# taz.de -- Nach dem Aufstand der Wagner-Gruppe: Auf erste Freude folgt Ernüch… | |
> Trotz Scheitern des Aufstands sieht man in der Ukraine das russische | |
> Regime im Zerfall. Die Raketenangriffe aus Russland hielten am Wochenende | |
> an. | |
Bild: Während die Wagner-Gruppe auf Moskau zusteuerte, wurde die Ukraine weite… | |
Die samstägliche Freude über den Putschversuch von Wagner-Chef Jewgeni | |
Prigoschin in der ukrainischen Gesellschaft hat einer gewissen Ernüchterung | |
Platz gemacht. Trotz des Hasses auf Prigoschin, der die Hauptverantwortung | |
für die Zerstörung von Bachmut trägt, hatte man gehofft, dass sich [1][die | |
Privatarmee Wagner] mit den regulären russischen Militärs anlegt, beide | |
Kräfte sich gegenseitig zerfleischen und Russland bei diesem Machtkampf die | |
Ukraine aus dem Fokus verlieren würde und man eine günstige Ausgangslage | |
auf dem Schlachtfeld hätte. Diese Hoffnungen haben sich zerschlagen. | |
Erneut sind am Samstag und Sonntag neun ukrainische Bezirke, darunter die | |
Gebiete Tschernihiw, Sumy, Charkiw, Saporischschja und Dnipropetrowsk von | |
Russland beschossen worden, erneut hat die Ukraine Tote durch diese | |
Angriffe zu verzeichnen, berichtet die Ukrajinska Prawda am Sonntag. | |
Doch auch dem misslungenen Putsch kann man etwas abgewinnen. „Prigoschin | |
hat Putin/den Staat erniedrigt und gezeigt, dass es [in Russland] kein | |
Machtmonopol mehr gibt“, zitiert gordonua.com Michail Podoljak, Berater des | |
Chefs der Präsidialadministration. „Russland wird gerade angezählt“, | |
schreibt [2][Olexi Danilow, Chef des nationalen Sicherheits- und | |
Verteidigungsrates]. Seit Samstag, so Danilow auf seiner Facebook-Seite, | |
sei der Zerfallsprozess von Russland unumkehrbar. | |
Der Wagner-Chef sei Teil eines Planes einer Gruppe von unzufriedenen | |
Staatsbeamten und Oligarchen, die Russland destabilisieren wollten. Bereits | |
jetzt halte sich eine Gruppe von Personen in Russland im Verborgenen in | |
Wartestellung, die Verhandlungen mit der Ukraine führen wollten. Darunter | |
sei auch der belarussische Staatschef Lukaschenko, so Danilow. | |
Bis zum frühen Samstagabend hatte in der Ukraine eine fröhliche Stimmung | |
geherrscht. „Am Abend sind die Aufständischen in Moskau“, schrieb Swetlana | |
Krjukowa, stellvertretende Chefredakteurin von strana.news, auf ihrem | |
Telegram-Kanal und schmückte ihren Eintrag mit Popcorn-Symbolen. Den | |
ukrainischen Außenminister Dmitro Kuleba zitierte sie mit den Worten: „Jede | |
Rebellion, jedes Problem, das hinter den feindlichen Linien auftaucht, ist | |
in unserem Interesse.“ | |
Der rechtsradikale Chef des in der Ukraine angesiedelten „Russischen | |
Freiwilligenkorps“, Denis Nikitin, hatte jubelnd analysiert, dass die | |
aktuelle Entwicklung in Russland günstig für die ukrainische Gegenoffensive | |
sei. Nun seien die Soldaten der russischen Armee gezwungen, ihre | |
[3][Stellungen um Bachmut] und Saporischschja aufzugeben, zitierte focus.ua | |
Nikitin. | |
„Jetzt sind die letzten Stunden von Putin gekommen“, sagte die Friseusin | |
Natali in ihrem Geschäft. „Sein Gesicht will ich erleben, wenn er von der | |
Angst ergriffen den Aufständischen gegenübersteht.“ Den Einwand ihrer | |
Kollegin, Prigoschin sei doch der Schlächter von Bachmut und noch viel | |
schlimmer als Putin, wollte niemand gelten lassen. Die Warner waren am | |
Samstag in der Minderheit. | |
25 Jun 2023 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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