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# taz.de -- Messerattacke in Mannheim: Angriff auf Anti-Islam-Aktivisten
> Ein Mann greift eine Kundgebung des Rechtsextremisten Michael
> Stürzenberger auf dem Marktplatz in Mannheim an. Er verletzt dabei
> mehrere Personen.
Bild: Krankenwagen und Polizeiautos auf dem Marktplatz von Mannheim nach der Tat
Mannheim/Berlin taz | Am Freitag ist es bei einer Kundgebung des bayrischen
Rechtsextremisten und Anti-Islam-Aktivisten [1][Michael Stürzenberger] in
Mannheim zu einem schweren Messerangriff gekommen. Auf einem Video aus
einem Livestream sieht man, wie ein Mann mit einem Messer auf eine Person
einsticht – auch, als diese schon zu Boden gestürzt ist. Als weitere
Personen und ein Polizist dazwischengehen, sticht der Angreifer auch auf
den Beamten und weitere Personen ein. Anschließend wird der Täter von
anderen Polizisten niedergeschossen und verletzt.
Die Polizei sprach zunächst nur von einem größeren Einsatz auf dem
Marktplatz. Eine Sprecherin bestätigte der taz, dass es mehrere Verletzte
gab, ein Rettungshubschrauber sei im Einsatz. Die Gruppe von Stürzenberger,
„Pax Europa“, erklärte, dass Stürzenberger selbst und weitere Helfer
niedergestochen worden seien. Es sei zu „schwersten Verletzungen“ gekommen.
Am Nachmittag berichtete die dpa unter Verweis auf Sicherheitskreise, dass
ein niedergestochener Polizeibeamter in Lebensgefahr schwebe.
Stürzenberger tritt seit vielen Jahren öffentlich mit islamfeindlichen
Thesen auf und reist mit seiner „Bürgerbewegung Pax Europa“ durchs Land. Er
gehörte auch zu den Mitorganisatoren des Münchner Pegida-Ablegers. Mit
seinen Kundgebungen will er angeblich über den „politischen Islam“
aufklären. Nach eigener Auskunft hat seine Gruppe seit 2018 bundesweit rund
130 Kundgebungen abgehalten – zuletzt etwa in Dresden, Leipzig oder
Wuppertal. Immer wieder kam es zu Gegenprotesten.
## Mögliches islamistisches Motiv
Der bayrische Verfassungsschutz attestiert Stürzenberger eine
„verfassungsschutzrelevante Islamfeindlichkeit“ und beobachtet auch „Pax
Europa“. Das Amt wirft ihnen vor, eine Abschaffung der Religionsfreiheit
für Muslime anzustreben. Muslime seien für sie „Menschen zweiter Klasse“.
Stürzenberger ist auch auf Social Media sehr aktiv und Autor der
rechtsextremen Webseite „PI News“.
Über den Angreifer war zunächst nichts bekannt. AfD-Politiker*innen wie
Beatrix von Storch machten umgehend Islamisten verantwortlich, die
„gestoppt“ werden müssten.
Zurückhaltender äußerte sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD): „Die
Ermittlungen werden die Hintergründe dieser Tat aufklären, insbesondere den
Hintergrund und die Motive des Täters“, sagte sie. „Wenn die Ermittlungen
ein islamistisches Motiv ergeben, dann wäre das eine erneute Bestätigung
der großen Gefahr durch islamistische Gewalttaten, vor der wir gewarnt
haben.“
In einer Botschaft auf der Plattform X äußerte sich auch Kanzler Olaf
Scholz (SPD). „Meine Gedanken sind bei den Opfern. Gewalt ist absolut
inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden“,
schrieb er.
Die Bundestagsabgeordnete Lamya Kaddor, innenpolitische Sprecherin der
Grünen-Fraktion, verurteilte die Tat ebenfalls, verwies aber auch auf
Stürzenbergers Hintergrund. „Unsere Demokratie lebt von Rede und Gegenrede.
Stürzenberger ist ein bekannter ‚Islamkritiker‘, der durchaus Abwertendes
und Hasserfülltes zum Islam kundtut. Die Antwort auf Hass darf nicht noch
größerer Hass sein. Und schon gar nicht Gewaltanwendung“, schrieb sie auf
der Plattform Bluesky.
In der Vergangenheit hatten Islamisten immer wieder gegen Personen
agitiert, die etwa Koranverbrennung verübten. In Deutschland wurden 2013 in
Nordrhein-Westfalen vier Islamisten festgenommen, die einen [2][Anschlag
auf den Rechtsextremen Markus Beisicht] geplant haben sollen. Sie wurden
später zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt.
31 May 2024
## LINKS
[1] /Islamfeindlichkeit-in-Deutschland/!5055779
[2] /Islamisten-wegen-Anschlags-angeklagt/!5046415
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Mannheim
Gewalt
Polizei
Social-Auswahl
Attentat
Schwerpunkt Islamistischer Terror
Islamismus
Islamfeindlichkeit
Islamfeindlichkeit
Holger Münch
Schwerpunkt AfD in Berlin
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