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# taz.de -- 2G-Protest in Hamburg: „Kinder verdienen Normalität“
> Die „Initiative Familie“ demonstriert am Sonntag gegen 2G für Kinder und
> Jugendliche. Die Falschen würden vom kulturellen Leben ausgeschlossen.
Bild: Sollte auch für ungeimpfte Kinder zugänglich bleiben, fordern Eltern: B…
taz: Frau Kuricova, warum gehen Eltern Sonntag in Hamburg auf die Straße?
Anna-Maria Kuricova: Wir wenden uns dagegen, dass die 2G-Regelung auch für
Kinder von zwölf bis 17 Jahren gilt. Die hätten nur Zutritt zu Orten wie
Restaurants oder Theater, wenn sie geimpft oder genesen sind. Auch
Schwangere und Stillende werden durch die Regel von Teilhabe
ausgeschlossen.
Wieso? Ältere Kinder und Schwangere können doch geimpft werden.
Der Hamburger Senat stellt Veranstaltern frei, sich für 2G oder 3G mit Test
zu entscheiden. Aber so schiebt er die Verantwortung ab. Das bringt nicht
nur Veranstalter in eine prekäre Situation, sondern auch uns Familien.
Wollen Veranstalter die Hütte voll bekommen, müssen sie andere
ausschließen. Ab dem 25. September müssen Kinder geimpft sein, um Zutritt
zu bekommen.
Wo ist das geregelt?
Es wurde [1][vom Senat so angekündigt]. Kinder sollten sechs Wochen Zeit
haben sich zu impfen, danach gelte 2G auch für sie. Es soll jetzt am
Dienstag im Senat aber noch mal besprochen werden, ob man die Kinder doch
ausnimmt aus dieser Regelung.
Mal praktisch gefragt: Eine Pizzeria wendet 2G an. Können Zwölfjährige da
rein?
Nur wenn geimpft sind.
Und jüngere Kinder?
Die könnten Pizza essen.
Was spricht dagegen, 12- bis 17-Jährige zu impfen?
Nichts. Die „[2][Initiative Familie]“ ist Impfbefürworter. Wir haben eine
hohe Impfquote in unserem Verein. Wir sind total dafür und freuen uns, dass
diese Kinder jetzt eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission, der Stiko,
haben. Nur kritisieren wir scharf, dass soziale Teilhabe und Bildung von
diesem Status abhängig gemacht wird. Auch die Stiko sagt, bei Kindern darf
Impfung nicht Voraussetzung für soziale Teilhabe sein. Das wird mit dieser
Regelung ignoriert.
Bildung ist ja weiter offen. Die Schulen haben kein 2G.
Aber wenn die Schule zum Beispiel Ausflüge ins Museum macht, dann stehen da
die ungeimpften Kinder draußen vor. Und jetzt kommt die Zeit der
Weihnachtsmärchen, der Theaterbesuche, da sind die raus. Oder
Sportveranstaltungen, das zieht ja große Kreise.
Ungeimpfte Kinder werden von Kultur ausgeschlossen?
Ja.
Könnte 2G nicht Ansporn sein, Kinder schnell zu impfen?
So ist es gedacht. Aber bei 17 Millionen ungeimpften Erwachsenen, den Druck
bei den Kindern zu erhöhen, ist falsch. Es sollten Aufklärungskampagnen für
Erwachsene gestartet werden, sich impfen zu lassen. Es wurde anfangs
Solidarität mit den vulnerablen Gruppen eingefordert, wo bleibt jetzt die
Solidarität mit den Kindern?
Laut Plan gilt 2G für ältere Kinder ab dem 25. September?
Vermutlich. Die momentane Verordnung endet an diesem Tag. Danach könnten
Zwölf bis 17-Jährige betroffen sein. Und es gibt schon Betreiber, die sich
klar zu 2G bekennen. Wir verstehen das. Die hatten durch die Krise
wirtschaftliche Einbußen und müssen gucken, dass sie die Säle wieder
füllen. Aber was machen wir mit unseren Kindern? Wenn eine Gruppe von
14-Jährigen ins Kino will und da sind zwei ungeimpfte dabei, bleiben die
dann draußen? Das ist eine Diskriminierung.
Was ist Ihre Forderung?
Der Senat sollte die 2G-Regelung für Kinder zurücknehmen. Man könnte
Niedersachsen folgen. Dort werden alle bis im Alter zu 17 Jahren aus der
2G-Regelung ausgeklammert. Ich hörte von einem großen Sportverein hier in
Hamburg. Die sagen: Wir kontrollieren, dass die Erwachsenen 2G sind. Dafür
durften die Kinder auch rein, wenn sie nicht geimpft waren.
Haben Sie denn schon mit dem Senat gesprochen?
Wir bemühen uns immer wieder um Gespräche mit den Verantwortlichen. Wir
machen Aktionen, schreiben offene Briefe und gehen ins Gespräch, um die
Situation zu verbessern.
Ist denn eine Demo nötig?
Ja. Vielen ist nicht klar, dass die Kinder ausgeschlossen werden und was
für Folgen das hat. Wir hören, dass Lehrer sich da einen Spaß draus machen
und auf dem Sportplatz abfragen: Und, alle mal Arme hoch, wer ist geimpft?
Da werden Kinder stigmatisiert.
Sie wollen, dass der 17-Jährige anders behandelt wird als jemand, der über
18 ist?
Sagen wir so: Die Kinder haben wegen Corona viel eingesteckt, wir sehen
viele Kollateralschäden. Bildungschancen wurden eingeschränkt, die Gewalt
nahm zu, die Belastung für alle Familien war groß. Kinder litten an
Bewegungsmangel, es gibt Übergewicht, Magersucht, Depressionen. Ich arbeite
auch mit Jugendlichen und habe viele gesehen. Kinder verdienen jetzt vor
allem eins: Normalität. Schließt man sie jetzt von Freizeit und Sport aus,
sind Kinder nach 18 Monaten Pandemie wieder die Leidtragenden.
Wie blicken Sie auf den Herbst? Kommt es wieder zu Schulschließungen?
Es ist bei vielen Eltern die große Sorge, dass es eine Dauerschleife gibt,
ein Albtraum, der nicht endet. Die Schulen zu schließen, war immer das
schnellste Mittel. Das Öffnen dauert Monate. Das können wir so nicht mehr
dulden. Andere Länder verzichten jetzt auf Masken in Grundschulen. Das
wollen wir auch. Es braucht kindgerechte Hygienemaßnahmen an den Schulen.
Wäre es dafür nicht gut, dass viele Kinder geimpft sind?
Stimmt. Aber ungeimpfte Schüler dürfen jetzt nicht die Begründung für
erneute Schulschließungen sein.
Treffpunkt der Demo „Bedingungslose soziale Teilhabe für Kids & Teens!“ ist
Sonntag, 16 Uhr, beim Grünen Jäger an der Feldstraße
19 Sep 2021
## LINKS
[1] /Hamburger-Senat-beschliesst-2G-Modell/!5791362
[2] https://www.initiativefamilien.de/aktuelles/offener-brief-an-die-kanzlerkan…
## AUTOREN
Kaija Kutter
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Familie
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