# taz.de -- Kampf gegen Tierkrankheit: Vieh wegen Maul- und Klauenseuche gekeult | |
> Um den Virusausbruch in Brandenburg zu stoppen, wird möglicherweise | |
> infiziertes Vieh getötet. Nicht-EU-Länder könnten deutsche Agrarimporte | |
> verbieten. | |
Bild: Auf Seuchenpirsch: Männer in Schutzkleidung und mit Gewehren gehen zu ei… | |
Berlin taz/dpa | Die Behörden haben am Montag weiter versucht, den Ausbruch | |
der [1][Maul- und Klauenseuche] (MKS) bei Nutztieren in Brandenburg zu | |
begrenzen. Auf einem Agrarbetrieb in Schöneiche bei Berlin würden 55 Ziegen | |
und Schafe sowie 3 Rinder vorsorglich gekeult, sagte eine Sprecherin des | |
Landkreises Oder-Spree. Der Hof habe Heu von dem Betrieb in dem Ort Hönow | |
bezogen, wo das Virus in Proben von Wasserbüffeln nachgewiesen worden war. | |
Zuvor waren bereits rund 170 Schweine im Landkreis Barnim getötet worden, | |
weil dieser Tierbestand in der Nähe des Ausbruchsorts liegt. | |
Zwar ist die Krankheit laut dem bundeseigenen | |
[2][Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit] nicht auf den Menschen | |
übertragbar. Aber der potenzielle ökonomische Schaden für die | |
Landwirtschaft ist enorm. Denn für Klauentiere wie Rinder, Schafe, Ziegen | |
und Schweine ist MKS eine hochansteckende Viruserkrankung. Besonders | |
betroffen sind Milchrinder. Infizierte Tiere leiden zum Beispiel an hohem | |
Fieber sowie Blasenbildung an Maul und Klauen; die Kühe geben weniger | |
Milch. | |
Für die Landwirte ist auch problematisch, dass viele Staaten außerhalb der | |
EU Importe von beispielsweise Schweinefleisch aus Ländern mit | |
MKS-Ausbrüchen verbieten. Im aktuellen Fall haben das laut | |
Bundesagrarministerium bereits unter anderem Südkorea und Mexiko | |
angekündigt. Der Handel mit Agrarprodukten, die nicht aus den Sperrzonen | |
stammen, sei innerhalb der EU weiterhin möglich, so ein Sprecher des | |
Ministeriums. | |
Der Schweinesektor hat nicht viel zu verlieren, denn nachdem 2020 in | |
Deutschland auch die Afrikanische Schweinepest ausgebrochen war, haben die | |
meisten Drittländer – allen voran China – bereits Importe von | |
Schweinefleisch aus der Bundesrepublik untersagt. Für die Milchbranche aber | |
steht viel auf dem Spiel. Milchprodukte gehören zu den wichtigsten Exporten | |
der deutschen Landwirtschaft. Sollten nun große Auslandsmärkte wegfallen, | |
würden die Milchpreise wohl sinken. | |
## „Wir haben es satt“-Demonstration in Berlin | |
Noch sei es aber zu früh, die ökonomischen Schäden abzuschätzen, ergänzte | |
der Ministeriumssprecher. Tatsächlich ist nicht einmal klar, wie weit sich | |
die Seuche in Deutschland verbreitet. Der einzige Fund war bislang in dem | |
Betrieb mit den Wasserbüffeln in Brandenburg. | |
Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, forderte Bund | |
und Länder auf, das Seuchengeschehen, „mit aller Kraft und konsequent“ zu | |
bekämpfen: „Es muss alles darangesetzt werden, um diesen Ausbruch | |
einzudämmen“, sagte Rukwied. Der Schaden sei erheblich, weil Exportmärkte | |
wegfielen. Er verlangte dafür auch schon „Lösungen, die die Tierhalter | |
entlasten“. Die Landwirte erhalten zwar für getötete Tiere Entschädigungen | |
aus der Tierseuchenkasse, aber nicht für indirekte Einbußen etwa durch | |
niedrigere Preise. | |
Die Veranstalter der „Wir haben es satt“-Demonstration für eine Agrarwende | |
am 18. Januar in Berlin haben bereits Konsequenzen aus dem Ausbruch | |
gezogen: Anders als bei ihren Demos in den Vorjahren werden Landwirte nicht | |
mit Traktoren an der Kundgebung teilnehmen. „Uns ist das Risiko zu groß, | |
dass zum Beispiel infizierter Mist an Treckern klebt und so das Virus durch | |
die Gegend fährt“, sagte der taz Xenia Brand, Bundesgeschäftsführerin der | |
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft. | |
13 Jan 2025 | |
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[2] https://www.fli.de/de/aktuelles/tierseuchengeschehen/maul-und-klauenseuche/ | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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