# taz.de -- Jens Spahn über „Homo-Heilung“: „Eine Form von Körperverlet… | |
> Der Gesundheitsminister will Konversionstherapien, die Homosexualität | |
> heilen sollen, verbieten. In der taz kündigt er eine Lösung bis zum | |
> Sommer an. | |
Bild: Hier gibt's nix zu heilen | |
taz: Herr Spahn, es gibt radikale ChristInnen, die [1][glauben, dass man | |
Homosexualität heilen müsse]. Seit Monaten fordern AktivistInnen von Ihnen, | |
solche [2][kruden Konversionstherapien gesetzlich zu verbieten]. Wann | |
handeln Sie? | |
Jens Spahn: Homosexualität ist keine Krankheit und deswegen ist sie auch | |
nicht therapiebedürftig. Deswegen bin ich für ein Verbot der | |
Konversionstherapie. Ich halte nichts von diesen Therapien, schon wegen | |
meines eigenen Schwulseins. Ich sage immer, der liebe Gott wird sich was | |
dabei gedacht haben. Jetzt geht es um die praktische Umsetzung. Ich werde | |
das Gespräch mit der zuständigen Justizministerin Katarina Barley suchen. | |
Das Gesetz muss klar genug sein, damit es Wirkung entfaltet. | |
Der Grüne Volker Beck hat dazu bereits 2013 einen Gesetzentwurf | |
eingebracht. Er wollte Konversionstherapien als Ordnungswidrigkeit mit | |
mindestens 500 Euro Geldbuße bestrafen. Was halten Sie davon? | |
Mir ist die Ordnungswidrigkeit eine Nummer zu klein. Das Berufsrecht sollte | |
regeln, dass es Konsequenzen für die Ausübung des Berufs hat, wenn jemand | |
diese Therapien anbietet. Im Sozialrecht sollte erklärt werden, dass es | |
keine Vergütung für diese Angebote geben darf. Für das Strafrecht ist noch | |
fraglich, welches Strafmaß angemessen ist. Die Grünen wollten damals eine | |
Geldbuße in Höhe von 500 Euro. Das finde ich nicht übermäßig abschreckend. | |
Sie haben sich im August schon einmal für ein Verbot von | |
Konversionstherapien ausgesprochen. Sie sagten damals, Sie wüssten nicht, | |
wie das gesetzlich umgesetzt werden kann. Sind Sie jetzt schlauer? | |
Wir wollen dazu eine Schnellstudie bei der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld | |
in Auftrag geben. Dabei soll zusammengetragen werden, was in anderen | |
Ländern rechtlich passiert ist, zum Beispiel in Malta, New York und | |
Australien. Auf dieser Grundlage werden wir dann entscheiden, was wir in | |
Deutschland umsetzen können. Dazu müssen wir aber noch Kollegen der anderen | |
Ressorts überzeugen. | |
Wann kommt die Schnellstudie? | |
Ich fände es gut, wenn wir uns bis zum Sommer auf einen Regelungsvorschlag | |
geeinigt haben. | |
Es ist umstritten, ob nur Konversionstherapien an Minderjährigen verboten | |
werden sollen oder auch Angebote für Erwachsene. Was ist Ihre Position? | |
Wir sollten das Gesetz möglichst weit fassen. Für Minderjährige muss es auf | |
jeden Fall gelten. Rechtlich können diese Angebote heute schon eine Form | |
von Körperverletzung sein, nicht nur bei Minderjährigen. | |
Das Gesundheitsministerium sagte noch im vergangenen Juli, dass es kein | |
Verbot anstrebe. Wieso jetzt die Wende? | |
Ich habe immer gesagt, dass ich mir ein Verbot vorstellen kann. Nachdem | |
jetzt monatelang nichts passiert ist, bin ich willens, dem Ganzen mehr | |
Aufmerksamkeit und Nachdruck zu verleihen. | |
Aber wieso ist in den vergangenen Monaten von Ihrer Seite nichts passiert? | |
Es gab einen größeren Abstimmungsbedarf, weil wir das Thema nicht allein | |
federführend bearbeiten. | |
In Bremen und Hessen wollen die Regierungsfraktionen das Verbot als | |
Bundesratsinitiative einbringen. Schließen Sie sich dem an? | |
Jeder, der konkrete Vorschläge hat, ist herzlich willkommen. Aber die | |
Debatte krankt daran, dass jeder sagt: Müssen wir regeln. Eine Petition ist | |
schnell geschrieben. Die Frage, wie wir das konkret regeln, ist noch nicht | |
beantwortet. | |
Aber als Minister sind Sie doch zuständig. | |
Deswegen werden wir jetzt auch zusammen mit dem Justizministerium eine | |
Regelung erarbeiten. | |
Konversionstherapien werden in Deutschland überwiegend von Evangelikalen | |
angeboten, und die sind auch in der Union organisiert. Wie wollen Sie das | |
Gesetz gegen die Widerstände in der eigenen Partei durchsetzen? | |
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in der Unionsfraktion im Bundestag | |
einen Anhänger von Konversionstherapien gibt. | |
15 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Markus Kowalski | |
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