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# taz.de -- Kommentar Medien und Görlitzer Park: Die sinnfreie Empörung der H…
> Der Parkranger vom Görlitzer Park äußert eine Idee, wie man Dealer und
> Parkbesucher besser integrieren kann. Sofort wird er in der Luft
> zerrissen.
Bild: Die Kapitulation des Rechtsstaates bleibt vorerst aus: Die Farbe ist wass…
Der Zirkus war abzusehen: Eine Geschichte aus Berlin muss nur die Worte
Kreuzberg, Dealer und Park enthalten, schon blickt ganz Deutschland via
Spiegel.de und Faz.net auf die Stadt und sagt: „Tssssss.“ Und obwohl die
Kopfschüttler schon vorher wissen, dass aus dem linksgrün-versifften
Sündenpfuhl nichts Gutes kommen kann, zerren sie die üblichen Verdächtigen
vors Mikro, die den üblichen Mist absondern. Die Großbuchstaben-Presse mixt
dazu noch ein paar Unwahrheiten – fertig ist der klickträchtige Skandal.
Dieses Mal war der Ausgangspunkt die gar nicht so blöde Idee der
rbb-„Abendschau“, zu gucken, wie es im Görlitzer Park nach zweieinhalb
Jahren Arbeit von Parkranger und Parkläufern so aussieht. Ranger Cengiz
Demirci erzählt viel Interessantes: etwa dass es jetzt ein
Hundeauslaufgebiet gibt. Und dass es eine grundsätzlich andere Politik
brauche, um das bekannte Problem zu lösen: „Geben wir den Dealern die
Möglichkeit zu arbeiten, würden hier 90 Prozent sofort aufhören.“
Leider ist Demirci so unvorsichtig, auch von seiner Idee zu sprechen, wie
man verhindern könnte, dass Dealer geballt zusammenstehen und Parkbenutzer
so regelrecht durch ein Spalier gehen müssen. Er zeigt handgesprayte rosa
Linien auf dem Asphalt, die Stehplätze für Dealer markieren sollen. Zwar
ist die Idee sichtlich inoffiziell – nicht einmal in Kreuzberg werden
Amtshandlungen rosa aus der Hüfte gesprayt. Dennoch wittern gewiefte
Journalisten sofort „die Story“: Kapituliert da nicht „der Staat“ vor �…
Kriminellen“?
Ja, schreien FDP, CDU, Polizeigewerkschaft und Innensenator einhellig.
Völlig unter geht die bedächtige Mahnung des Bezirksstadtrats, man müsse
die Realität anerkennen: Eine Vertreibung der Dealer werde das Problem nur
verlagern. Unter geht auch, dass die Law-und-Order-Seite nicht einmal den
Hauch einer besseren Idee hat. Im Gegenteil: In der „Abendschau“ erinnert
der GdP-Sprecher erst an die „Null-Toleranz-Politik“ des rot-schwarzen
Vorgängersenats, die mit massiver Polizeipräsenz einherging, und erklärt
dann, dass es das Drogenproblem im Park seit zehn Jahren gibt. Und kommt zu
dem Schluss, man könne es eben nur „mit Polizeipräsenz“ bekämpfen. Leider
fragt die Moderatorin nicht: Aber wenn die doch nichts bringt?
## Dealer müssen nicht mal zahlen
Den Vogel schießt aber wie so oft die Springer-Presse ab, die enttäuscht
feststellt: Die „offiziell für den Drogenverkauf“ reservierten Quadratmeter
wollten die Dealer offenbar gar nicht nutzen. „Obwohl sie dafür nicht
einmal zahlen müssen“, mault die B.Z. Sinnfrei wie der Satz ist, weist er
womöglich in die richtige Richtung: Besteuerung der Dealer-Einnahmen.
Dagegen kann nicht einmal der Kreuzberger CDU-Vorsitzende Kurt Wansner
etwas haben.
9 May 2019
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
Görlitzer Park
Drogenpolitik
Indymedia
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Görlitzer Park
Schwerpunkt Rot-Rot-Grün in Berlin
Drogendealer
Boris Palmer
Görlitzer Park
Racial Profiling
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