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# taz.de -- Illegale „Umerziehung“ Homosexueller: Geheime Kurse in Spanien …
> Ein Bistum nahe Madrid bietet „Heilung“ von Homosexualität an. Ein
> Journalist hat diese illegalen Konversionstherapien aufgedeckt.
Bild: Seit die illegalen Therapien bekannt wurden, protestieren LGBTI-Aktivist*…
Madrid taz | Das Bistum in Alcalá de Henares, einer Stadt unweit von
Madrid, führt geheime Kurse durch, in denen Homosexualität „geheilt“ werd…
soll. Das hat jetzt der Journalist Ángel Villascusa der spanischen
Onlinetageszeitung eldiario.es aufgedeckt. Er gab sich als Schwuler aus,
der seine sexuelle Orientierung bekämpfen wolle und besuchte eine erste
Sitzung der „Umerziehungstherapie“ im Familienberatungszentrum der Diözese.
[1][Diese Art von pseudotherapeutischen Programmen] sind in der Region
Madrid [2][gesetzlich verboten] – auch dann, wenn der Betroffene freiwillig
dort hingeht. Das regionale Gesetz gegen LGTBI-Phobie verbietet alles, was
darauf abzielt, die Geschlechtsidentität zu ändern. Es drohen Strafen von
bis zu 45.000 Euro. Experten des Rates der Psychologen in Spanien warnen,
dass solche Programme zu „Angstneurosen und zu Selbstmord führen können“.
„Ich könnte dafür ins Gefängnis kommen“, erklärte dem Bericht zufolge a…
die „Therapeutin“ zu Beginn der Sitzung und mahnte den „Patienten“ zum
Schweigen auch gegenüber engsten Vertrauten, Familie und Freunden. „Sie
haben bereits eine tief verwurzelte Angewohnheit. Um mit einem Mädchen eine
Beziehung zu haben, müssen Sie sich selbst kontrollieren.“
In einem Dokument, dass die Beraterin, die über keinerlei ärztliche
Ausbildung verfügt, ihrem vermeintlichen Patienten vor der Sitzung
zuschickte, ist von „einer Verletzung, die geheilt werden kann“ die Rede.
Es wird empfohlen, „weniger zu masturbieren und keine Pornografie zu
konsumieren“. Schuld am „Fehlverhalten“ sei unter anderem die elterliche
Erziehung.
## Homosexualität wird als Trauma bezeichnet
Die versandten Dokumente sprechen nicht von Homosexualität sondern von
einem „Trauma AMS/PMS“ – der Anziehung und Projektion gegenüber Menschen
des gleichen Geschlechts. „AMS ist der Schrei, der Alarm, das Fieber, das
Sie warnt, dass etwas in Ihnen reifen muss, kultiviert werden muss. Wenn
die schwule Lüge/Manipulation nicht alle Ecken und Enden unserer Welt
überflutet hätte […] wäre es ein Leichtes, […] die Anziehungskraft für …
gleiche Geschlecht zu überwinden“, heißt es dort.
„Dank anonymer Hinweises hatten wir seit einigen Wochen Kenntnis von dem,
was im Bistum vor sich geht“, erklärte Eduardo Rubiño, Abgeordneter der
linksalternativen Podemos. Die Recherchen hätten geholfen, die
Informationen zu vervollständigen. Der Parlamentarier erstattete umgehend
Anzeige gegen das Bistum in Alcalá de Henares.
Nach der Veröffentlichung des Artikels auf eldiario.es meldeten sich
weitere Betroffene. Die Anzeige wird von LGTBI-Gruppen unterstützt. „Lieben
kann nicht geheilt werden. Die LGTBI-Phobie schon“, erklärte Santiago
Rivero, Sprecher der größten spanischen Homosexuellenvereinigung Cogam
Selbst der Verbraucherschutzverband Facua meldete sich zu Wort und sprach
von „schwerwiegenden Vorfällen“.
In einer Stellungnahme verteidigte das Bistum die Kurse. Sie würden nicht
der „Umerziehung“ dienen, sondern der „integralen, spirituellen und
seelsorgerischen Begleitung“. Alle Anschuldigungen seien deshalb
„Diffamierung“ und „Fake News“.
4 Apr 2019
## LINKS
[1] /Politik-gegen-Konversionstherapien/!5573010
[2] /Konversionstherapien-in-Deutschland/!5577138
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Konversionstherapie
Spanien
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten
Katholische Kirche
Schwerpunkt LGBTQIA
Kriminalität
Madrid
Psychotherapie
Grüne Schleswig-Holstein
Lesestück Recherche und Reportage
Bundesministerium für Gesundheit
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