# taz.de -- Landesregierung erneuert Corona-Regeln: Senat mag 2G nicht vorschre… | |
> Bei „Optionsmodell“ sollen Gastronomen und Kulturanbieter selbst | |
> entscheiden, ob sie bei 3G bleiben oder nur Geimpfte und Genesene | |
> reinlassen. | |
Bild: Gesundheitssenatori Kalayci (SPD) stellte die Haltung des Senats zu 2G un… | |
BERLIN taz | Der Senat drängt zwar zu weiteren Impfungen, mag den Druck | |
aber nicht durch eine generelle 2G-Regelung erhöhen. Die würde bedeuten, | |
dass stadtweit nur noch Geimpfte und Genesene Zugang zu Restaurants oder | |
etwa Kultureinrichtungen hätten und nicht länger, wie aktuell bei der | |
3G-Regelung, auch Getestete. Stattdessen beschloss die rot-rot-grüne | |
Landesregierung am Dienstag ein „Optionsmodell“: Dabei können die | |
jeweiligen Lokale oder Anbieter selbst entscheiden, ob für ihre Kunden und | |
Besucher 2G oder 3G gilt. Senatssprecherin Melanie Reinsch begründete das | |
der taz gegenüber mit rechtlichen Gründen: Der Senat könne einem Restaurant | |
2G nicht vorschreiben, weil es die außen vor lasse, die sich nicht impfen | |
lassen könnten. | |
Staatlich vorgeschrieben ist 2G in der neuen Fassung der Berliner | |
Corona-Verordnung nur in Clubs, bei Prostitution und bei Saunen mit | |
Aufgüssen. Hier gab es in den vergangenen Monaten ein Verbot, bis jüngst | |
das Verwaltungsgericht urteilte, Clubs – in der Verordnung als | |
„Tanzlustbarkeiten“ eingestuft – müssten unter 2G-Bedingungen wieder öf… | |
dürfen. | |
Der Anreiz, auf 2G umzusteigen, soll laut Gesundheitssenatorin Dilek | |
Kalayci (SPD) darin bestehen, dass Lokale und sonstige Anbieter keiner | |
Maskenpflicht und keinem Abstandsgebot mehr unterliegen, wenn sie nur noch | |
Getestete und Genesene einlassen. Die Beschränkung auf 2G verringert zwar | |
den potenziellen Kundenkreis. Im Gegenzug aber kann etwa ein Gastwirt sein | |
Restaurant wieder wie in Vor-Pandemie-Zeiten voll auslasten, weil es keinen | |
Mindestabstand zwischen den Tischen mehr gibt. | |
Das führte Kalayci in der Pressekonferenz nach der Senatssitzung aus, in | |
der die Landesregierung die Optionsregel beschloss. Obergrenzen gibt es | |
aber weiter: Ins Olympiastadion dürfen nach ihren Worten auch bei 2G statt | |
der maximal möglichen 76.000 Menschen nur 25.000, was auch für andere | |
Veranstaltungen gelten soll. Für den Marathonlauf am Wahltag, dem 26. | |
September, gilt laut Kalayci 3G – zum Mitlaufen reicht also eine | |
Testbescheinigung statt eines Impfzertifikats. | |
## Auch mit Impfung ist eine Infektion möglich | |
Unter den ersten Reaktionen war die des Deutschen Gaststätten und | |
Hotelverbands: „Das Wahlrecht für Betreiber war unsere Präferenz“. Anders | |
urteilte FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja, der sich ebenfalls gegenüber | |
der Deutschen Presse-Agentur äußerte: Damit werde der Weg geebnet für eine | |
„Impfpflicht durch die Hintertür“. | |
2G landesweit zu beschließen und Ausnahmen für jene zuzulassen, die sich | |
gern impfen lassen würden, es aber derzeit nicht können – [1][unter | |
12-Jährige] und Vorerkrankte –, ist laut Kalayci aus epidemiologischen | |
Gründen nicht möglich. „Wir wissen einfach, dass bei einer Mischung aus | |
Geimpften und nicht Geimpften im Raum das Infektionsrisiko hoch ist“, sagte | |
die Senatorin. In jenem Szenario würden sich Geimpfte und Genesene ohne | |
Maske und Abstand in unmittelbarer Nähe von bloß Getesteten bewegen. | |
Auch mit Impfung ist eine Infektion möglich – die Erkrankten gelten dann | |
als „Impfdurchbrecher“. Anfänglich betraf das einen Geimpften unter 4.000, | |
inzwischen hat sich die Wahrscheinlichkeit erhöht. | |
Als Beispiele für Bereiche, in denen das Optionsmodell gilt, nannte Kalayci | |
neben der Gastronomie körpernahe Dienstleistungen, Freizeitangebote, Zoos, | |
Sport oder Spielhallen. Einige andere Bereich sind laut Kalayci hingegen | |
von der Optionsmöglichkeit ausgenommen: Bei Gottesdiensten, | |
Parteiversammlungen und Wahlen sowie „grundsätzlichen Versorgungsbereichen“ | |
im Einzelhandel soll 2G nicht möglich sein. | |
Vollständig geimpft, also entweder einmal mit dem Impfstoff von Johnson & | |
Johnson oder zweimal mit allen anderen, waren am Dienstag der | |
[2][Senatskanzlei zufolge 62,2 Prozent]. Das ist noch nicht mal ein | |
Prozentpunkt mehr als vor einer Woche, als die Quote 61,4 betrug. | |
Regierungschef Michael Müller (SPD) hatte damals nach der Senatssitzung | |
gesagt, dass er die Politik an der Grenze dessen sieht, was an | |
Impfmotivation möglich ist – er forderte deshalb mehr privates Engagement, | |
von Gastronomen oder Sportveranstaltern. | |
Offen ist der Senat laut Kalayci für eine Regelung, Lohn und Gehalt in | |
einer Quarantäne nicht weiter zu zahlen, wenn es sich um nicht geimpfte | |
Beschäftigte handelt, die „selbstverschuldet“ in Quarantäne müssen. Unkl… | |
soll bloß noch sein, ab wann das gilt – „es kann nicht sein, dass jedes | |
Bundesland das allein regelt“, sagte Kalayci und forderte von der | |
Bundesebene eine entsprechende Vorlage: „Wenn diese Regelung kommt, werden | |
wir das auch umsetzen.“ | |
14 Sep 2021 | |
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[1] /Corona-Regeln-fuer-Berliner-Schulen/!5793041 | |
[2] https://www.berlin.de/corona/lagebericht/ | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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