| # taz.de -- Migrationspolitik in Deutschland: Fortschritte, aber auch Verschär… | |
| > Das Bündnis „Pass(t) uns allen“ kritisiert den Entwurf zum | |
| > Staatsangehörigkeitsrecht. Wer Sozialhilfe bekommt, habe kaum | |
| > Chancen auf Einbürgerung. | |
| Bild: Das Bündnis fordert Erleichterungen bei der Einbürgerung | |
| Berlin taz | Ein modernes Staatsangehörigkeitsrecht [1][versprach die Ampel | |
| im Koalitionsvertrag]. Am Freitag legte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) | |
| einen entsprechenden Gesetzentwurf vor. | |
| Doch das Bündnis „Pass(t) uns allen“ aus rund 50 migrantischen und | |
| rassismuskritischen Organisationen ist noch unzufrieden. In einer | |
| Pressekonferenz am Donnerstag sagte Olga Gerstenberger, Mitinitiatorin des | |
| Bündnisses, man sehe zwar Fortschritte, aber auch Verschärfungen: „Jetzt | |
| ist die Chance, noch Verbesserungen einzufordern.“ Das Bündnis kritisiert | |
| vor allem einen Aspekt: Wer Sozialhilfe bekommt, hat laut Entwurf kaum | |
| [2][Chancen auf Einbürgerung.] | |
| Es gibt nur drei Ausnahmen: sogenannte Gast- oder Vertragsarbeiter:innen, | |
| in Vollzeit Erwerbstätige und Ehe- oder eingetragene | |
| Lebenspartner:innen, wenn ein minderjähriges Kind im Haushalt lebt. | |
| Damit würden wohl Menschen, die Angehörige pflegen, Alleinerziehende oder | |
| auch Menschen mit Behinderung sich nicht mehr einbürgern lassen können. | |
| Auch Kinder, die über ihre Eltern Sozialhilfe beziehen, könnten das nicht. | |
| Laut „Pass(t) uns allen“ verschärft das die aktuelle Rechtslage. | |
| Derzeit können sich auch Sozialhilfeempfänger:innen einbürgern | |
| lassen, wenn sie die Sozialhilfe nicht zu vertreten haben – also selbst | |
| nichts für den Sozialhilfebezug können. Da Kinder, Pflegende oder auch | |
| Menschen mit Behinderung oft keine andere Möglichkeit haben, außer | |
| Sozialhilfe zu empfangen, würde das aktuelle Gesetz ihnen die Einbürgerung | |
| ermöglichen. Auch wer durch äußere Umstände, wie etwa | |
| Konjunkturschwankungen, den Job verliert, könnte sich noch einbürgern | |
| lassen. Der neue Entwurf deckt alle diese Fälle wohl nicht ab. | |
| ## Armutsbetroffene von der Teilhabe ausgeschlossen | |
| Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Umgang mit Menschen ohne Pass. Denis | |
| Neselovskyi von der Organisation Statefree, kritisierte: „Der Entwurf | |
| berücksichtigt die 126.000 Menschen im Land ohne Staatsangehörigkeit | |
| nicht.“ Staatenlosigkeit in Deutschland nehme zu, da Kinder den Status qua | |
| Geburt von ihren Eltern übernehmen. Das Bündnis fordert daher einen | |
| klareren Umgang mit Staatenlosen und Erleichterungen bei der Einbürgerung. | |
| Zudem sollen Kinder, die hier geboren werden, auch die deutsche | |
| Staatsbürgerschaft erhalten. | |
| Und dann wird es noch grundsätzlich: Der Gesetzentwurf schließe | |
| Armutsbetroffene von der Teilhabe aus. Clemens Hauser von der Organisation | |
| „Wir wählen“ fragt: „Kann in einer Demokratie die Teilhabe vom Einkommen | |
| abhängen?“ | |
| Transparenzhinweis: Wir haben ein versehentlich falsch zugeordnetes Zitat | |
| entfernt. Die Redaktion | |
| 25 May 2023 | |
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| Moritz Müllender | |
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