# taz.de -- Lehren aus der verheerenden Pisa-Studie: Ein Ruck nach dem Schock | |
> Die Pisa-Ergebnisse lösen Besorgnis aus, konkrete Verbesserungsvorschläge | |
> existieren bereits. Bund und Länder müssten nur endlich handeln. | |
Bild: Ein neues Programm hier oder ein paar Millionen da, das reicht einfach ni… | |
Zu den [1][verheerenden Pisa-Ergebnissen deutscher Schüler:innen] sind | |
diese Woche viele Worte gefallen. Von Kanzler Scholz („besorgniserregend“) | |
bis zu Möchtegern-Kanzler Söder („ein Schlag ins Gesicht Deutschlands“) h… | |
sich die halbe Nation zu einer Stellungnahme berufen gefühlt. Einig sind | |
sich alle in dem vernichtenden Urteil, selbst die sonst so streitlustigen | |
Ampelmänner und -frauen. | |
Doch wenn es um konkrete Vorschläge geht, wie der Leistungsabfall an | |
Schulen gebremst und die anhaltende Chancenungleichheit abgefedert werden | |
können, ist es schnell vorbei mit der Einigkeit. | |
Bildungsforscher:innen mahnen, wie [2][wichtig eine gezielte Förderung | |
schon im Vorschulalter wäre]. Politiker:innen versprechen, den | |
Unterricht so anzupassen, dass wieder alle lesen, schreiben und rechnen | |
lernen. Schulen und Gewerkschaften sehen vor allem im Personalmangel die | |
Ursache für die Misere. | |
Richtig liegen sie alle. Wobei auf den neuerlichen Pisa-Schock auch die | |
Einsicht folgen muss, dass ein neues Programm hier oder ein paar Millionen | |
da einfach nicht mehr reichen. Bund und Länder müssen handeln – und zwar in | |
allen oben genannten Punkten. | |
Eine flächendeckende Kita-Versorgung, die so wichtig wäre für | |
benachteiligte Kinder, scheitert vor allem an den oft [3][miesen | |
Arbeitsbedingungen für die Fachkräfte]. Wenn dem Staat die Bildungsarbeit | |
an einem Gymnasium aber doppelt so viel wert ist wie die in der Kita, wer | |
kann sich da noch über fehlendes Personal wundern? Zumal angehende | |
Erzieher:innen für ihre Ausbildung teils noch immer bezahlen müssen. | |
Motivationsbremse ist für diesen Zustand noch ein freundliches Wort. | |
## Positivbeispiel Hamburg | |
Ebenso rätselhaft ist, warum die meisten Bildungsminister:innen, die ja | |
gern die gestiegene Heterogenität in Klassen beklagen, nicht konsequent auf | |
frühe Sprachförderung setzen. Wie sehr die helfen kann, macht seit Jahren | |
Hamburg vor – das sich auch deshalb vom Bankdrücker zum (teils) | |
Klassenbesten gemausert hat. | |
Und, weil es seine Schulpolitik wie kein anderes Land auf Daten stützt. | |
Hamburger Schulen erhalten zusätzliche Stellen, wenn sie im sozialen | |
Brennpunkt liegen oder bei Tests besonders mies abschneiden. Es ist gut, | |
dass der Bund hier die Länder in die Pflicht nimmt und beim geplanten | |
„Startchancenprogramm“ für Brennpunktschulen auf eine Mittelvergabe nach | |
sozialen Kriterien pocht. | |
Muss sich nur zusätzliches Personal finden. Ihre entsprechenden Pläne haben | |
die Länder am Freitag vorgestellt: darunter ein neuer Master für | |
Ein-Fach-Lehrkräfte und eine bessere Bedarfsprognose. Man muss den | |
Ministerien Glück wünschen – den Kindern zuliebe, die der Staat beim | |
Aufstiegsversprechen bislang im Stich lässt. Traurig nur, dass es dazu eine | |
Pisa-Studie braucht. | |
8 Dec 2023 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Pauli | |
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