker“ von 1972], der im Hamburger Rockermilieu spielt. | |
| Die Münchner Jugend porträtierte er in Komödien wie „Idole“ (1976), | |
| „Sweethearts“ (1977) und „Amore“ (1978), in den Hauptrollen stets seine | |
| „Muse“ Cleo Kretschmer. | |
| Anfang der neunziger Jahre knüpfte er mit „Die Ratte“ an „Rocker“ an, | |
| diesmal mit dem [2][Musiker Rocko Schamoni] als Darsteller und Techno als | |
| Soundtrack. Am Donnerstag ist Klaus Lemke im Alter von 81 Jahren in München | |
| gestorben. | |
| 8 Jul 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Tim Caspar Boehme | |
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