| # taz.de -- NPD-Verbot wurde abgelehnt: „Es fehlt an Gewicht“ | |
| > Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden: Die NPD wird nicht | |
| > verboten. Die Rechtsextremen tönen bereits: Nun werde man „durchstarten“. | |
| Bild: Der Zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts hat sich gegen ein Verbot … | |
| Karlsruhe taz | Sie dürfen bleiben: Das Bundesverfassungsgericht hat am | |
| Dienstagmorgen ein Verbot der NPD abgelehnt. Die Rechtsextremen hätten zwar | |
| verfassungsfeindliche Ziele, sagte Gerichtspräsident Andreas Voßkuhle. „Es | |
| fehlt aber derzeit an konkreten Anhaltspunkten von Gewicht, die es möglich | |
| erscheinen lassen, dass ihr Handeln zum Erfolg führt.“ | |
| Die Bundesländer hatten das NPD-Verbot 2013 beantragt, eine ganze Riege an | |
| Innenministern verfolgte das Urteil im Gerichtssaal. Für sie ist es eine | |
| herbe Schlappe. Denn die sieben Verfassungsrichter hatten keinen Zweifel: | |
| Sie fällten ihr Urteil einstimmig. Kein einziger Richter sah die | |
| Möglichkeit eines Verbots. | |
| „Es steht außer Zweifel, dass die Antragsgegnerin nach ihren Zielen und dem | |
| Verhalten ihrer Anhänger die Beseitigung der freiheitlichen demokratischen | |
| Grundordnung anstrebt“, sagte Gerichtspräsident Voßkuhle. Sie strebe eine | |
| ethnisch definierte „Volksgemeinschaft“ an, ihre Politik „missachtet die | |
| Menschenwürde aller“. Sie ist, so Voßkuhle, „mit dem Demokratieprinzip | |
| unvereinbar“. | |
| Allerdings: Die Gefahr für diese Demokratie durch die NPD sei nur | |
| „punktuell“. Die NPD habe es in den 50 Jahren ihrer Existenz nicht | |
| vermocht, sich in den Landesparlamenten festzusetzen. Nur 340 | |
| Kommunalmandate hält die Partei heute noch, dazu einen Sitz im | |
| Europaparlament. Damit ist für die Richter eine Aussicht auf eigene | |
| Mehrheiten ausgeschlossen. | |
| ## Entzug der staatlichen Finanzierung | |
| Auch außerhalb der Parlamente verfüge die NPD nur „über geringe Wirkkraft�… | |
| befand Voßkuhle. Dafür fehle ihr mit knapp 6.000 Mitgliedern schlicht das | |
| Personal. Und auch die vorgetragenen Gewaltdelikte von Parteifunktionären | |
| seien „Einzelfälle“ innerhalb der NPD, keine „Grundtendenz zur Durchsetz… | |
| ihrer verfassungsfeindlichen Absichten“. | |
| All dies, resümierte Voßkuhle, rechtfertige nicht, das Parteiverbot „als | |
| schärfste und überdies zweischneidige Waffe des demokratischen | |
| Rechtsstaats“ gegen die NPD einzusetzen. Die Verfassungsrichter gaben den | |
| Bundesländern aber einen Tipp: Andere Reaktionen, etwa der Entzug der | |
| staatlichen Finanzierung für die NPD, lägen im Ermessen der Gesetzgeber. | |
| NPD-Bundeschef Frank Franz hatte sich schon kurz vor dem Urteil | |
| siegesgewiss gezeigt. „Wir werden definitiv nicht verboten“, sagte er. Nun | |
| werde man „wieder durchstarten“. Die Chancen dafür allerdings sind mau: Die | |
| NPD befindet sich in einer tiefen Krise, sie ist bundesweit in allen | |
| Umfragen nicht mehr messbar. | |
| In der Bundesrepublik wurden überhaupt erst zwei Parteien verboten: 1952 | |
| die Sozialistische Reichspartei und 1956 die KPD. | |
| 17 Jan 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Konrad Litschko | |
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