# taz.de -- Lehrkräftemangel in Berlin: Wenige schaffen die Uni | |
> Die Zahl der Lehramtsabsolvent*innen an den Berliner Universitäten | |
> ist rückläufig. Gewerkschaft kritisiert schlechte Studienbedingungen. | |
Bild: Zu wenige Studierende im Lehramt schaffen den Sprung vor die Tafel | |
BERLIN taz | Der chronische Fachkräftemangel in den Berliner Schulen dürfte | |
sich in den kommenden Jahren eher noch verschärfen. Das legen Zahlen der | |
Wissenschaftsverwaltung auf eine Anfrage der Linken-Abgeordneten Franziska | |
Brychy und Tobias Schulze nahe, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. | |
Demnach ist die Anzahl der Absolvent*innen in den Lehramtsstudiengängen | |
für Sekundarschulen und Gymnasien an den drei großen Berliner Universitäten | |
rückläufig: Schlossen 2018 noch 705 Studierende ihren Lehramtsmaster an der | |
Humboldt-Universität, der Freien Universität oder der Universität der | |
Künste erfolgreich ab, waren es 2021 nur noch 599. | |
Warum die Zahl der erfolgreichen Absolvent*innen sinkt – obwohl die | |
Studienplatzkapazitäten erhöht wurden – weiß die Verwaltung von | |
Wissenschaftssenatorin Ulrike Gote (Grüne) allerdings nicht. | |
Linken-Politiker Schulze kritisiert das: Zu den Aufgaben der Unis gehöre es | |
zwingend, „Abbruchgründe zu ermitteln“. Nur dann könne man auch | |
„entsprechend gegensteuern“. | |
Die Wissenschaftsverwaltung hingegen sagt, das gäbe die Datenlage der | |
Universitäten schlicht nicht her: Es könne „nicht differenziert“ werden, | |
„welcher Anteil der Exmatrikulationen tatsächlich auf einen Studienabbruch | |
zurückzuführen ist und in welchen Fällen die Fortsetzung des Studiums zu | |
einem späteren Zeitpunkt oder an einer anderen Hochschule erfolgt“, heißt | |
es in der Antwort auf die Linken-Anfrage. Daher sei eine | |
„Abbrecher*innenquote nicht ermittelbar“. Die Studierenden müssten den | |
Grund für die Exmatrikulation auch nicht angeben. | |
## Zielzahl „krachend verfehlt“ | |
Die Bildungsgewerkschaft GEW indes vermutet den Grund für die sinkenden | |
Absolvent*innenzahlen in den schwierigen Studienbedingungen. Die | |
Betreuungssituation sei schlecht, sagte Landesvorsitzende Martina Regulin | |
am Mittwoch. Die Zielzahl von 2.000 Absolvent*innen pro Jahr (inklusive | |
Grundschullehramt) werde mit rund 855 im Jahr 2021 „krachend verfehlt“. | |
Im Rahmen der Berliner Bildungsinitiative Schule muss anders hatten sich | |
Ende Januar auch wissenschaftliche Mitarbeiterinnen in der | |
Lehrkräftebildung zu Wort gemeldet. Sie klagten über Personalmangel in der | |
Lehre, was zu überfüllten Seminaren und wenig Betreuung im Praxissemester | |
an den Schulen führe. Durch den Ausbau der Studienplatzkapazitäten habe | |
sich das noch verschärft. | |
Die Wissenschaftsverwaltung widerspricht: Die „aus der Beratungspraxis | |
bekannten Gründe“ für einen Studienabbruch lägen „selten im konkreten | |
Studium begründet, sondern in finanziellen oder persönlichen Problemlagen. | |
In diesem Jahr vehandelt der rot-grün-rote Senat wieder turnusmäßig mit den | |
Unis über die Ausbildungsplatzkapazitäten. Bis 2027 soll die Zahl der | |
Studienplätze weiter ausgebaut werden – was die Qualitätsfrage in der Lehre | |
verschärfen dürfte. Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) sagte auf | |
taz-Anfrage, es sei wichtig, „dass ein kontinuierliches Studium ermöglicht | |
wird“. Nach Busses Einschätzung spielt zudem auch die Pandemie eine Rolle, | |
dass zuletzt weniger die Uni erfolgreich abschließen. | |
16 Feb 2022 | |
## AUTOREN | |
Anna Klöpper | |
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