# taz.de -- Massaker an Drusen in Syrien: Gegen die Gewalt der Islamisten | |
> In Berlin demonstrieren Hunderte gegen die Massaker an Drusen in Syrien. | |
> Auch in Deutschland wird die Minderheit von Islamisten bedroht. | |
Bild: Trotzen den islamistischen Drohungen: Drusen vor der US-Botschaft in Berl… | |
Berlin taz | Sie stehen in der prallen Sonne vor der US-Botschaft am | |
Brandenburger Tor. Viele sind aus umliegenden Städten angereist. Rund | |
10.000 Drusen von weltweit einer Million leben in Deutschland. In Berlin | |
protestieren Hunderte von ihnen gegen ein Massaker, das Tausende Kilometer | |
entfernt tobt, und ihre Familien direkt trifft. | |
In As-Suwaida, einer drusisch geprägten Region im Süden Syriens, | |
[1][eskaliert seit einer Woche die Gewalt.] Sunnitische Milizen, | |
HTS-Kämpfer und regierungstreuen Truppen überziehen die Region mit | |
gezielten Angriffen. Hunderte Zivilisten wurden laut Menschenrechtsgruppen | |
ermordet, teilweise enthauptet, ganze Dörfer in Brand gesetzt. | |
Tareq Alaows, [2][flüchtlingspolitischer Sprecher von Pro Asyl], ist selbst | |
Druse und hat Angehörige verloren: Zwei Onkel und ein Cousin wurden | |
getötet. Er spricht von Völkermord: „Nicht nur Drusen werden angegriffen, | |
sondern ganz Suweida, also auch Christen. Aber die Absicht geht gezielt in | |
Richtung unserer Auslöschung.“ | |
Seit Tagen organisiert Alaows mit anderen täglich Proteste in Berlin. Dafür | |
erhält er Drohungen. „Ich wurde auf Demos gefilmt, man droht mir mit | |
Verfolgung meiner Familie. Einige derjenigen, die mich angreifen, habe ich | |
selbst im Asylverfahren unterstützt. Aber ich werde nicht aufhören, mich | |
für die Rechte aller einzusetzen, unabhängig von Religion.“ | |
## Hoffen auf die USA | |
Seine Cousine Zeina Alaous hat gerade ihr Abitur in Berlin gemacht. Die | |
Ohnmacht ist spürbar. „Wir sind machtlos. Es ist schwierig, politisch Gehör | |
zu finden, obwohl das einer der wenigen Wege ist, wie wir hier helfen | |
können.“ Sie hat Abgeordnete kontaktiert und wartet bis heute auf Antwort. | |
Gleichzeitig erlebt sie offenen Hass. „Ich saß in der U-Bahn, da sagte | |
jemand: ‚Wir werden sie alle schlachten.‘ Ich hatte Angst.“ Auch Menschen | |
aus ihrem direkten Umfeld posten in den sozialen Medien gegen die Drusen. | |
„Ich frage mich: Mit wem habe ich all die Jahre gelebt?“ | |
Omar Alkadamani, Mitorganisator der Kundgebung, hat zwei Onkel zweiten | |
Grades verloren, einer von ihnen wurde mit seiner Frau geköpft. „Ich habe | |
Angst, alles zu verlieren“, sagt er. Und doch bleibt er unbeugsam. „Sie | |
können uns morden, foltern, unsere Würde angreifen, aber wir bleiben | |
kämpferisch.“ | |
Seine Familie lebt in Suweida. Strom und Lebensmittel sind seit Tagen | |
blockiert. Die Region ist abgeriegelt, die Welt schaut kaum hin. Von | |
einigen bekommt er Unterstützung, erzählt der Leipziger Aktivist, doch | |
gleichzeitig berichtet er von Diffamierungen. „Viele glauben der Propaganda | |
der syrischen Regierung und stellen unsere Würde in Frage. Das macht mich | |
traurig.“ | |
Der Protest richtet sich bewusst an die USA. Sie haben Einfluss auf die | |
syrische Regierung [3][unter Ahmed Al-Scharaa], das angeblich zur | |
Stabilisierung militärisch in Suweida eingriff, in Wahrheit aber Kämpfer | |
mobilisiert und die Gewalt anheizt. Sie fordern ein Ende der Angriffe, | |
Schutz für Zivilisten, humanitäre Korridore und unabhängige | |
Beobachtungstruppen. Dafür sollen Deutschland und die USA Druck auf die | |
syrische Interimsregierung ausüben. | |
21 Jul 2025 | |
## LINKS | |
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## AUTOREN | |
Daniela Sepehri | |
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