# taz.de -- Hamburgs neue Synagoge rückt näher: Aufgabe erfüllt | |
> 107.000 Unterstützer:innen für eine neue Synagoge: | |
> Bornplatz-Initiative meldet Erfolg – und beendet ihre Aktivitäten. | |
Bild: Wir fahren nach Berlin: Bornplatz-Unterstützer:innen vor dem Reichstag, … | |
HAMBURG taz | Auch die Krone war wieder dabei. Zu ihrem vorletzten Termin | |
lud am Mittwoch die [1][Initiative für den Wiederaufbau der | |
Bornplatzsynagoge] ins Eimsbüttel-Haus. Sie übergab ihren Abschlussbericht | |
an den Senat und die Jüdische Gemeinde – diese beiden seien nun, so | |
Initiativengründer Daniel Sheffer, die maßgeblichen Akteure für den Neubau | |
am historischen Ort. Die Kampagne hingegen, die der Unternehmer selbst | |
gegründet hatte: Sie sei nun nicht mehr nötig. | |
Mit auf dem Podium stand, eben, jene Torahkrone aus der 1938 zerstörten und | |
1939 abgetragenen „Neuen Synagoge“. 82 Jahre nach der Reichspogromnacht, am | |
9. November 2020, war das silberne Objekt zurückgekehrt, symbolisch | |
wenigstens, in sein einstiges Zuhause. Es war der Auftakt der Kampagne, die | |
nun nicht von ungefähr am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers | |
Auschwitz-Birkenau endete. | |
## Für den Bau, gegen den Hass | |
Eine Gedenkveranstaltung im Hamburger Lohsepark, da wo einst [2][am | |
Hannoverschen Bahnhof] die Deportationszüge Richtung Osten abfuhren: Das | |
war am späten Mittwochvormittag die allerletzte Sache, die im Rahmen der | |
Kampagne noch auf die Beine gestellt wurde. Und neben dem Ja zum | |
Wiederaufbau der Synagoge formulierte sie seit November ausdrücklich auch | |
ein „Nein zu Antisemitismus“. | |
Dafür nun derart viel Unterstützung zu erfahren, „das ist keine | |
Selbstverständlichkeit“, sagte Sheffer – aber auch, dass kein Gebäude | |
allein den Antisemitismus bekämpfen werde: Wer da hasse und hetzte, das | |
seien ja auch lebendige Menschen. | |
Der nun vorgestellte Bericht ist aus Sicht der Initiative eine | |
Erfolgsgeschichte: 107.000 Unterstützer:innen haben sich zum | |
Synagogenprojekt bekannt, manche per Unterschrift, aber viele auch durch | |
andere Formen der Interaktion: Klicks, Zuschriften, Tweets, Likes, E-Mails | |
und Telefonanrufe. | |
Anhand erfasster IP-Adressen wissen die Macher:innen, dass die | |
Unterstützung wesentlich aus Hamburg kam, aber überraschend oft auch aus | |
dem unmittelbaren Umland. Zur Kenntnis genommen, nicht nur medial, wurde | |
die Kampagne aber noch mal weit darüber hinaus: Berichte erschienen auch in | |
Großbritannien, den USA und Israel. | |
## Breit aufgestellter Beistand | |
107.000-facher Rückhalt: Damit wurde das selbstgesteckte Ziel von 100.000 | |
Unterschriften übertroffen – nicht um spektakulär viel, aber immerhin. | |
Sheffer sprach mehrfach vom breiten, überparteilichen und -konfessionellen | |
Rückhalt: [3][Einstimmig hatte die Bürgerschaft] vor knapp einem Jahr, im | |
Februar 2020, den Weg frei gemacht für das Projekt. Inzwischen ist auch das | |
Geld für den Bau in Sicht: [4][Je 65 Millionen Euro] haben der Bundestag | |
und die Hansestadt zugesagt. | |
Dieser Tage endlich ist auch eine schon im November angekündigte | |
Machbarkeitsstudie ausgeschrieben worden: Im Spätsommer wird mit | |
Ergebnissen gerechnet. Erst dann, so Sheffer, könne auch die Diskussion ums | |
Wie des Wiederaufbaus wirklich geführt werden: etwa darum, wie die neuen | |
Synagoge aussehen soll – und wem sie offen steht. | |
28 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Kampagne-gegen-Antisemitismus-in-Hamburg/!5724012 | |
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## AUTOREN | |
Alexander Diehl | |
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